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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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Wicca und gab ihrer Stimme einen Beiklang, dem man nicht widerstehen konnte. Mit dieser Stimme hatte sie Frieda in ihre Praxis gelockt und zur Vorzimmerdame rekrutiert. Diese Stimme machte Frieda jetzt wütend, aber lockte sie immer noch.
    „Wissen Sie noch, wie es war, hübsch zu sein? Ich könnte Ihnen das zurückgeben. Und nicht nur das: Sie bleiben dann für immer jung und wunderschön.“
    Frieda, noch auf allen Vieren und die Zähne bleckend wie ein Raubtier, gab einen Knurrlaut von sich.
    „Was, Ihre Medikamenten-Abhängigkeit? Ihre Depressionen? Das wäre dann alles weg, und zwar auch für immer. Ich weiß ja, was ich Ihnen da angetan habe und vermute mal, dass Sie mir deshalb nicht so recht vertrauen und mich nicht besonders mögen. Aber wenn Sie es mal unter dem Aspekt betrachten, dass es nur vorübergehend sein müsste: Hätte ich es nicht getan, wären sie jetzt irgend ein Zombie da draußen ohne Chance auf Veränderung. Oder sie hätten sich vor meinem kleinen Eingriff in die alte Weltordnung umgebracht. Das hatten Sie doch vorgehabt, oder etwa nicht?“
    Frieda hockte sich auf den Hintern an den Straßenrand, zog die Beine an und legte den Kopf auf die Knie. Sie bot sich der lockenden Stimme wie ein Hündchen dar, das gestreichelt werden wollte.
    Irene Bomhan, die während Wiccas Kontaktaufnahme weiter lustlos an dem erkaltenden Kadaver herumgefressen hatte, verlor das Interesse daran und kroch auf sie und Frieda zu.
    „Und was ist bitte mit mir? Ich hab ein dickes fettes Scheißloch im Schädel. Und keinen Bizeps mehr. Ich bin halb verwest.“
    „Das alles kann heilen.“
    „Das ist... unmöglich. Unnatürlich.“
    „Aber warum denn? Einem Hai wachsen die Zähne nach, ständig. Eidechsen ersetzen verlorene Gliedmaßen. Eingefrorene Frösche tauen auf und leben weiter. Die Natur ist voller Wunder. Und mein Mittel ist eines davon.“
    „Dann her damit. Welche Tasche?“
    Sie fing an, Wiccas Hose zu befingern und in ihren überall eingenähten Taschen zu suchen.
    „Nicht hier. Auf der Burg.“
    Die Bomhan gab einen abfälligen Laut von sich, hockte sich zwischen Wicca und die blöde vor sich hin glotzende Frieda auf die Straße und schüttelte den Kopf.
    „Was ist denn, meine Liebe?“
    „Sie wollen bloß, dass wir Ihnen zur Flucht verhelfen.“
    „Ja was denn auch sonst? Was wollen Sie denn hier bei diesem Krustentier Neuminingen und dem Möchtegern-Mini-Tyrannen Helfert? Die beiden wurden von mir gemacht, nicht ich von ihnen. Wer ist also die Macht, der man folgen sollte?“
    „Aber der aus dem Folterkeller, der ist so stark.“
    „Das hat er geübt, 500 Jahre lang. Das kann ich übrigens auch. Schauen Sie mal neben sich.“
    Irene Bomhan wendete gelangweilt den Kopf und schrak zusammen. Für eine Sekunde hatte sie ein unangekettetes Abbild Wiccas direkt neben sich hocken und sie anstarren sehen.
    „Das können alle, die das Mittel intus haben. Geist, Seele, Körper, das alles verliert seinen unmittelbaren Zusammenhalt, aber wird zugleich dauerhaft untrennbar. Sind Sie noch nie Ihrem umherspukenden Abbild begegnet seitdem?“
    Die Bomhan nickte und Frieda knurrte angewidert.
    „Könnten Sie machen, dass das aufhört?“
    „Aber sicher doch. Wenn Sie das wünschen.“
    „Was ist mit... dem Götzen?“
    „Der wähnt mich sicher in Ketten und hat sich schon seinem Hauptziel zugewandt. Der will nämlich auch genau das, was auf der Burg lagert und Ihnen helfen könnte: mein Mittel.“
    „Aber die Ketten. Dieser Helfert und sein widerlicher kleiner Gehilfe, die haben die Schlüssel. Nicht wir.“
    „Schauen Sie mal, was ich kann.“
    Wicca machte eine gummiartige Bewegung mit dem rechten Arm, die ihre Schulter rotieren ließ als sei sie ausgekugelt, und zog zugleich ihre linke Hand aus der eisernen Fessel.
    „Kleiner Zaubertrick.“
    Sie lächelte und befreite wie beiläufig ihre rechte Hand.
    „Wie haben Sie das gemacht?“
    „Ich bin der reinste Schlangenmensch. Und jetzt lassen Sie uns aufbrechen, bevor Herr Helfert und sein Gnom zurückkommen.“
    Sie streifte ihre Fußeisen ab wie Socken und stemmte sich auf die Füße.
    „Wozu brauchen Sie uns überhaupt?“
    „Ich hab gern Gesellschaft. Bitte nach Ihnen.“
    Frieda stand folgsam auf und schickte sich an, voranzugehen.
    „Einen Moment noch. Sie wollen also in die Burg und Ihr Mittel holen. Wozu?“
    „Weil es nicht gut wäre, wenn Neuminingen es bekommt.“
    „Warum haben Sie die Burg überhaupt aufgegeben? Sie waren in

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