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Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Titel: Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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Minos stand ein Eiskübel mit einer Flasche. Das Schmelzwasser war mit Champagner vermischt, jemand muss also einiges in den Kübel gegossen haben.«
    Brandt kaute weiter auf ihrem Bleistift. Er wippte in ihrem Mundwinkel.
    »Sonst noch etwas?«, fragte sie.
    »Zwei Gläser. Wir haben sie auf DNA-Spuren untersucht, aber noch kein Ergebnis erhalten. Auf beiden waren seine Fingerabdrücke.«
    »Denkbar wäre, dass er auf jemanden wartete, der nicht kam. Vielleicht hat er sich ja selbst ein Glas eingegossen. Der Gast kam nicht, er war enttäuscht und goss den letzten Schluck in den Kübel.«
    »Oder er erhielt Besuch. Ein Besucher, der keinen Champagner trinken wollte und ihn in den Kübel goss«, meinte Holtz.
    »Wer sagt zu Champagner nein?«
    »Jemand, der keinen Alkohol trinkt. Oder jemand, der den Besuch nicht aus Geselligkeit abstattet und es unpassend findet, etwas zu trinken.«
    »Oder jemand, der nicht trinken darf«, sagte Brandt.
    »Und wer sollte das sein?«
    »Jemand, der religiöse Gründe hat. Oder eine schwangere Frau.«
    »Oder jemand, der arbeitet, jemand vom Personal?«, schlug Holtz vor.
    »Vielleicht.« Brandt sah wieder zu den Käfigen hinüber, die inzwischen leer waren.
    Ein Gefühl des Unbehagens breitete sich in Holtz aus. Es machte ihm schon des Längeren zu schaffen, war aber bislang nicht an die Oberfläche gelangt. Andere Gefühle hatten es blockiert. Begehren und Anspannung. Ellen Brandts Argumentation hatte die Schleusen geöffnet.
    Ich muss vollkommen verrückt sein, dachte er und versuchte, unberührt zu wirken. Eine Affäre mit einer möglichen Verdächtigen kann mich meinen Job kosten.
    »Du siehst etwas blass aus, vielleicht solltest du dich ja ausruhen?«, sagte Brandt.
    »Keine Sorge.«
    »Ich habe gehört, dass du eine Kabine an Bord bewohnst.«
    »Ja. Ist das ein Problem?«
    »Nein. Es ist zwar etwas merkwürdig, aber das ist deine Sache. Ich vermute, dass du guten Kontakt zu der Besatzung hast.«
    Holtz rutschte hin und her und konzentrierte sich auf einen Punkt auf Brandts Stirn.
    »Schon …«
    »Du kannst dich ja etwas umhören. Benutz deinen Polizisteninstinkt, schnüffel rum, wo du schon mal dort bist«, meinte sie.
    Holtz atmete auf.
    »Klar, versteht sich von selbst.«
    Ulf Holtz zog den Reißverschluss hoch, betätigte die Spülung und klappte den Deckel hinunter. Es brannte ein wenig beim Pinkeln, oder? Er hatte ein merkwürdiges Gefühl in den Leisten, das vorher nicht da gewesen war.
    Er wusch sich die Hände zweimal und trocknete sie sorgfältig an einem Papierhandtuch ab. Er wusste nichts über Rita Murenius. Hatte sie Familie? Traf sie viele Männer? Was für Männer? Kapitän Svanbergs Bemerkung, sie sei sehr nett, oder wie er das ausgedrückt hatte, erhielt plötzlich eine neue Bedeutung. Holtz hatte keinen Moment an Verhütungsmittel gedacht. Warum auch? Er hatte noch nie in seinem Leben Kondome gekauft. Er hatte auch noch nie jemanden Kondome kaufen sehen. Natürlich hatte er beim Einkaufen die Päckchen hinter der Kasse bemerkt, aber er hatte nie jemanden in der Schlange sagen hören: Eine Schachtel Präservative bitte. Er hatte sich auch nie vorgestellt, selbst einmal welche zu brauchen. Nahid hatte nie etwas gesagt, und Rita war über das Thema ebenfalls hinweggegangen. Vielleicht war es ja seine Verantwortung.
    Ein Druck in der Leiste. Was konnte man sich alles einfangen? Gonorrhö oder Herpes? Aids. Wie blöd konnte man eigentlich sein? Er wusch sich ein weiteres Mal die Hände und betrachtete sich erneut im Spiegel. Er sah müde aus. Die Augen, auf die er als junger Mann so stolz gewesen war, waren jetzt wässerig. Und blutunterlaufen. Ich muss einen Test machen, dachte er und nahm sich vor, nie wieder in diese Situation zu geraten. Nie wieder.
    Der Korridor war leer, und Holtz eilte in sein Büro. Er setzte sich an den Computer, dachte einen Augenblick nach, schrieb dann das Wort »Geschlechtskrankheiten« in die Suchleiste und drückte Enter. Unendlich viel Treffer. Er scrollte durch die Vorschläge, klickte willkürlich einige an, las und suchte weiter. Fotos von Geschlechtsteilen mit venerischen Krankheiten in verschiedenen Stadien gab es zuhauf. Ihm wurde schlecht. Er konnte sich nicht dagegen wehren. Der professionelle Selbstschutz, der immer dann aktiviert wurde, wenn er sich mit Toten und Verletzten beschäftigte, war lahmgelegt. Er war in seinem Innersten getroffen. Die Leisten schmerzten, und sein Mund war trocken. Ich muss mich zusammenreißen,

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