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Totem des Boesen

Totem des Boesen

Titel: Totem des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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zusammenzuziehen, als er Makootemane Zelt betrat und seinen Häuptlingsvater vor dem Ur-Adler stehen sah. Beide schienen Wyandos Eintreten nicht zu bemerken, sondern in tiefer Meditation versunken zu sein.
    In stummer Zwiesprache.
    Wyando stolperte fast über ein dicht beim Ausgang liegendes, eng geschnürtes Bündel, in dem er Proviant und sonstige Notwendigkeiten vermutete. Offenbar war Makootemane schon marschbereit.
    »Vater ...?« Seine Stimme zerbrach die Verbindung zwischen Adler und Arapaho.
    Makootemane drehte sich um. »Ich wußte, daß du kommen würdest«, sagte er. »Ich wußte, daß du der einzige sein würdest, der kommt .«
    »Wie meinst du das?«
    Es sah aus, als würden Makootemane Züge versteinern.
    »Wären alle wie du - alle so gefestigt in ihrer Persönlichkeit -, könnten wir dem Feind gemeinsam entgegentreten«, sagte er mit einer Bedächtigkeit, als müßte er jedes einzelne Wort vorher gut überdenken. »Und ihn gemeinsam schlagen! Leider ist dem nicht so, und so muß ich mich der Bedrohung in derselben Weise stellen, wie ich es das erste Mal tat. Vielleicht ist uns Manitou diesmal gnädiger .
    Und vielleicht tragen nicht einmal diejenigen, die heute unfähig sind, sich der Gefahr zu stellen, die Schuld am Mangel ihrer Einstellung. Vielleicht ist ganz einfach die Tatsache, daß wir über Jahrhunderte nie einen ernsthaften Widerstand zu brechen hatten. Vielleicht haben wir einfach verlernt, mit der Macht umzugehen, die uns gegeben wurde .«
    Wyando machte eine Geste, die Widerspruch einlegte. »Du irrst dich Vater. Ich fühle mich alles andere als >gefestigt< - im Gegenteil. Nie habe ich mehr an mir gezweifelt als -«
    »Selbstzweifel sind kein Zeichen von Schwäche. Sie zeugen von Größe«, unterbrach ihn Makootemane. »Wer sich selbst für perfekt hält, entlarvt seine Schwäche selbst. Wenn ich dir aber sage, daß du der Stolz meines Herzens bist, dann magst du es als wahr hinnehmen. - Aber das ist nicht das Grund für dein Hiersein.«
    »Nein«, sagte Wyando, der, wie er gerade erfahren hatte, mit Kritik besser umgehen konnte als mit einem Lob. »Der Grund ist dein geplanter Alleingang. Ich habe mich entschieden: Ich werde dich zum Berg begleiten.«
    Ein warmes Lächeln erschien auf Makootemane Gesicht. »Ich hatte es gehofft - aber es mußte von dir selbst kommen.«
    Wyando ließ die Stille in sich fallen, dann fragte er: »Wann brechen wir auf?«
    »Sofort.«
    Wyando nickte. Sein Blick wanderte zu dem zerzausten Vogel hinter Makootemane. »Wird er uns wieder begleiten?«
    »Ohne ihn bin ich nichts.«
    »Das ist nicht wahr!«
    »Vielleicht stimmte es vor dem ersten Kampf nicht - aber inzwischen kann keiner von uns mehr ohne den anderen auskommen. Schon gar nicht im Krieg.«
    Im Krieg .
    Wyando zögerte, dann berichtete er Makootemane von seiner Entdeckung an dem Totempfahl. Sein Vater wirkte betroffen, aber eine Erklärung für das Phänomen hatte auch er nicht.
    »Ich glaube nicht, daß wir uns damit aufhalten dürfen«, sagte er nur. »Brechen wir auf. Die Nacht ist eine gute Zeit zu reisen ...«
    Über die Art ihrer Fortbewegung brauchten sie sich nicht zu verständigen. Sie war klar.
    Makootemane hob den Ur-Adler auf seine Faust und trug ihn hinaus. Als er auch noch nach dem bereitgelegten Bündel greifen wollte, kam Wyando ihm zuvor.
    »Darum kümmere ich mich!«
    Makootemane akzeptierte es.
    »Wollen wir noch einmal mit den anderen sprechen?« fragte Wy-ando.
    Der Greis schwang den Arm mit dem apathisch ins Leere starrende Vogel in die Höhe, und der Adler breitete seine Flügel aus, die gelitten hatten wie alles an ihm. Trotzdem trugen sie ihn noch, und ohne zu zögern - als wüßte er genau, welches Ziel es zu erreichen galt - entfernte er sich in Richtung des Cedar Buttes, des heiligen Bergs der Arapaho.
    »Nein«, sagte Makootemane. »Alles, was zu sagen war, wurde ge sa gt.
    Sie können nun selbst entscheiden, ob sie hier ausharren - oder der Gefahr entfliehen.«
    »Was, meinst du, werden sie tun.«
    Makootemane schwieg.
    Und schweigend verwandelte er sich vor Wyandos Augen in das Totemtier des Stammes.
    Sekunden später entfernten sie sich beide über den Wipfeln der Zederbäume - im Sog des vorausgeeilten Adlers, der kaum noch mehr war als ein Gespenst .
    *
    Die mittägliche Hitze lag wie ein Tuch über den Tipis. Nichts regte sich, und es hatte den Anschein, als wäre das Zeltdorf tatsächlich erneut von seinen Bewohnern aufgegeben worden - diesmal für immer.
    Plötzlich

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