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Tote Wasser (German Edition)

Tote Wasser (German Edition)

Titel: Tote Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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Wochenende und für John eine Verschnaufpause. Es klingt vielleicht komisch, als wäre ich noch ein kleiner Junge, aber ich habe mich immer auf diese Freitage gefreut. Ich schätzte seine Gesellschaft, redete gern mit ihm.»
    Er hielt inne. Im Hintergrund hörte man, wie das Computerspiel auf einen Höhepunkt zusteuerte.
    «Und dann kam er auf einmal nicht mehr. Zum Fußballtraining schon noch, aber nicht mehr mit in den Pub. Er sagte, er wolle Agnes nicht so lang allein lassen. Ich war enttäuscht, verstand es aber.» Er blickte Perez in die Augen. «Dann habe ich Agnes mal besucht. Es war Sommer, und eine Nachbarin hatte uns Himbeeren in Hülle und Fülle geschenkt. Ich dachte, Agnes hätte bestimmt gern welche. John war gerade bei der Arbeit. Sie war oben in dem Dachgeschoss, das John für sie hergerichtet hatte. An manchen Tagen, wenn er wusste, dass er nicht lange fortbleiben würde, half er ihr morgens da rauf. Sie liebte die Farben dort oben und den Ausblick. Die Haustür machte ich mir einfach selbst auf. Abgeschlossen war sie nie. An dem Tag ging es Agnes gut. Das war eins der letzten Male, dass ich sie sah. Wir aßen zusammen die Himbeeren, und sie neckte mich wegen John. ‹Was stellst du bloß mit meinem Mann an?›, sagte sie. ‹Willst du einen Alkoholiker aus ihm machen? Als er letzten Freitag heimgekommen ist, war es schon nach Mitternacht.› Und als ich mich entschuldigte – denn was hätte ich sonst tun sollen? –, tätschelte sie mir die Hand und sagte, sie mache nur Spaß, sie freue sich, dass wir Freunde seien und John wenigstens an einem Abend in der Woche mal ausgehe, um auf andere Gedanken zu kommen.»
    An dieser Stelle bekam Belshaw einen Hustenanfall und wischte sich danach den Mund mit einem Taschentuch ab.
    «Und da schöpften Sie Verdacht?», fragte Perez.
    «Ich wurde neugierig», sagte Belshaw. Er schwieg kurz. «Und, um ehrlich zu sein, auch ein bisschen eifersüchtig. Ich weiß selbst, wie dämlich das ist, aber mir gefiel der Gedanke nicht, John könnte noch andere gute Freunde haben. Nicht einmal da kam mir in den Sinn, dass es sich um eine Frau handeln könnte. Ich dachte, er würde sich mit Arbeitskollegen treffen und wäre zu taktvoll, mir zu sagen, dass er an seinem einen freien Abend lieber mit denen unterwegs war.»
    Perez blickte zum Fenster. Gern hätte er den Arm ausgestreckt und das Kondenswasser weggewischt, um sehen zu können, ob Rhonas Boot nun wieder im Hafen lag, aber jetzt war das hier wichtiger, und er richtete seine Aufmerksamkeit zurück auf Belshaw.
    «Was haben Sie unternommen?»
    «An einem Freitagabend bin ich ihm gefolgt.» Nun wirkte Belshaw verlegen. «Das war nicht geplant, aber ich wollte früh nach Hause kommen, mir das Bier sparen, wenn ich es sowieso allein würde trinken müssen. Normalerweise blieb ich immer noch ein bisschen im Sportzentrum und räumte auf, und bis ich mich dann auf die Socken machte, war John schon längst weg, aber an dem Abend ging ich auch früh, und er fuhr gerade vom Parkplatz los.»
    «Und wohin fuhr er?», fragte Perez betont beiläufig. Er wollte nicht zu viel Aufhebens um die Frage machen, falls Belshaw seinen Entschluss, ihm alles zu erzählen, doch noch einmal überdenken sollte. Und außerdem wusste er schon, was jetzt kommen würde.
    «John fuhr hierher», sagte Belshaw. «Nach Aith. Er parkte sein Auto unten an der Schule, sodass man es von der Hauptstraße aus nicht sehen konnte. Er blieb einen Moment lang im Wagen sitzen und ging dann zu Fuß den Weg zurück, den er gekommen war.»
    «Zum Haus der Staatsanwältin.» Das war keine Frage.
    «Ja, zum Haus der Staatsanwältin.» Belshaw legte eine kurze Pause ein, ehe er weitererzählte. «Ich dachte zuerst, sie würden sich geschäftlich treffen. Vielleicht wegen dieses Wasserkraftprojekts, über das sie schon seit Jahren redeten. Damals waren sie noch dabei, es zu planen.»
    «Sie selbst halten nicht viel von erneuerbaren Energien?» Eine Sekunde lang war Perez abgelenkt.
    Belshaw zuckte ungeduldig mit den Schultern. «Das bringt nicht genug Energie. Nicht für ganz Großbritannien! Für die Shetlands ja vielleicht, aber wir können uns hier doch nicht von allem abschotten. Der Rest der Welt wird weiterhin abhängig von Öl und Gas sein.» Er grinste reuevoll. «’tschuldigung – darüber haben John und ich uns auch immer gestritten.»
    «Dann dachten Sie also, John und Rhona würden sich treffen, um über das Wasserkraftprojekt zu reden?»
    Belshaw

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