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Tote Stimmen

Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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dass er in seiner Raucherpause auf dem Weg nach draußen den Ring im Blumenkorb hinterlegte. Er hatte ihn in meiner Serviette gefunden, nachdem ich den Ring auf meinen Schoß gewischt hatte, als ich ihn das zweite Mal »aufhob«. Primitiv, eigentlich.
    Aber es ist gut, zu Anfang an einer leicht geheimnisvollen Stimmung festzuhalten. Nicht so günstig, die langweilige Wahrheit gleich zu entlarven, mochte es um einen Zaubertrick oder sonst etwas gehen. Ich würde ihr nicht verraten, dass ich den Kellner bestochen hatte, genauso wenig wie ich in Redseligkeit verfallen oder meine Hose irgendwo herumliegen lassen würde. Das waren Aufgaben, die frühestens bei der dritten Verabredung aktuell wurden.
    Wir gingen weiter zum Taxistand vorn an der Straße. Sarah plagte mich immer noch, um die Wahrheit zu erfahren, und ich wich ihr scherzend aus. Die Straßen der Innenstadt waren voller Leute, Paare und Gruppen, aber um diese Zeit gingen die meisten erst los, und bei den Taxis war keine lange Schlange. Nur drei standen mit laufendem Motor da. Sarah nahm meinen Arm. Es war der erste eigentliche Körperkontakt, den wir hatten, und er fühlte sich gut an. Als wir näher kamen, zögerte sie etwas und brachte uns beide zum Stehen, bevor wir die Taxis erreichten.
    »Vielleicht sollten wir das erst erledigen?«
    Sie beugte sich zu mir hin und küsste mich, legte jetzt den Arm richtig um mich, und ich umarmte sie und hielt sie fest. Ich staunte, als ich plötzlich ihre Lippen auf meinen spürte, und wie schlank sie sich anfühlte. Ihre Persönlichkeit war so stark gewesen, dass mir schien, sie müsse kräftiger sein, aber ich fühlte ihre Wirbelsäule durch ihre Bluse. Sie war leicht wie eine Feder. Dann roch ich einen ganz schwachen Hauch davon.
    Eine Blume in einer Flasche.
    Toris Parfüm.
    Aber das war in Ordnung. In den eineinhalb Wochen, seit ich sie gesehen hatte, hatte ich mich an meinen Entschluss gehalten. Keine SMS , Anrufe oder E-Mails. Die Assoziation war natürlich noch stark, aber ich war entschlossen. Sie hatten das gleiche Parfüm – na und? Vielleicht würde ich bei seinem Duft bald an Sarah denken. Ich hoffte es. Und als sie mich weiter küsste, hoffte ich das immer mehr.
    »Ich dachte, das würde die Sache leichter machen.« Sie lächelte.
    »Das hat’s auch getan. Danke.«
    »Also … rufst du mich an, oder soll ich mich melden?«
    »Das sind die Alternativen«, sagte ich.
    »Ja, aber es gibt noch eine weitere Alternative. Die, dass keiner den anderen anruft.«
    Ich schüttelte den Kopf. »So wird’s nicht sein.«
    »Na, dann ist es ja gut. Wir können die Einzelheiten später verabreden. Es war ein schöner Abend, Dave. Danke für das Essen.« Sie hielt den Ring hoch. »Und das.«
    »Find ich auch. Wir werden bald etwas ausmachen, ich verspreche es.«
    »Schön.« Sie gab mir noch schnell ein Küsschen und ging dann auf das Taxi zu. »Bis bald.«
    Ganz bestimmt.
    Ich nahm das zweite Taxi in der Schlange, gab dem Fahrer meine Adresse, und wir fuhren los. Die Nachtclubs, Restaurants und Bars begannen am Fenster vorbeizufliegen, aber ich achtete auf nichts außer der Erregung in meiner Brust. Es fühlte sich an, als schiene eine kleine Sonne hinter meinen Rippen und wärme meinen ganzen Körper mit ihrer Energie. Wäre ich allein und nicht auf dem Rücksitz angeschnallt gewesen, dann wäre ich vielleicht ein bisschen auf und ab gehüpft. Aber unter den gegebenen Umständen hatte ich das Gefühl, ich würde nicht so bald einschlafen können, und diesmal aus einem guten Grund.
    Wunderbarer, schöner Abend,
fand ich.
    Aber kein guter Morgen.
     
    Ich erwachte von einem dumpfen Klingeln in meinen Ohren.
    Das Klingeln brach ab. Ich stöhnte und machte ein Auge auf, um den Wecker auf dem Nachttisch sehen zu können. Viertel vor acht. Warum hatte ich den Wecker auf diese Zeit gestellt?
    Wieder das Klingeln, und diesmal deutete ich es richtig. Jemand war an der Haustür.
    Ich kletterte aus dem Bett, eilte zum Fenster hinüber und schob es mit einem Quietschlaut hoch. Die Verkehrsgeräusche auf der großen Straße kamen mit einem Schwall kalter Luft herein.
    Zwei Stockwerke tiefer warteten draußen zwei Männer. Einer war Mitte vierzig, der andere etwas jünger. Beide trugen die gleichen langen schwarzen Mäntel.
    »He«, rief ich.
    Sie schauten hoch. Der ältere rief:
    »Dave Lewis? Polizei. Machen Sie bitte die Tür auf.«
    Scheiße
. Eddie.
    »Geben Sie mir einen Moment Zeit.«
    »So schnell Sie können.«
    Ich suchte

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