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Totem des Boesen

Totem des Boesen

Titel: Totem des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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wie die morschen Knochen desjenigen, der jetzt mühsam die Arme ausbreitete. Zweifellos war es Makoo-temane, aber was war aus ihm geworden?
    »Nein!« keuchte Wyando, und daß er zögerte, sich in die Arme dieses Greises zu begeben, lag einmal an der irrationalen Angst, ihn zu zerbrechen - und zum anderen daran, daß Makootemane sich in einen Spiegel verwandelt hatte, in dem Wyando sehen konnte, wie er selbst ausgesehen hätte, wenn die Natur nicht über so lange Zeit betrogen worden wäre.
    »Wer hat dir das angetan . Vater?«
    Auf Makootemanes Zügen erschien der Schatten eines Lächelns. »Der Drache. Der Drache war es - aber nun ist er besiegt! Die Gefahr ist vorbei. Nun sehe ich zwar aus wie der Tod, aber ich bringe keinem meiner Kinder mehr Siechtum und Sterben . Wo bist du so lange gewesen? Warum hast du meine Rufe nicht erhört?«
    Ehe Wyando etwas darauf erwidern konnte, ertönte über seinem Kopf ein heiserer Schrei, in dem soviel Seelenqual lag, daß das Herz des Arapaho-Kriegers sich verkrampfte.
    Er schaute nach oben und entdeckte einen über den Baumwipfeln kreisenden Adler. Der Vogel sah aschgrau, zerrupft und alterszerfressen aus und ähnelte damit Makootemane, aus dessen Hand das Kelchblut einst in seinen Schnabel geflossen war, um auch dort ewiges Leben zu verbreiten. Das Totemtier, so alt wie die Arapaho-Vampire, war nur noch ein Schatten seiner selbst .
    Makootemane war dem Blick des Heimkehrers gefolgt und sagte: »Wir haben beide gegen den Drachen gekämpft - und beide einen hohen Preis dafür bezahlen müssen.«
    Mit knappen Sätzen erklärte er Wyando, was in der Höhle im Berg geschehen war. Auf welcher spirituellen Ebene sich die Schlacht gegen das Böse abgespielt hatte.
    »Manitou hat seinen Kindern verziehen«, schloß er, und Wyando wußte nicht genau, warum er dieser Ansicht mißtraute. Vielleicht, weil die Werwölfin Nona ihm zu vieles über die Krankheit berichtet hatte, die die Mehrzahl der Kelchkinder rund um den Globus befallen hatte. Obwohl - Krankheit war vermutlich nicht das richtige Wort dafür war. Es war eine Strafe, die ihnen der Weltenschöpfer selbst geschickt zu haben schien.
    Nona hatte Wyando den Namen jenes Vampirs verraten, der die Arapaho vor mehr als dreihundert Jahren besucht und dem Kelchritual unterzogen hatte: Landru. Das Leben dieses Kelchhüters reichte Jahrtausende weit in die Vergangenheit zurück und entzog sich damit jedem wirklichen Verstehen.
    Wyando fühlte sich tief in seinem Kern manchmal steinalt - aber sich in die Gedankengänge und Beweggründe eines Wesens hineinzuversetzen, das um ein Vielfaches länger lebte und jeden fernen Winkel der Erde gesehen hatte, war schlicht . unmöglich.
    »Du glaubst mir nicht?« fragte Makootemane.
    Wyando wollte abwiegeln und nach einer Ausflucht suchen -doch ein Blick in die Augen des Greises weckte den Verdacht, daß Makootemane geradezu auf eine Bestätigung wartete.
    »Was geht dort vor?« fragte Wyando. Er streckte den Arm aus und zeigte in die Richtung, aus der Makootemane gekommen war.
    Die Züge des Oberhaupts schienen noch sichtbarer zu zerfallen. »Du wirst es erfahren, wenn du mich begleitest ...« Makootemane seufzte abgrundtief. »Nein, das ist nicht wahr«, berichtigte er sich dann. »Du wirst es sehen - zu begreifen ist es ohnehin nicht.«
    Mit diesen Worten drehte er sich um und stelzte davon.
    Auch Wyandos Glieder waren bleischwer, als er Makootemane folgte. Er hatte noch nicht über seine schwarzen Tränen sprechen können. Und auch nicht über den gespenstischen Wahn, der seinen Geist umnachtet und den Tod einer unschuldigen Frau verursacht hatte.
    Aber möglicherweise - diese Ahnung beschlich ihn unvermittelt, während er hinter Makootemane auf den Versammlungsplatz des Dorfes zuschritt - war dies alles ein unbedeutendes Nichts gegen das, was hier geschehen war - oder im Begriff war zu geschehen .
    *
    Hinter Wyandos Kehle bildete sich ein würgendes Gefühl, als er in den Kreis seiner Brüder und Schwestern trat und gewahr wurde, was im Staub zwischen dem Totempfahl lag.
    Drei Adler, die sich nicht mehr rührten.
    Adler, die sich nie wieder rühren würden .
    »Was - ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Makootemane mit brüchiger Stimme. »Niemand weiß es. Niemand hörte einen Schrei oder verräterische Laute eines Kampfes. Niemand sah, wie es geschah ...«
    Zwei, drei andere Arapaho wichen vor Wyando zurück, der nähertrat und neben einem der übel zugerichteten Kadaver

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