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Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Titel: Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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verschlossenen Türen. Ihre Mitglieder nahmen sich Zeit und legten ihre Theorien vor, wenn sie der Meinung waren, etwas zu sagen zu haben.
    Levin wich instinktiv zurück, als sich Birgitta Severin zu ihr vorbeugte. Sie benutzte ein starkes Parfüm, und ihre dreireihige Perlenkette klapperte leise.
    »Ich habe mir deinen erweiterten Selbstmord etwas genauer angesehen und versucht, ihn unvoreingenommen zu betrachten«, sagte sie.
    »Ach? Warum?«, fragte Levin misstrauisch. »Die Ermittlung wurde doch eingestellt.«
    »Weil du Hilfe brauchst«, erwiderte Severin.
    »Woher weißt du das?«
    Severin zuckte mit den Achseln und nickte in Richtung Tür, was wohl bedeuten sollte, dass Gerüchte im Umlauf waren.
    »Erzähl«, sagte Levin und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, weil ihre Kollegin ihr zu nahe gekommen war.
    Severin erhob sich und ging, während sie sprach, im Büro auf und ab. Sie sah alles an außer Levin.
    »Die meisten Menschen verbinden Mütter mit Mutterschaft«, sagte sie und hielt inne. »Eine Mutter, die ihr Kind tötet, ist etwas Unerhörtes, etwas fundamental Falsches. Nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Levin.
    »Ich wusste, dass du mir zustimmen würdest, aber dieses Bild ist vereinfacht. Wir glauben, dass die Mutter das Kind nicht verletzen kann, weil sie es zur Welt gebracht hat. Deterministischer, romantischer Unsinn.«
    Pia Levin begann zu verstehen, warum so viele im Präsidium einen Bogen um die Alphagruppe machten. Vielleicht stimmte es ja wirklich, dass sämtliche Mitglieder ziemlich verrückt waren und eine Analyse benötigten?
    »Mord wird von der Gesellschaft als ein von Männern verübtes Verbrechen betrachtet. Männer morden. Wenn eine Frau tötet, wird das als ein Fehler betrachtet, der eingehend erläutert werden muss. Aber die Wahrheit ist, dass Frauen zu allen Zeiten getötet haben, allerdings bedeutend seltener als Männer.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    Severin drehte sich um und sah sie an.
    »Du musst dich von der Idee lösen, dass ungewöhnliche Umstände den Mord an Vilja Kramer ausgelöst haben. Falls die Mutter die Täterin war, meine ich.«
    »Wie meinst du das?«
    »Suche nach gewöhnlichen Motiven. War sie psychisch instabil, oder neigte sie zu Wutausbrüchen oder Eifersucht? Dort wirst du die Antwort finden. Ganz gleichgültig, ob es jetzt die Mutter oder der Vater war.«
    »Aber das eigene Kind zu töten …«
    »Das ist die strengste Strafe für einen Verrat. Man nimmt das Kind. Damit endet der Stammbaum. Ein Verhalten, das ebenso alt ist wie die Menschheit.«
    »Seit den alten Griechen haben wir uns doch wohl ein Stück weiterentwickelt?«, protestierte Levin.
    »Wirklich?« Birgitta Severin zog eine Braue hoch. Dann verließ sie das Zimmer.
    Levin wusste nicht, was sie von dem Besuch halten sollte. Er war gleichzeitig kurz und lang gewesen. Und irgendwie unwirklich.

D as Fenster war so beschlagen, dass man fast nicht hindurchsehen konnte. Die elektrischen Heizkörper verbreiteten eine ungleichmäßige und trockene Wärme auf der Kommandobrücke. Holtz kniff die Augen zusammen und beobachtete eine schemenhafte Gestalt, die auf dem Kai auf und ab ging. Kapitän Svanberg sog lautstark an seiner kalten Pfeife. Er summte vor sich hin, ohne es selbst zu merken.
    »Ich habe ihn fast noch nie etwas fangen sehen«, sagte er und nickte in Holtz’ Blickrichtung.
    »Steht er oft dort?«
    »Ja. Er tauchte vor einigen Monaten auf. Er ist immer da, wenn wir einlaufen und wenn wir ablegen, unabhängig vom Wetter.«
    »Ein seltsames Leben?«
    »Ich weiß gar nicht mal. Jeder trifft seine Entscheidungen, nicht wahr?«
    »Hat er sonst keinen Lebensinhalt? Ich meine, abgesehen davon, mit einer Angel hier auf dem Kai herumzustehen?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe mich nie mit ihm unterhalten. Ich grüße nur, wenn ich an ihm vorbeigehe. Ich glaube, er war früher Seemann.« Svanberg sog wieder an seiner Pfeife.
    Holtz sah den Kapitän, der zurückgelehnt auf dem hohen Stuhl neben ihm saß, erstaunt an.
    »Warum glauben Sie das?«
    »Er erstarrt immer etwas, wenn ich an ihm vorbeigehe. Er reckt sich gewissermaßen. Das tun alle Seeleute, wenn sich einer der Offiziere nähert.«
    »Ach?«, sagte Holtz sichtlich interessiert.
    »Das ist so mit den Seeleuten. Egal, wie modern die Schiffe werden, und egal, wie sehr sich die Gesellschaft hinsichtlich Demokratie und Mitbestimmung verändert, der Respekt vor der Obrigkeit sitzt den Seeleuten auch nach Generationen noch in den Knochen. Das ist schon

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