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Totem des Boesen

Totem des Boesen

Titel: Totem des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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worden war.
    Der Baum, aus dessen Stamm er den Pfahl geschnitzt hatte, war unter Protest gestorben .
    Wyando lächelte düster, und irgendwie scheute er sich, in das eigene, lange verwaiste Tipi zurückzukehren. Schließlich lenkte er seine Schritte hin zu Chelanas Zelt. Sie und die beiden anderen Frauen wollte er fragen, ob er etwas für sie tun konnte. Gleichzeitig fragte er sich, ob es eine Bewandtnis haben könnte, daß ausschließlich die Adler der einzigen weiblichen Vampire attackiert und getötet worden waren.
    Er verwarf den Gedanken, weil es ihm mehr als unsinnig erschien, daß das Geschlecht eine Rolle gespielt haben sollte.
    Leise rief er Chelanas Namen. Als er nach mehrmaligen Versuchen keine Antwort erhielt, wuchs seine Besorgnis, und er schlug das Fell am Eingang zurück.
    Chelanas Tipi war verlassen, worauf sich Wyando Metseehs Unterkunft zuwandte. Doch auch ihr Zelt war leer, und die einzige Erklärung, die Wyando fand, war, daß sich die Frauen in Pacahees Tipi gegenseitig Trost spendeten. Tatsächlich reagierte dort eine kehlige Stimme auf sein leises Rufen.
    »Wer ist da?«
    »Ich bin es, Hidden Moon.«
    »Hidden Moon?« Die Stille, die sich wie eine zweite Zeltwand zwischen ihm und Pacahee errichtete - ihre Stimme hatte er sofort erkannt -, wirkte auf Wyando, als wäre er nicht willkommen. Doch dann bat ihn die Stimme einer anderen Frau, einzutreten.
    Chelana?
    Sie war es.
    Sie, Metseeh und Pacahee saßen gemeinsam um ein erloschenes Feuer in der Mitte des Zeltes, und bevor Wyando ihnen den Grund seines Kommens nennen konnte, richtete bereits eine der Frauen das Wort an ihn. Wiederum war es Chelana.
    »Wie schön, dich wiederzusehen.«
    Wyando nickte ihr und den beiden anderen zu, ein wenig verwundert, wie aktiv und extrovertiert Chelana wirkte, die eigentlich als zurückhaltend und in sich gekehrt galt. »Ich habe gehört, was euch zugestoßen ist .«
    »Komm näher.« Chelanas Augen schimmerten feucht, ihr Blick war verklärt.
    Wyando stutzte. Mit keiner dieser Frauen hatte ihn je mehr verbunden als mit jedem männlichen Angehörigen des Stammes. Und doch starrte ihn nicht nur Chelana, sondern sahen ihnen auch Metseeh und Pacahee wie einen heimgekehrten . Geliebten an.
    Unsinn!
    Wyando schrieb es ihrer psychischen Belastung zu. Bestimmt deutete er die Anzeichen falsch .
    Er trat zu ihnen.
    Chelana schürzte ihre Lippen. Sie saß mit überkreuzten Beinen da, und eine ihrer Hände war im Lendenbereich unter der Kleidung verschwunden. Unruhig rutschte sie hin und her.
    Alle drei Frauen trugen die Trauergewänder der Arapaho. Aber so sehr sich Wyando auch bemühte, Trauer war das wenigste, was er in den schmalen Züge mit den hoch angesetzten Wangenknochen, den rehgroßen braunen Augen und den sinnlichen Mündern entdeckte.
    Die Lippenumrisse und Augen aller drei Frauen waren mit dunklen Linien hervorgehoben. Von beidem - Auge und Mund -fühlte sich Wyando auf abgründige Weise stimuliert.
    Unwillkürlich dachte er an den Sex, den er mit Margeau genossen hatte, bevor .
    Nein, er wollte nur an den Sex denken!
    (Was ist los mit mir? Wie kann ich -?)
    »Ich werde alles tun, um den Täter zu finden und seiner gerechten Strafe zuzuführen!« hörte er sich sagen. Dabei hatte er das Gefühl, hinter einem Vorhang zu stehen, der ihn von allen Seiten umschloß, und diese Versicherung von einem anderen zu hören, der irgendwo hinter dieser Trennhaut stand.
    Plötzlich fühlte er sich wieder einsam und verloren - auf keinen Fall heimgekehrt in den Schoß seines Stammes. Zu denen, die ihm gleich waren und Verständnis für ihn hatten.
    Ich war nie wie sie, dachte er - und erschrak.
    Erschrak, weil er sich gerade die Erkenntnis offen eingestanden hatte, die er schon all die Jahrhunderte in sich verborgen getragen, aber nie auszusprechen gewagt hatte.
    Wie ein Streiflicht durchzuckte ihn die Erinnerung an seine Kelchtaufe, die anders verlaufen war als die Taufen seiner Brüder und Schwestern. Ein klein wenig später - und just in dem Moment, als der Mond sich am Himmel im Erdschatten verfinstert hatte.
    Dieser Finsternis, diesem Schlund aus Schwärze glaubte Wyando seither in seinen Träumen immer wieder zu begegnen. Es war ein angstmachender Moment, wenn er glaubte, in die Tiefe des Himmels zu stürzen und auf der Oberfläche des dunklen Mondes zu zerschellen.
    »Das ist nett von dir«, sagte Chelana rauchig. Rauch wogte auch in ihren Augen.
    »Setz dich zu uns«, ergänzte Pacahee. »Du mußt müde sein von

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