Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Titel: Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
Vom Netzwerk:
gespart und manchmal sogar nichts gegessen hatte, um sich den Stoff leisten zu können. Er war gelb und geblümt. Mercedes hatte das Kleid nur anprobieren, aber nicht tragen sollen. Das hatte sie versprochen. Sie kam sich schön in dem gelben Kleid vor. Und erwachsen. Sie wollte es nur einen Augenblick lang tragen. Nur zum Fluss hinuntergehen und zurück, um Wasser zu holen. Das Kleid flatterte um ihre mageren Beine, als sie mit einem leeren Eimer in der Hand den Pfad entlangrannte.
    Die Puppe lag mitten auf dem Weg, und sie blieb stehen, um sie aufzuheben.
    Er schleifte sie ein Stück in den Wald. Presste ihr seine Hand auf den Mund. Sie bekam keine Luft und hatte eine Heidenangst, dass das Kleid schmutzig werden könnte. Er drückte sie mit einer Hand auf die Erde, riss ihr mit der anderen das Kleid herunter. Das Geräusch des zerreißenden Stoffes übertönte alles andere.
    Mercedes Nunes hörte es immer noch, obwohl so viele Jahre vergangen waren.
    Er ließ sie ein Stück vom Weg entfernt im Wald liegen. Sie entdeckte Blut zwischen den Beinen, es klebte zusammen mit Erde an der Innenseite ihrer Schenkel. Es tat weh. Sie streckte die Hand nach dem zerfetzten Kleid aus, zögerte und wischte sich dann damit zwischen den Beinen ab. Als sie den schmutzigen, gelben Stoff ans Gesicht drückte, roch sie Blut und Erde und etwas anderes. Etwas Herbes. Sie drückte das Kleid fester ans Gesicht, um den Schrei zu dämpfen, der sich nicht unterdrücken ließ.
    Sie erwachte, als es klopfte. Die Decke war zwischen ihre Beine gepresst.
    »Wer ist da?«, rief sie heiser und schlaftrunken.
    »Polizei. Ich suche Mercedes Nunes. Sind Sie das?«, hörte sie eine Stimme jenseits der papierdünnen Tür.
    »Ja. Worum geht es?«
    »Ich möchte mit Ihnen sprechen. Würden Sie bitte aufmachen?«
    Mercedes setzte sich in ihrer Koje auf und befreite sich von der Decke, in der sie sich verfangen hatte.
    »Einen Augenblick.« Sie stand mühsam auf, ging ins Bad und ließ sich kaltes Wasser über das Gesicht laufen.
    Sie kannte den Mann vor der Tür. Er hatte allein auf der Brücke im Tropikarium gestanden und über den Tod gelacht.
    Die Frau, die die Tür öffnete, hatte ein verquollenes Gesicht und den Abdruck eines Kissens auf einer Wange. Ihr Blick war unstet.
    »Darf ich einen Augenblick stören?«, fragte Holtz.
    Sie antwortete nicht, nickte nur und ging in die Kabine voraus. Es duftete sauber und etwas süßlich. Sie setzte sich auf die Koje und bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, auf dem einzigen Stuhl Platz zu nehmen. Er zog den Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich.
    »Ich komme, um mich zu entschuldigen«, sagte er und versuchte, ihren Blick aufzufangen.
    Sie hob den Kopf und sah ihn erstaunt an. Vielleicht auch misstrauisch.
    »Wie meinen Sie das?« Eine Falte tauchte auf Mercedes Nunes’ Stirn auf.
    »Ich glaube, ich habe Ihnen einen Schrecken eingejagt. Sie haben doch gestern vor dem Tropikarium gestanden? Und sind weggelaufen, als ich …«
    »Sie haben gelacht«, erwiderte sie.
    »Ja, stimmt. Ich entschuldige mich dafür, ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Das war sehr unpassend, und das ist eigentlich auch gar nicht meine Art. Ich war vermutlich müde.«
    Sie lächelte und strich eine dunkle Haarsträhne beiseite, die ihr in die Augen gerutscht war. Holtz zuckte zusammen. Mercedes schien dies bemerkt zu haben, sie sah ihn erschrocken an.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Nichts. Ich musste nur gerade an was denken. Sie erinnern mich an jemanden, den ich kenne. Oder kannte, meine ich.«
    Mercedes Nunes’ Miene veränderte sich. Sie war jetzt nicht mehr misstrauisch, sondern neugierig.
    »Und wer war sie?«
    »Niemand Besonderes. Nur eine Frau, die ich einmal kannte«, erwiderte Holtz unsicher. »Wie gesagt, ich wollte mich nur entschuldigen.«
    »Das ist sehr freundlich. Und auch merkwürdig.«
    »Merkwürdig.«
    »Ja. Sie sind von der Polizei, oder? Ich hätte nie gedacht, dass sich Polizisten entschuldigen.«
    Holtz musste lachen.
    »Warum nicht?«
    »Ich weiß nicht. Wo ich herkomme, da würde sich ein Polizist nie entschuldigen.«
    Holtz verstand, was sie meinte.
    »Aber Sie scheinen nett zu sein. Und lachen können Sie auch über den Tod. Das würde ich auch gerne können«, meinte Mercedes Nunes.
    Holtz betrachtete sie. Dunkle Augen, fast schwarzes, glänzendes Haar. Ein offenes, schönes Gesicht. Jung, aber nicht naiv.
    »Ja, wer würde nicht gerne lachen können? Aber der Tod ist nichts, wobei einem nach

Weitere Kostenlose Bücher