Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totem des Boesen

Totem des Boesen

Titel: Totem des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
ihren Lippen.
    Dann erkannte sie die Besucherin, und ihr aufflackernder Zorn verrauchte.
    »Metseeh!« wandte sie sich an ihre Schicksalsgenossin. »Weißt du, was da draußen vorgeht?«
    »Ich weiß es.« Metseeh war hereingeglitten und sorgte nun akri-bisch dafür, daß die Plane den Ausgang wieder vollständig verschloß. »Sie rösten die Kadaver .«
    Erschüttert suchte Pacahee nach Halt, den sie schließlich über sich an einer Lederschlaufe fand, die um einen der Zeltstützen gebunden war und an der sie sommers duftende Gräser zum Trocknen aufhängte.
    »Wie kannst du ...?«
    Metseeh ließ sie nicht aussprechen. »Was erwartest du von mir? Daß ich mich meinem Schmerz ergebe? O nein, das werde ich nicht tun. Damit helfe ich nur dem, der uns das antat!«
    Pacahee starrte sie an. »Hast du etwa einen Verdacht?«
    Metseeh nickte düster. Dann winkte sie ihre Schwester zu sich und öffnete ihre rechte, zur Faust geschlossene Hand.
    »Was ist das?«
    »Wofür würdest du es halten?«
    »Für einen . Splitter. Aber ich verstehe nicht .«
    »Ich verstand es auch nicht. Anfangs . Aber du brauchst ihn nur zu berühren, um zu erkennen, wer unsere heiligen Verbündeten tötete.«
    In Pacahees Augen schienen Sturmwolken vorüberzuziehen. »Du redest wirr.« Aber obwohl Metseehs sonderbares Verhalten sie ab-schreckte, streckte sie die Hand aus und nahm den Splitter zwischen Daumen und Zeigefinger.
    Zumindest wollte sie ihn auf diese vorsichtige Weise untersuchen.
    Doch im Zugreifen richtete sich der schlanke, an beiden Enden spitze Splitter ohne erkennbare äußere Einwirkung senkrecht in Chelanas Handfläche auf - und Pacahee rammte ihn ungewollt sich selbst und ihrer Schwester unter die Haut.
    Der winzige Stift berührte ihr schwarzes Blut.
    Und Pacahee lernte das kennen, was ihr viel mehr nehmen sollte als nur ihren gefiederten Freund .
    *
    Wyando glaubte den Himmel einstürzen - oder in ein Meer von Scherben zerspringen zu sehen, die kaleidoskopartige Muster schufen.
    Aber das, wovor er sich am meisten gefürchtet hatte, geschah zur Erleichterung aller nicht. Der höllische Bote in Gestalt eines Purpurdrachen fuhr nicht in Makootemane ein. Und er bemächtigte sich auch nicht der gebannt dastehenden Stammesangehörigen.
    Der Schemen über ihren Köpfen verflüchtigte sich, anstatt sich zu verdichten, und doch hatte es noch lange den Anschein, als wäre der Himmel über dem Wald in apokalyptisches Feuer gebadet.
    »Es hilft nichts, die Augen vor dem Offensichtlichen zu verschließen«, klang Makootemanes Stimme auf. »Ich habe mich geirrt - und mein Irrtum hat fatale Folgen. Ich kann nicht sagen, wie erschüttert ich bin, wie leid es mir tut, die Gefahr unterschätzt zu haben .«
    Ein Raunen ging durch die Reihen der Arapaho, nachdem sie einen Moment wie zu düsteren Ikonen erstarrt ausgesehen hatten. Angst und Hilflosigkeit hatten sich in die Züge eines jeden gemeißelt, während sie an Makootemanes Lippen hingen.
    Sie erhofften sich eine Lösung für das wiedererstandene Problem.
    Von ihm, ihrem Anführer.
    Und Makootemane sagte: »Es bleibt mir nichts anderes übrig: Ich wähle die Abgeschiedenheit ein zweites Mal. Zusammen mit dem Adler, der so alt ist wie wir, werde ich mich erneut zum Kampf stellen. Ich überlasse es jedem selbst, ob er den Ausgang dieses Kampfes abwarten und das damit verbundene Risiko eingehen will - oder ob er sich der Gefahr durch abermalige Flucht zu entziehen versucht ...«
    Mit diesen Worten wandte sich Makootemane gesenkten Hauptes ab und schritt wankend auf sein Zelt zu. Der Scheiterhaufen, in dem die toten Vögel sich in die Fratze des Feindes verwandelt hatten, war nahezu heruntergebrannt.
    Wyando blieb zwischen den ratlosen Geschwistern zurück. Für sich selbst hatte er in diesen Sekunden bereits einen Entschluß gefaßt. Die anderen aber, das spürte er deutlich, schienen den Gedanken, auszuharren, ebenso zu hassen wie die Vorstellung eines erneuten Aufbruchs in die Fremde.
    Erstaunlicherweise berieten sie sich auch nicht untereinander. Stumm gingen die Männer und Frauen zu ihren Tipis und verschwanden darin.
    Bald war Wyando der einzige, der noch im schwindenden Tageslicht unter einem surreal verfärbten Himmel auf dem Platz aushielt, während aus den umliegenden Bäumen die krächzenden Schreie verstörter Vögel klangen.
    Nachdem er eine Weile mit geschlossenen Augen dagestanden hatte, näherte sich Wyando dem Totempfahl, der einst von Makoo-temane mit Geschick und Magie geformt

Weitere Kostenlose Bücher