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Tote Stimmen

Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Teenager-Rebellion zurück.«
    Ich lächelte, aber es gelang nicht recht. »Das könnte man sagen, ja.«
    »Und die Zeitschrift auch.«
    Ich hatte ihr in unseren E-Mails über meine Arbeit berichtet, hauptsächlich damit sie eine Möglichkeit hatte, sich über mich kundig zu machen und sich zu vergewissern, dass ich echt war. Ich war ziemlich sicher, dass der Prozentsatz derer mit einem Eispickel bei den Männern im Internet höher war als bei den Frauen.
    »Die Zeitschrift war zuerst nur ein Hobby. Ich hatte nie gedacht, dass aus der Auflehnung gegen meine Eltern ein Vollzeitjob werden könnte.«
    Ich fand, das war der Gipfel der Ironie in dieser Situation. Als meine Mutter starb, ging das meiste Geld an meinen Vater, aber sie hinterließ mir auch einen gewissen Betrag. Nach seinem Tod fiel dann alles an mich. Hätte ich das nicht gehabt, hätte ich mir niemals die Mietwohnung, in der ich jetzt wohnte, leisten oder lange von dem Hungerlohn überleben können, den ich durchs Zaubern und mit der Zeitschrift verdiente. Es war im wahrsten Sinn des Wortes mein Erbe.
    »Ich finde, es klingt, als mache es Spaß«, sagte Sarah. »All die Sachen recherchieren, meine ich.«
    »Geister, Perverse und Medien? Früher hat es mir viel mehr Spaß gemacht. Es kann manchmal zermürbend sein.«
    »Zermürbend?«
    Ich stellte mein Glas ab. »Es ist einfach herbe, wenn man sich vor Augen führt, wie viel Manipulation da im Spiel sein kann. Wie bei Medien zum Beispiel. Sie nutzen die Trauer der Menschen für sich aus und schröpfen die Leute. Ich ärgere mich hauptsächlich über sie.«
    Ich hielt inne, da ich wusste, dass ich in Gefahr war, vom Thema abzukommen.
    »Deine Mutter ist nicht zufällig ein Medium, oder?«, sagte ich.
    Sarah hob eine Augenbraue. »Nein, keine Sorge. Aber ich verstehe, was du meinst. Ehrlich gesagt, habe ich eine seltsame Einstellung zu diesen Dingen.«
    »Und die wäre?«
    »Dass ich nicht sicher bin, ob die Wahrheit so wichtig ist.« Sie zuckte die Achseln. »Weißt du? Die Leute belügen sich doch sowieso die ganze Zeit. Ich meine, ich selbst tu das. Ich wette, du tust es auch. Wir machen uns alle was vor, damit wir uns besser fühlen können, oder?«
    Ich lächelte. »Ja, ich weiß, in meinen vernünftigen Momenten jedenfalls. Was immer einem hilft, den Tag zu überstehen.«
    »Genau. Oder die Nacht.« Sie hob ihr Glas, stellte es aber sofort wieder ab. »Unser Treffen ist für mich übrigens keine traumatische Erfahrung. Vielmehr bin ich angenehm überrascht. Ich hoffe jetzt schon, dass wir das ein andermal wieder machen.«
    »Das würde mir gefallen. Ich verspreche, dass ich mich nächstes Mal nicht wieder dermaßen aufregen werde.«
    »Mach dir darüber keine Gedanken. Ich mag das.« Sie nippte an ihrem Wein und warf mir einen bedeutsamen Blick zu. »Ein bisschen Leidenschaft ist gut.«
    Wir ließen das beide einen Moment so stehen, und dann sah ich auf meine Uhr. Es war schon fast neun. Wir hatten uns eigentlich erst vor zwei Stunden kennengelernt, und selbst eine Fruchtfliege würde das als noch nicht lange her bezeichnen, aber es war offensichtlich, dass es gefunkt hatte. Die Unterhaltung war problemlos gelaufen. Sarah war attraktiv, intelligent und konnte sich gut ausdrücken. Sie hatte mich zum Lachen gebracht und war zumindest so nett gewesen, so zu tun, als wäre auch ich amüsant. Es schien alles sehr vielversprechend.
    Wir sind erst am Anfang
, rief ich mir ins Gedächtnis zurück.
    »Vielleicht sollten wir ein Taxi nehmen?«, sagte ich.
    »Hört sich gut an.«
    »Ich gehe bezahlen.«
    Ich trat an den Tresen, um zu zahlen. Als Sarah auf die Tür zuging, rief sie mir zu:
    »Ach ja, kann ich übrigens meinen Ring zurückhaben?«
    »Natürlich.« Ich warf einen Blick hinüber. Am Eingang standen zwei Körbe mit Blumen. Ich wies unsicher auf den einen auf der linken Seite. »Sieh mal da drin nach.«
    Ich wandte mich dem Tresen zu und suchte das Geld heraus.
    »He!«
    »Was denn?«
    Sarah stand mit den Händen auf den Hüften da und starrte mich an. Nicht nur hatte ich den Ring verschwinden, sondern ihn auch in einigen Metern Entfernung von meinem Platz wieder auftauchen lassen, ohne einen Finger zu krümmen. Ein gottähnliches Genie.
    Da stellte sie mir die zweite unvermeidliche Frage.
    »Wie hast du das gemacht?«
    »Du hast ja keine Ahnung, wie anstrengend das war.«
    Ich legte fünfzig Pfund auf den Tresen für die Rechnung plus den Zehner, den ich im Voraus dem Kellner dafür versprochen hatte,

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