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Tote Stimmen

Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Eines Tages würden sie kaputtgehen und überhaupt nicht mehr zu gebrauchen sein. Die Songs selbst konnte sie ersetzen, aber irgendwie wäre es nicht dasselbe.
    Tori entspannte sich etwas, als
The Heart Asks Pleasure First
die ruppige Welt um sie herum übertönte. Sie dachte kurz an Dave und wie sie ihn angelogen hatte, sie erinnere sich nicht an seinen Besuch im Krankenhaus, ohne sicher zu sein, warum sie das getan hatte. Sie rückte eine weitere Autolänge vor, die roten Bremslichter vor ihr leuchteten grell im orangefarben blendenden Licht der Unterführung. Sie erinnerte sich an ihren Tag bei der Arbeit und dachte:
    Valerie vertraut mir nicht mehr.
    Sie wünschte, dass sie vor drei Wochen wegen eines Knochenbruchs, eines Autounfalls oder zumindest eines körperlichen Problems im Krankenhaus gewesen wäre. Vielleicht sogar wegen einer guten, altmodischen kräftezehrenden Krankheit. Wenn man einen physischen Schaden hatte, konnten die Leute das nachvollziehen und verstehen. Selbst wenn sie selbst nie das gleiche Gebrechen gehabt hatten, leuchtete es ihnen ein. Wenn man nach einem gebrochenen Handgelenk wieder zur Arbeit kam, musste man sich nicht mit Kollegen abfinden, die immer verstohlene Seitenblicke darauf warfen, als werde man plötzlich außer Kontrolle geraten und die Kaffeetassen durcheinanderwerfen.
    Tori hatte an Valeries gesenktem Blick und hastig gemurmelten Worten beim Weggehen erkannt, dass sie das Gefühl hatte, sie sei getäuscht worden. Es war, als hätte Tori ihr eine kriminelle Vergangenheit verschwiegen und als wäre Valerie jetzt in Gefahr, als Komplizin fertiggemacht zu werden. Tatsächlich hatten sie heute alle ausgegrenzt. Weil sie glaubten, sie werde es nicht bemerken, hatten sie sogar ihre Arbeit überprüft. Die Situation war verfahren, in den Augen der anderen haftete ihr jetzt ein Makel an, sie war nicht mal mehr ein normaler Mensch. Wenn man sich das Handgelenk brach, konnten die Leute sehen, wie es heilte. Verletzte man eine weniger sichtbare Stelle, nahmen die Leute an, sie sei für alle Zeit verletzt und auch schon immer so gewesen.
    Manchmal war es so schwer.
    Atmen …
    Langsam und flach.
     
    Später, nachdem sie die Vorhänge zur Welt draußen vorgezogen und die Wohnung in warmen, strahlenden Farben beleuchtet hatte, aß Tori ein karges Abendessen, Bohnen in Tomatensoße auf Toast. Als sie fertig war, wischte sie die Krümel in den Mülleimer – und hielt unvermittelt inne. Von oben war ein Geräusch gekommen.
    Sie stand still und legte den Kopf leicht zur Seite.
    Die Bodenbretter hatten geknarrt.
    Aber das Geräusch wiederholte sich nicht, so räumte sie ihren Teller vom Tisch und stellte ihn auf die Arbeitsfläche.
    Sie wollte sich gerade umdrehen und heißes Wasser in die Spüle laufen lassen, als sie es wieder hörte. Es klang, als käme es vom Gästezimmer, das direkt über ihr lag, und obwohl sich das Geräusch nicht mehr wiederholte, behielt sie den feinen Haarriss im Gips im Auge.
    Natürlich knarrte hier alles. Das Holz war alt, und die Wände waren dünn. Gelegentlich hörte sie es sogar, wenn das Paar nebenan miteinander schlief, und fühlte einen Anflug von Neid. Nicht wegen des Sex, vielmehr wegen der stillen Momente danach, wenn sie sich vorstellte, wie sie sich aneinanderkuschelten. Das wäre schön. Jemand, der sie im Arm hielt.
    Es knarrte wieder.
    Es war nichts. Die Bodenbretter bogen und verzogen sich dauernd im Lauf des Tages. Aber etwas zog sie trotzdem aus der Küche ins Wohnzimmer zurück und von dort zum Treppenhaus bei der Hintertür. Sie horchte wieder und hörte nichts. Auf dem Treppenabsatz oben war es ganz still.
    Sie ging hinauf.
    Die Tür zum Gästezimmer stand weit offen. Tori konnte nach drinnen sehen, und natürlich war niemand da.
    Oh Gott, sie musste aber wirklich etwas mit diesem Zimmer machen. Sie trat hinein und schaltete das Licht an, und der Anblick der nackten Bodenbretter und des Schranks an der hinteren Wand, dessen Türen schief in den Angeln hingen, traf sie. Eine einzelne nackte Glühbirne hing von der Decke, und die lila Vorhänge reichten nicht ganz, um das Fenster zu verdecken. Sie schaute hinüber und sah sich in dem Glasstreifen am Rand gespiegelt und genauso das Spiegelbild des Mannes, der hinter der Tür stand.
    Mit einem gezielten Tritt ließ er die Zimmertür hart gegen Toris Seite krachen, und als Nächstes nahm sie wahr, dass sie an den Schrank knallte und auf den Fußboden stürzte.
     
    Sie erwachte in panischer

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