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Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Titel: Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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Ohren nicht.
    »Die Leichen stapeln sich förmlich, wenn du mir diesen Ausdruck verzeihst. Ich muss Prioritäten setzen, ich habe ganz einfach nicht genügend Leute, und da die operative Leitung ihr Votum abgegeben hat, unternehme ich nichts weiter. Aber ich wollte es dir trotzdem zeigen«, meinte sie.
    Levin biss sich auf die Unterlippe. Die positive Energie, über die sie sich noch vor einer Stunde gefreut hatte, war verschwunden.
    »Hast du das Mädchen hier? Vilja Kramer?«, fragte sie dann.
    »Ja, wieso?«
    »Darf ich sie sehen?«
    »Warum? Die Sache ist doch eingestellt.«
    »Darf ich sie sehen?«, wiederholte Pia Levin langsam und mit Nachdruck. Ihre Kopfschmerzen kehrten zurück, und ihr Magen zog sich zusammen. »Ich muss sie sehen.«
    Ulla Fredén nickte, löste die Bremse der Bahre und verschwand mit der Leiche.
    »Warte hier«, rief sie auf dem Weg zum Kühlraum.
    Levin spürte die Kälte, als die Tür geöffnet wurde. Gefühle übermannten sie. Die Begegnung mit Beata Heneland hatte schlummernde Gedanken zum Leben erweckt, und eigentlich wollte sie diesen kalten Raum voller Edelstahl und Tod gerne verlassen, wollte in die Frühlingswärme hinausspazieren. Sie sollte die Sache auf sich beruhen lassen und sich neuen Herausforderungen stellen. Die Ermittler hatten entschieden, wie der Vorfall abgelaufen war. Mutter oder Vater hatten das Kind getötet, indem sie seinen Kopf in Folie gewickelt hatten. Über das Motiv ließen sich nur Mutmaßungen anstellen, aber Menschen waren zu den fürchterlichsten Dingen fähig. Unbegreifliche Taten konnten durch eine wirkliche oder eingebildete Krise ausgelöst werden. Angelica hatte ihren Mann erschlagen, entweder aus Wut oder Panik oder um aus irgendeinem Grund die ganze Familie auszulöschen. Dann hatte sie sich erhängt. Das war laut der Alphagruppe, die den Fall analysiert hatte, durchaus wahrscheinlich.
    Nach der Stellungnahme der Alphagruppe hatte niemand mehr umdenken, weitere Fakten sammeln oder eine neue Beurteilung vornehmen wollen, obwohl die Gruppe wie immer nachdrücklich darauf hingewiesen hatte, dass es sich nur um eine Hypothese handele. Levin hatte das schon früher erlebt. Der Weg des geringsten Widerstands.
    Vielleicht ist es ja wirklich so gewesen, dachte sie und wollte gehen.
    »Du, ich habe es mir anders überlegt«, rief sie Ulla Fredén zu, die sich im Kühlraum aufhielt und nicht zu sehen war.
    Die Gerichtsmedizinerin antwortete nicht, und nach einer Weile folgte ihr Levin. Sie blieb in der Tür des Kühlraumes stehen. Die kalte Luft umfing ihr Gesicht, und der Geruch drängte sich ihr auf. Mitten im Kühlraum lag auf einer Bahre das kleine Mädchen nackt und tot. Das blaue Laken, mit dem die Leiche bedeckt gewesen war, war herabgeglitten und zu Boden gefallen.
    Fredén stand reglos mit dem Rücken zu Pia Levin da.
    »Ulla?«, flüsterte Levin.
    Die Gerichtsmedizinerin drehte langsam den Kopf zu ihr um. Levin hatte die Chefin der Gerichtsmedizin noch nie weinen sehen.
    »Ulla?«, flüsterte Levin nochmals.
    »Ich vergaß«, sagte Fredén schwach.
    »Was?«, sagte Levin. Ihr Blick kehrte zu der toten Vilja Kramer zurück, und sie dachte an das Krokodil, hatte plötzlich den Geruch wieder in der Nase.
    »Dass wir für sie da sind. Jemand hat sie getötet, und nur wir können für Gerechtigkeit sorgen. Ich vergaß, dass sie nicht nur Statistik ist, nicht nur eine Zahl in einer Zahlenkolonne, nicht nur ein administratives Problem«, sagte sie und strich Vilja Kramer über die Wange.
    Pia Levin ging langsam auf die Bahre zu und stellte sich neben die Gerichtsmedizinerin. Sie schwiegen lange.
    »Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht. Das verspreche ich dir, meine Kleine.« Levin beugte sich vor, um das blaue Laken aufzuheben. Behutsam deckte sie das tote Mädchen zu.
    Wie weit wage ich ohne Auftrag zu gehen?, überlegte Levin auf dem Weg in ihr Büro. Kaum hatte sie auf ihrem Stuhl Platz genommen, da klopfte es. Die Besucherin trat ein, ohne ein Herein abzuwarten, und setzte sich auf die Kante von Levins Schreibtisch. Birgitta Severin hatte eine sehr dramatische Art. Als Chefin der Alphagruppe wusste sie, dass ihre Standpunkte oft in Frage gestellt wurden. Versuchte man, das Innere eines Menschen zu beschreiben, wie er dachte und warum er zu gewissen Handlungen fähig war, wurde man ständig angezweifelt. Severin drückte sich häufig überdeutlich aus.
    Die Alphagruppe trat öffentlich selten in Erscheinung und agierte nur hinter

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