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Totem des Boesen

Totem des Boesen

Titel: Totem des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Das Leben als solches ein zweites Mal geschenkt zu bekommen.
    Sie wußte, wem sie dieses Geschenk zu verdanken hatte.
    Er hockte ihr gegenüber, und wie bei ihrer ersten Begegnung war er nackt. Und wie damals zog sein Gesicht sie in Bann. Weil es von einer Schönheit war, die sich dem Beschreiben entzog, die nur mit Blicken zu erfahren war - und mit dem, was diese Blicke tief in ihrer Brust auslösten .
    »Wer bist du?« fragte Lilith kaum verständlich.
    »Nenn mich Hidden Moon«, sagte er.
    »Hidden Moon .«
    Die Worte glitten wie Samt über ihre Zunge und Lippen, die der Nachhall des Todes noch lähmte. Doch der Klang seines Namens und vor allem das, was er tief in ihr bewirkte, drängten die dunklen Schatten zurück.
    »Was ...?« setzte die Halbvampirin an.
    Der Arapaho bedeutete ihr mit einer kleinen Geste zu schweigen. Dann erzählte er und beantwortete alle ihre Fragen, ohne daß sie eine einzige davon stellen mußte. Nur eine ließ er sie aussprechen.
    »Und nun erwartest du, daß ich dir im Kampf gegen diesen . Purpurdrachen helfe?«
    Lilith hatte vieles von dem, was er gesagt hatte, nicht verstanden. Nicht wirklich jedenfalls. Zu fremd - ja, zu ungeheuerlich klang manches, und es ließ sich nicht in Einklang bringen mit dem, was sie in ihrem bisherigen Leben erfahren und kennengelernt hatte.
    »Ich kann dich nur darum bitten«, sagte er. »Ob du es willst, mußt du selbst entscheiden.«
    Ob du es willst...
    Etwas in seiner Stimme nahm ihr die Entscheidung beinahe ab. Etwas, das ein Kribbeln unter ihrer Haut verursachte, ein angenehmes Kribbeln, dem sie sich jedoch zu verweigern zwang.
    Es durfte nicht sein!
    Er war ein VAMPIR!
    Sie mußte ihn TÖTEN!
    Unbewußt rieb sie mit den Fingern über das Tattoo in ihrer Handfläche, das zwar nicht zu fühlen, aber ebensowenig zu verleugnen war. Ihr Stigma, das sie zwang, nie zu vergessen, weshalb sie lebte. Noch leben durfte. Oder mußte, wie ihr einmal mehr bewußt wurde; so schmerzlich, daß sie ungewollt seufzte.
    »Bedeutet das ein Ja?« fragte Wyando lächelnd.
    Sie erwiderte seinen Blick schweigend.
    Sie wollte. Aber sie durfte es nicht.
    Oder?
    War er nicht anders? Lebten er und sein Stamm nicht viel mehr im Einklang mit der Schöpfung, als es Evas Kinder taten? Mußte das nicht ein Grund sein, ihm beizustehen, ihn und seinesgleichen - zu schonen?
    Und überdies: War sie es ihm nicht schuldig?
    Zweimal waren sie einander begegnet. Und zweimal hatten diese Zusammentreffen darin gegipfelt, daß Hidden Moon ihr Leben gerettet hatte. War es da nicht schon ihre Pflicht, ihm seine Bitte zu gewähren - und sei es nur, um ihre Schuld abzutragen?
    »Nun?« fragte er nach einer Weile, in der Liliths Blick unverwandt auf seinem Gesicht geruht hatte.
    »Laß uns gehen«, erwiderte sie.
    *
    South Dakota
    Schatten lasteten schwer und drückend über dem Dorf der Arapaho, obwohl der Himmel wolkenlos war.
    Es waren unsichtbare Schatten, die nur jemand spüren konnte, der um das Wesen der hier Lebenden wußten.
    Lilith spürte es, noch ehe sie, selbst in Fledermausgestalt, auf dem Rücken des Adlers dort unten zwischen den Büffelhaut-Tipis anlangte. Und im Grunde war nicht sie selbst es, die es wahrnahm. Sie hatte vielmehr teil an Wyandos Empfindungen. Als bestünde etwas zwischen ihnen, das tiefer ging als die bloße Berührung ihrer transformierten Körper.
    Der weite Weg aus dem Süden herauf und die Reglosigkeit, zu der sie auf dem Rücken des Adlers verurteilt gewesen war, hatten Li-liths Kräfte eingeschläfert. So reagierte sie zu spät, als Hidden Moon unter ihr seine Gestalt veränderte und sie ihres Haltes beraubt wurde.
    Sie stürzte als Fledermaus in den Staub, überschlug sich zweimal und verwandelte sich noch in der Bewegung, so daß sie schließlich als Mensch liegenblieb. Der Symbiont floß wie flüssige Schwärze über ihre Blößen und kleidete sie in jenen löchrigen Catsuit, den er aus unerfindlichen Gründen am liebsten nachbildete.
    Die flapsige Bemerkung ob der unsanften Landung gerann ihr auf der Zunge, als ihr Blick auf das fiel, was auch Hidden Moon die Sprache verschlug.
    Kadaver.
    Tote Adler, deren Gefieder zerrupft und deren Fleisch von mörderischen Zähnen zerrissen war. Doch es war kein Blut zu sehen, bis auf ein paar verkrustete Reste um die gräßlichen Wunden herum.
    Andere Arapaho standen dazwischen, reglos, und das Entsetzen lähmte nicht nur sie, sondern alles um sie her. Kein Windhauch strich durch die Wälder ringsum, kein Tier ließ

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