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Tote Wasser (German Edition)

Tote Wasser (German Edition)

Titel: Tote Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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einem windigen Tag über den Himmel treiben.
    «Was hat Jimmy Perez Ihnen sonst noch aufgetragen?» Ihre Stimme klang jetzt ruhiger.
    «Er meinte, ich solle zum Ravenswick Hotel fahren und mit Maria reden. Ich soll ihr drei Fragen stellen.»
    Er dachte, Willow würde ihn bitten, ihr die drei Fragen zu nennen, und fing schon an, sie im Kopf noch einmal durchzugehen. Doch sie blickte ihn bloß mit ihren stahlblauen Augen an.
    «Dann sollten Sie sich besser auf den Weg machen, Sandy. Lassen Sie mich wissen, wie es gelaufen ist.»
     
    Im Ravenswick Hotel herrschte geschäftiges Treiben. Im Restaurant wurde ein großes Fest gefeiert, ein Geburtstag, und die Gäste waren laut und lustig. Sie waren nicht betrunken, doch sie saßen bei Kaffee und Whisky beisammen und lachten immer wieder schallend auf. Es gab mit Helium gefüllte Ballons, die langsam schon schrumpelig wurden, und einen halbgegessenen Kuchen mit rosa Glasur. Die anderen Restaurantbesucher waren in die Lounge und an die Bar gegangen, und dort half Maria mit, vielleicht weil es so viele Gäste waren. Sandy nahm an, dass Peter auch in der Nähe war, konnte ihn allerdings nirgendwo entdecken.
    Maria nahm gerade die Kaffeebestellungen einer Gruppe älterer Touristen auf, die in einer Ecke der Lounge in antiken Ledersesseln saßen. In ihrem schwarzen Kleid, mit schwarzer Strumpfhose und glänzenden, spitzen Schuhen sah sie sehr schick aus. Sandy vermutete, dass sie abgenommen hatte, und fand, dass das Kleid ihr nun besser stand, als es das noch vor ein paar Wochen getan hätte.
    Er blieb im Eingang stehen und sah ihr zu, bis sie alle Bestellungen notiert hatte. Erst als sie wieder zurück in die Küche eilte, bemerkte sie ihn und hielt inne.
    «Sandy. Hast du Neuigkeiten für mich?» Erst jetzt erkannte er, dass das elegante Kleid, die routinierte Aufnahme der Bestellungen, das Lächeln für die Touristen, dass das alles nur aufgesetzt war. Ihr Gesicht war bleich, und sie sah abgespannt aus. Ohne auf eine Antwort zu warten, ging sie weiter. Wahrscheinlich, dachte er, fand sie das Gelächter aus dem Restaurant, den Lärm aus der Bar, ja selbst die gedämpfte klassische Musik, die in der Lounge gespielt wurde, unerträglich. Er folgte ihr durch die Schwingtür in die Küche. Sie gab den Zettel, auf den sie die Bestellungen geschrieben hatte, einem der Angestellten und führte Sandy dann weiter, vorbei an den Spülbecken und Kühlschränken, in einen kleinen Lagerraum. Dort lehnte sie sich an die Wand, gleich neben einem riesigen Kanister mit Pflanzenöl. «Und?»
    «Es gibt nichts Neues», sagte Sandy. «Heute Abend noch nicht. Aber wir stehen kurz davor. Morgen müssten wir euch etwas sagen können.» Noch während er das aussprach, fragte er sich, ob er vielleicht übereilt handelte, ob sein Vertrauen in Jimmy Perez womöglich fehl am Platze war.
    «Weshalb bist du dann hier, Sandy? Worum geht es?»
    «Es tut mir leid, dass ich dich belästigen muss», sagte er, «aber ich muss dir noch ein paar Fragen stellen. Wichtige Fragen.»
    «Dann stell sie mir schon, Sandy.» Sie klang ungeduldig. «Was ist es diesmal?»
    Eine Sekunde lang war sein Kopf wie leergefegt, und er wurde panisch und dachte, dass er sich nie wieder an das erinnern würde, was Jimmy ihm eingeschärft hatte. Doch dann war alles wieder da. «Du hast eine Anzeige zur Verlobung von Evie Watt mit John Henderson aus der
Shetland Times
ausgeschnitten. Hast du Jerry davon erzählt?»
    «Ich habe ihm einen Ausschnitt geschickt», sagte sie. «Wir haben ein Dutzend Exemplare der Zeitung für die Gäste hier im Hotel. Es sollte ein Scherz sein. An den Rand schrieb ich so was Ähnliches wie: ‹Schau her, bei wem sie jetzt gelandet ist!›» Maria starrte ihn an. «Aber was kann das mit Jerrys Ermordung zu tun haben?»
    «Das weiß ich nicht.» Die Wahrheit. «Inspector Perez meint, es könnte wichtig sein.»
    «Sonst noch was, Sandy? Du siehst ja, wie viel wir hier zu tun haben.»
    «Jerrys Wagen», sagte Sandy. «Der Alfa. Habt ihr ihm den gekauft? Als Geschenk dafür, dass er den Job in London bekommen hat?»
    Sie war jetzt so erschöpft, dass sie nicht einmal mehr fragte, warum er das wissen wollte. «Nein. Wir haben ihm nur das Geld für die Miete der ersten sechs Monate gegeben. Den Wagen hat er sich selbst gekauft.»
    Um Sandys letzte Frage zu beantworten, brauchte sie länger. Sie wurde lebhaft und gestikulierte wild, während sie sprach, und nach einer Weile musste Sandy nach einer Entschuldigung

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