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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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Glieder des Hasen waren noch schwarz, aber wieder funktionsfähig. Die Bomhan war zerfleddert wie zuvor, aber das Loch in ihrem Kopf war keine schwärende Wunde mehr. Frieda hatte ihre Kräfte zurückgewonnen und machte Stimmübungen wie eine Opernsängerin vor dem Auftritt. Sie versuchte Worte zu bilden, was aber dann doch misslang.
    „Keine Angst, Leute, es gibt noch massenhaft von dem Zeug in meinen Geheimverstecken. Wie versprochen, ich mache euch wieder komplett heil. Plappern wie ein Kindergartenkind, gerade laufen, aussehen wie Heidi Klumm oder George Clooney... – Hast du gehört, Hase? Wenn du mit mir kommst, kriegen wir das auch bei dir alles wieder hin.“
    „Nennen... Sie mich nicht so. Das ist keine...“
    „Weiß ich doch. Ist eh bald egal. Aber jetzt zu Wichtigerem. Mein korpulenter Freund...“
    Sie wandte sich dem Dicken am Boden zu, der sich ausgekotzt hatte und versuchte, den Oberkörper aufzurichten.
    „...können Sie sprechen? Ich weiß, Ihr Schädeldach fehlt.“
    Er stutzte und hob wie auf Kommando den rechten Arm, um sich den Kopf abzutasten. Angewidert zog er die Hand sofort wieder zurück, als er unter seinem Skalp das blanke Hirn ertastete.
    „Tja“, seufzte Wicca und verzog die Lippen, „ich fürchte, da kann nicht mal ich was machen. Aber sagen Sie uns doch, wer Ihnen das angetan hat. War das eine normale Obduktion oder...“
    „Labor“, grunzte der Fettwanst. „Eingefangen. Mich. Spritzen, viele... Dann mit Säge.“
    „Interessant. Waren Sie gefesselt?“
    „Hm!“
    „Also ging es um meine Seuche. Haben Sie irgendwas aufgeschnappt, ein Laborergebnis, irgendeine Erklärung, die denen eingefallen wäre? Ich schätze mal, die haben sich vor Ihnen unterhalten als wären sie nicht vorhanden, obwohl Sie bei vollem Bewusstsein dalagen und alles mitbekamen.“
    Sie klang amüsiert, bemühte sich aber um einen anteilnehmenden Ton.
    „Hm!“
    „Und? Was waren Sie eigentlich von Beruf, wenn ich fragen darf?“
    „Bus. Fahrer.“
    Wicca machte ein verächtliches Schnaubgeräusch.
    „Oje. Na, das war’s dann wohl.“
    Sie war neben der Leiche in die Hocke gegangen und wollte jetzt aufstehen. Der Busfahrer hielt sie zurück.
    „War nicht. Blöd. Okay? Gen-Veränderung. Das gesagt. Ein Virus. Aber zugleich auch... ganz was Neues, noch nie gesehen, wollten Gewebe. Nach Amerika. Boah.“
    Er verstummte und schüttelte erstaunt über die eigene Besonderheit den Kopf.
    „Na, nun sind Sie aber schwer in Fahrt gekommen, mein Großer. Bilden Sie sich nicht zu viel ein, die in Amerika hatten inzwischen genug eigene Gewebeproben, schätze ich mal. Na, egal. Hätte mich selbst interessiert, womit wir es tatsächlich zu tun haben. Machen Sie’s gut.“
    „Hey. Siiieee...!“
    Er zeigte auf Wicca, schien sauer zu werden und wollte aufstehen.
    „Nichts wie weiter, Leute. Schwerfällige Fettwänste brauchen wir nicht in unserem Team.“
    Sie schob Frieda, die sofort fauchte und nach ihrer Hand schnappte, zurück zum Weg.
    „Neue. Spe...“, grollte der Busfahrer und hatte es auf alle Viere geschafft. Wicca drehte sich wieder um. Wie ein schwarzer Elefant ohne Rüssel kam er angekrochen, stemmte den Oberkörper hoch, schaute auf Knien kauernd auf zu Wicca und verkündete:
    „Neue Spezies. Das bin ich. Haben sie gesagt. Kein Mensch mehr. Was ganz, ha... nie Dagewesenes.“
    „Na, dann hatten Sie ja Ihre fünf Minuten Ruhm, die nun leider vorbei sind. Denn inzwischen sind die Menschen vom Aussterben bedroht und eine glatte Rarität, während Ihresgleichen praktisch die Erde beherrscht. Na ja, Sie werden es ja gleich selbst mitkriegen. Leben Sie wohl.“
    Sie hatte zur alten Wüstung gedeutet, und er folgte ihrem Hinweis mit einer trägen Kopfbewegung. Als er begriff, was sie gemeint hatte, war alles um ihn herum vergessen.
    Er starrte den Weg entlang nach unten, wo sich eine gewaltige Heerschar in seine Richtung zu schieben begann. Die Masse von dicht gedrängten Leibern umschloss ein Zentrum, in dem Raum gelassen wurde für eine Prozession, in deren Mitte wiederum vier Träger eine Art lebensgroße Statue auf den Schultern bergan schleppten. Während die Prozession dem Straßenverlauf folgte, schob sich die Gesamtmasse wie ein Heuschreckenschwarm über alles hinweg, trampelte Gärten nieder, ebnete Zäune ein und brach durchs Unterholz des Burgwaldes immer weiter bergauf.
    „Boah!“
    Als er genug gesehen hatte, um sich von dem Anblick kurz loszureißen und sich seiner Erweckerin

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