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Tote Wasser (German Edition)

Tote Wasser (German Edition)

Titel: Tote Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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Sumburgh und den NorthLink Ferries nachzufragen?» Sandy überlegte, ob Perez wohl auch Lust auf
Fish and Chips
hatte. Cassie schlief heute Nacht bei ihrem Vater, Perez müsste also nicht gleich nach Hause fahren. Das wäre schön – wenn sie beide mal wieder gemeinsam zu Abend essen würden.
    «Das wäre zumindest ein Anfang.» Perez kletterte aus der Luke heraus und sprang zurück auf den Pier. Sandy konnte sein Gesicht nicht klar erkennen, merkte aber an seiner Stimme, dass er die Stirn runzelte. «In einer Sache hatte Willow Reeves recht», fuhr Perez fort. «Rhona Laing hat uns nicht die Wahrheit gesagt.» Er strebte auf seinen Wagen zu.
    «Wo willst du denn hin?»
    Perez, der die Fahrertür schon geöffnet hatte, hielt kurz inne. «Na, sie suchen gehen», sagte er, als hätte Sandy die dümmste Frage der Welt gestellt. «Im Haus von John Henderson.»
    Sandy ging hinüber zur Beifahrertür. Es war bloß eine kurze Fahrt den Hang hinauf. Sein eigenes Auto konnte er später holen.
    «Ohne dich», sagte Perez.
    Sandy fühlte sich, als hätte er eine Ohrfeige bekommen. «Und was soll ich dann tun?»
    «Sag Willow, sie soll sich um Evie Watt kümmern. Wo steckt sie? Geht’s ihr gut?» Perez schwieg kurz. «Und dann fahr direkt zum Ravenswick Hotel. Du musst mit Maria reden. Du musst sie Folgendes fragen.» Und er trug Sandy drei Fragen auf, die er ihn ein paarmal wiederholen ließ, bis er sicher war, dass der Sergeant sie auch wirklich richtig stellen würde.
     
    Willow bat Sandy, auf dem Weg nach Ravenswick noch kurz auf dem Revier vorbeizuschauen. Als er sie von Hvidahus aus angerufen hatte, war die Verbindung miserabel und verzerrt gewesen. Er fand es unfair von Jimmy Perez, einfach allein zu John Hendersons Haus zu fahren und es ihm, Sandy, zu überlassen, Willow Reeves das beizubringen. So schnell er konnte, fuhr er nach Lerwick hinunter und überschritt dabei sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen.
    Schon als er an ihre Bürotür klopfte, merkte er, dass sie stinksauer war, und ihre ersten Worte verrieten sie auch. «Was für ein Scheiß läuft da, Sandy? Glauben Sie, Jimmy hat jetzt völlig den Verstand verloren? Sollten wir besser die Männer im weißen Kittel kommen lassen?»
    «Er will die Staatsanwältin suchen.» Das zumindest wusste Sandy mit Sicherheit. Denn genau das hatte Perez ihm gesagt.
    «Und wo hofft er sie zu finden?»
    Sandy zuckte die Achseln. «Er wollte zu Hendersons Haus.»
    «Wieso dahin?»
    Erneutes Achselzucken. «Weil ihr Boot ganz in der Nähe gefunden wurde?»
    «Dann haben Sie Perez einfach so ganz allein losziehen lassen?» Ihr Gesicht war feuerrot, und die Sommersprossen darin sahen dunkel aus, fast wie Tintenkleckse. «Ihnen ist nicht in den Sinn gekommen, dass es eine gute Idee sein könnte, ihn zu bitten, erst einmal hierherzukommen und uns seine Theorie zu erklären, uns zu sagen, was sein aus dem Takt geratenes Hirn da ausgebrütet hat?»
    «Er hat mir eine Nachricht für Sie mitgegeben.» Sandy unterbrach sie, bevor sie weiterzetern konnte. Er spürte, dass sie sich gerade erst für eine saftige Standpauke warmschimpfte, und er musste doch noch nach Ravenswick.
    «Und was für eine Nachricht ist das, Sandy? Welche weisen Worte hat er Ihnen aufgetragen, mir auszurichten?» Willow lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, die Arme vor der Brust verschränkt. Sandy kam zu dem Schluss, dass sie offenbar sarkastisch sein wollte, doch er hielt es für besser, die Frage trotzdem einfach zu beantworten. Als er noch klein war, hatten sich die Eltern seines besten Freundes scheiden lassen, und jetzt erst wurde Sandy klar, wie es sich angefühlt haben musste, ins Kreuzfeuer zweier kriegführender Erwachsener geraten zu sein.
    «Jimmy meinte, Sie sollten sich mit Evie Watt in Verbindung setzen. Sich vergewissern, dass es ihr gutgeht.»
    «Glaubt er etwa, Rhona Laing hat es jetzt auf Evie abgesehen?»
    Willows Stimme war schrill geworden, beinahe hysterisch.
    «Keine Ahnung», sagte Sandy. «Ich gebe nur weiter, was er mir aufgetragen hat.»
    «Evie ist doch auf Fetlar bei ihren Eltern.» Jetzt dämpfte erstmals ein Hauch von Besorgnis ihre Wut. «Oder nicht?»
    «Ich glaube schon. Aber Jimmy hat mich nun mal gebeten, Ihnen das auszurichten.»
    Einen Augenblick herrschte Stille. Sandy sah, dass die Kommissarin nachdachte. Sie hatte so ein Gesicht, in dem man lesen konnte wie in einem offenen Buch. Es war, als könnte man Willows Gedanken durch ihre Augen hindurch sehen, wie Wolken, die an

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