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Totem des Boesen

Totem des Boesen

Titel: Totem des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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in Falten, als müßte er nachdenken. Mich verlangt es, ihm die Brille vom Gesicht zu reißen. Sie verhöhnt mich. Aber dahinter schimmert bereits eine andere verlassene Couch in einem anderen Spiegel, und um diesen zu zerstören, müßte ich Freuds Augäpfel mit den Nägeln meiner Klauen verheeren .
    Ich bin vor Durst wie von Sinnen. Durst, der nicht nur meine Kehle ausdörrt, sondern meinen ganzen Körper. Es ist, als läge ich nackt unter glühendem Wüstensand begraben. Aber jene Wüste ist in mir - jenseits meiner geschlossenen Lider -, und ebenso die Sonne, die mich aushöhlt, mich auffrißt und ihre Krebsblumen in mir erblühen läßt. Metastasen, die sich wie ...
    . .. unzählige winzige, mit Widerhaken besetzte Zähne in meine Haut, mein Fleisch beißen ...!
    Widerhaken?
    Ich öffne nicht einfach nur die Augen - sie quellen mir aus den Höhlen! Mein ganzer Körper revoltiert unter schlimmstem Entzug!
    Ich Närrin brauche Blut! Vampirisches Blut .! Brauche es wie die Luft zum Atmen!
    Es ist so lange her, daß sich meine Lippen dem zähen, ekelerregenden und doch unersetzlichen Strom geöffnet haben. Zu lange. Und jetzt ... schnappt die von Gott gestellte Falle zu!
    Was ich ändern werde und was dich stets an deine Aufgabe ermahnen wird, ist die Farbe des Blutes, welches dich fortan am Leben erhält! Es
    wird nicht mehr rot sein, so dass du dich nicht weiter an M enschen vergehen musst, sondern schwarz.
    Keines Menschen Blut wird dich je wieder nähren! Es würde nicht mehr Vitalität in dir entfachen als das Blut von Tieren! So wirst du also
    verdammt sein, diejenigen zu jagen, die meiner S trafe entgangen sind.
    Und solltest du sterben, ohne deine Bestimmung erfüllt zu haben, wird deine Seele nie mehr Ruhe finden - nicht einmal nach dem Jüngsten Gericht!
    Vollendest du es aber, wirst du in den Stand erhoben, den du dir ersehnst! Wirst du eine Sterbliche unter Sterblichen!
    Wie das Echo jenseitiger Hammerschläge hallen die Worte in ihr nach.
    Worte vom Anfang der Zeit. Lilith erwachte.
    *
    South Dakota
    Fassungslos starrte Wyando auf die Frau, deren Gesicht ihn, auf den Rücken gedreht, anstarrte. Am meisten erschütterte ihn, daß Margeaus Liebreiz selbst im Tod unverdorben geblieben war. Wie in einer Momentaufnahme eingefroren hatten ihre weichen Züge einen Glanz bewahrt, der selbst dem Grauen trotzte, das Wyandos Angriff hinterlassen hatte. Was habe ich getan?
    Er konnte nicht fassen, wozu er sich im Wahn hatte hinreißen lassen. Im Wahn?
    Ja, denn etwas hatte sich bei ihm gemeldet. Auf eine Weise, wie sich nur der große alte Häuptling den Kindern seines Stammes mitzuteilen vermochte. Es war keine in Worte gefaßte Botschaft gewesen, dennoch beinhaltete sie eine von tiefer Melancholie getragene Sehnsucht, die Wyando als Empfänger akzeptiert - und Schreckliches in ihm bewegt hatte.
    Er hatte getötet!
    In grauer Vergangenheit hatten die Angehörigen vom Stamm der Arapaho-Vampire ihre Opfer gemordet - aus purer Lust oder um die Spuren, die zu ihnen geführt hätten, zu verwischen.
    Aber das war geschehen, bevor das Stammes-Totem - der von Ma-kootemane mit Kelchblut getaufte Adler - ihre Seelen vom Bösen befreit, reingewaschen und die Narben darin geheilt hatte ...!
    Was war geschehen, daß die alten Greuel wieder aufleben ließ?
    Wyando durfte keine Zeit mehr verlieren .
    *
    Es dämmerte bereits, als der Adler das Dorf erreichte, das er für verlassen hielt, aufgegeben von den seinen. Aber obwohl Wyando schon von weitem seinen Irrtum erkannte, war er zunächst unfähig, wirkliche Erleichterung oder gar Freude darüber zu empfinden, als der Wind ihm vertraute Stimmen zutrug. Stimmen seiner Brüder und Schwestern.
    In geringer Entfernung der Zelte verwandelte sich Wyando in seine wahre Gestalt zurück. Wenige Atemzüge genügten, sich wieder darin zurechtzufinden und dem Makel zu fügen, nicht länger des Fliegens mächtig zu sein.
    Den ganzen Weg hierher hatte er herauszufinden versucht, ob es tatsächlich sein Vater war, dessen Gedanken ihn in dem schäbigen Motelzimmer von New Jericho erreicht hatten und diese Kurzschlußhandlung in ihm ausgelöst hatten. Er hatte keine Antwort darauf gefunden.
    Ein abgemagerter Greis wankte Wyando entgegen, kaum daß die ersten, chamäleonartig in die Waldlandschaft eingepaßten Zelte sichtbar wurden. »Endlich, mein Sohn ...!«
    Er blieb wie vom Donner gerührt stehen.
    »Vater«, rann es spröde über seine Lippen. Seine Stimme klang zerbrechlich wie Glas - oder

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