Toten-Welt (German Edition)
wenn sie mich drankriegen, aber du gefälligst auch nichts über mich, wenn du auffliegst.“
„Würdest du mir denn glauben, wenn ich mich einverstanden erkläre?“
„Nein. Aber ich will herausfinden, was für eine Art Schweinehund du wirklich bist.“
„Oh mein Gott, was ist das denn?!“
Irene Bomhan wandte angeekelt den Blick beiseite und wollte so schnell es ging weiter bergauf wanken.
„Aber meine Liebe, haben Sie sich selbst schon mal in den Spiegel geschaut? Sie sind ein Zombie. Und zwar durchaus einer von der ekligsten Sorte.“
Wicca klang belustigt und ging erst recht zu dem riesigen verkohlten Klumpen hin, den die Bomhan auf Abstand umrunden wollte. Frieda holte auf, blieb stehen, als klar war, dass es erst mal nicht weiterging, und schien zu verschnaufen.
Sie hatten vom Stadtrand aus einen ziemlich steilen Schleichweg Richtung Burg genommen und eben die schmale Straße erreicht, die von der Alten Wüstung aus in flacheren Bögen hoch führte. Dort unten tobte sich Neuminingens Prozession an den letzten Bewohnern dieser letzten Siedlung vor der Burg aus. Die Hauptrotte war noch fern, aber die gierige Vorhut strebte bereits zur Burg. Eine Horrorgestalt nach der anderen wankte an der kleinen Gruppe vorbei, ohne sie zu beachten.
„Wenn das nicht mein kleiner Hase ist“, sagte Wicca und klang entzückt. „Bitte helfen Sie mir mal, meine Damen.“
Mit kleinen, langsamen Schritten, unendlich erschöpft wirkend, kam Frieda herangewankt. Die Bomhan überwand ihren Abscheu und näherte sich ebenfalls.
„Sieht aus wie ein kolossaler Fettwanst, der auf jemandem drauf liegt“, murmelte sie.
„Und diesen Jemand kenne ich. Nun mal nicht so etepetete. Packen Sie mit an!“
„Warum sind die so verbrannt?“
„Sieht nach einem Angriff mit Flammenwerfern aus. Wir versuchen es mal am Arm...“
Sie packte das linke Handgelenk der riesigen, fetten Leiche, die bäuchlings auf einem kleineren, sehr viel schmaleren Körper lag und ihn am Boden festnagelte. Das Gesicht des unten liegenden Jungen war durch etwas entstellt, das wie eine gewaltige Hasenscharte aussah. Frieda kam hinzu, und auch die Bomhan packte widerwillig mit an. Gemeinsam schafften sie es, den rücklings völlig verkohlten Riesenkörper auf die andere Seite zu wälzen und damit von seinem Opfer herunter zu zerren.
„Steh auf, Hase!“, befahl Wicca munter und rieb sich die Hände von den verkohlten Überresten sauber. „Und erzähl mir nicht, du wärst zu erstarrt. Ich kann das sehr wohl unterscheiden.“
Der Hase begann sich zu regen, hob träge den Kopf und ließ ihn entsetzt wieder sinken, als er seine Hände und Füße sah. Überall da, wo der Dicke ihn nicht bedeckt hatte, war er den Flammen zum Opfer gefallen. Bis hinauf zu den Ellenbogengelenken und den Knien waren seine Glieder pechschwarz.
„Ich hab noch was... von dem Mittel. Könnten Sie bitte...“
Er klang traurig und leidend, was Wicca nur milde lächeln und den Kopf schütteln ließ. Sie bückte sich neben ihm, klopfte seine Taschen ab, fand zwei Ampullen, und noch ehe sie eine davon öffnen und ihn mit dem Mittel behandeln konnte, knurrte Frieda gierig auf, und die Bomhan verlangte:
„Ich will auch!“
„Mädels, Ihr braucht das nicht mehr wirklich. Das ist nur Sucht. Aber meinetwegen, wir scheinen genug für alle zu haben...“
Sie träufelte dem Hasen fünf Tropfen ins linke Auge und fertigte dann Frieda und Irene Bomhan ab. Unternehmungslustig wandte sie sich dem Dicken zu, der nicht nur erstarrt, sondern absolut mausetot auf seinem verkohlten Rücken lag. Die Vorderseite war intakt. Fetzen eines Laborkittels bedeckten den monströsen Bauch bis zu den fetten Oberschenkeln. Noch immer war der Skalp des Lobotomierten übers Gesicht gestülpt. Wicca zog ihn nach hinten, legte das feiste Antlitz frei und fand Augen und Mund halb geöffnet vor.
„Optimal! Wir probieren mal was.“
Wider den sofortigen Protest Irene Bomhans und einen empörten Grunzer Friedas ließ sie den Rest des zweiten Fläschchens ins linke Auge der kolossalen Leiche rinnen. Die Wirkung trat augenblicklich ein: Ein Schauder ging durch das wabbelig aussehende, aber starr gewordene Fleisch. Die Augen zwinkerten. Plötzlich würgte es ihn, er drehte sich zur Seite, und ein Schwall grünlich schimmernder Masse floss aus seinem Mund.
„Väterchen, was haben Sie denn zuletzt gefrühstückt?“
Sie lächelte und wandte sich den anderen zu, die sie inzwischen umrundeten. Die verkohlten
Weitere Kostenlose Bücher