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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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diesem Auto eingeklemmt. Wohin wollten Sie fahren?“
    „In die Welt hinaus. Und das ist auch nur aufgeschoben.“
    „Erst wollen Sie in die Welt, dann wieder zurück. Mal wirkt das Mittel, mal nicht.“
    „Ich dachte, mein Job sei erledigt. Neuminingens Auferstehung hat mich etwas überrascht, muss ich zugeben. Und das Mittel ist eben auch nicht ganz perfekt, aber nahe dran.“
    „Was genau ist denn Ihr Job.“
    Wicca lächelte milde.
    „Wie wäre es, wenn wir das auf dem Weg zur Burg klären? Hubert Helfert kann mir zwar nichts, aber ein Aufruhr wäre mir trotzdem nicht recht.“
    „Nur noch eine Frage.“
    Irene Bomhan quälte sich in die Senkrechte. Gelenkig war sie noch nie gewesen, aber ihr Körper ging nun immer mehr vor die Hunde. Warum nicht ihre Denkfähigkeit? Bei Frieda Berger schien es umgekehrt zu sein.
    Wicca machte eine auffordernde Handbewegung, als die Bomhan schwankend vor ihr stand.
    „Warum fressen Sie eigentlich keine Menschen? Alle tun es, nur Sie nicht.“
    „Gute Frage. Kein Appetit, kein Hunger. Eine gewisse Abscheu. Ich weiß es nicht.“
    „Bei jedem wirkt das Mittel anders, also auch insofern?“
    „Wie Sie sehen.“
    Wicca meinte damit nicht allein sich selbst und wies mit einem Blick auf die Straßenszenerie vor ihnen. Die Sonne war aufgegangen und beleuchtete ein Schlachtfeld wie aus dem Ersten Weltkrieg. Der Häuserkampf hatte sich nach oben Richtung Alte Wüstung und Burg verlagert.
    Nicht alle folgten Neuminingen. Ziellos irrten Wiedergänger aller Kategorien umher, stießen gegen Laternenpfähle oder Häuserwände, fielen um, krochen weiter, bissen in totes Fleisch, spuckten es aus, standen wieder auf oder blieben liegen und erstarrten. Kopflose Körper führten ein Dasein wie Amöben, sich an Hindernissen entlang tastend, während Köpfe ohne Körper am Boden lagen, mit den Augen rollten und fauchten.
    „Was ist mit denen, die nicht mehr aufstehen und wie tot aussehen?“, fragte Irene Bomhan. „Sind die wenigstens erlöst? Oder werden sie es irgendwann, wenn sie zerfallen?“
    Wicca seufzte und zuckte mit den Schultern.
    „Ich glaube nicht. Ich würde gern glauben, dass auch ich irgendwann erlöst werde, aber meine Erfahrung lässt diese Hoffnung nicht zu.“
    „Also nie mehr Erlösung, für niemanden? Was, wenn man einen Körper völlig zerstört? Das muss doch möglich sein. Was ist mit kremieren?“
    „Könnte sein. Normales Feuer reicht nicht, wie Sie an mir sehen.“
    „Und wenn kremieren klappt, ist die Seele dann frei?“
    „Auf meine Art habe ich das schon gemacht. Ich kann eine Art inneres Feuer auslösen und einen Körper in Asche verwandeln. Die Seele hing darin fest wie Feuchtigkeit in Lehm. Vielleicht verdunstet sie irgendwann. Aber wohl nur, wenn man die Asche nicht in eine Flasche steckt.“
    Ein fieses Lächeln huschte über ihr Gesicht beim Gedanken an Ronan Bergenstroh. Etwas wie Heimweh nach der Burg überkam sie, und sie drehte sich um und lief einfach los. Frieda folgte ihr wie ein Aufziehmännchen, während die Bomhan sich schwertat, aufzuschließen.
    „Was, wenn man die Asche verstreut?“
    Wicca hatte es satt, blieb abrupt stehen und starrte sie an.
    „Wir können das an Ort und Stelle ausprobieren. Dazu brauche ich nicht mal das angereicherte Mittel von da oben. Es reicht, wenn ich Ihnen in die Augen spucke. Wollen Sie das?“
    Irene Bomhan zögerte und schüttelte schließlich den Kopf.
    „Dann halten Sie endlich den Mund. Kommen Sie mit, oder lassen Sie es bleiben. Ich beantworte ab sofort keine Fragen mehr.“
     
    Hermann Klangfärber hatte die Versammlung sofort abgebrochen und um zwei Stunden vertagt. Keiner der Soldaten beschwerte sich, und Amelie war es recht. Trotzdem konnte sie sich, als sie mit ihm allein war, eine Bemerkung dazu nicht verkneifen:
    „So viel zum Thema neue Offenheit und Demokratie.“
    „Du hast also von Anfang an gelauscht?“
    „Du warst sehr überzeugend. Aber deine Unterscharführer werden irgendwann Fragen stellen.“
    „Und sie bekommen auch Antworten. Wir haben nichts zu verbergen.“
    „Bis auf die Kleinigkeit, dass mir deinetwegen ein Mord angehängt wurde. Und dass du ja wohl alles andere als ein Soldat und gar Oberst bist.“
    „Vielleicht nicht ganz so laut, Amelie!“
    Er hatte sie in den nächstbesten Raum im Erdgeschoss gezerrt, und das war ausgerechnet Wiccas Ausgabestelle für Ampullen an Süchtige. Überall lag das Zeug noch herum. Wo zum Teufel war sie bloß hin? Oder hatte sie sich

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