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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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zuzuwenden, war die längst verschwunden – samt ihren Begleiterinnen und dem Jungen, den er aufgefressen hätte, wäre sein eigener Skalp ihm nicht im Weg gewesen.
     
    „Moment mal!“
    Leutnant Kuckel, der nun kein Leutnant mehr war, packte den Oberst, der seit einer Minute den Fantasietitel „Burgmannschaftsführer“ trug, am Arm. Für das Monstrum von Titel galt laut Abstimmung ersatzweise die Abkürzung BMF, die nichtssagend war, aber bereits begann, sich mit Bedeutung aufzuladen. Kuckel ohne Titel wagte gegenüber dem BMF etwas, das der Leutnant gegenüber dem Oberst nie gewagt hätte: Er widersprach nicht nur vor der versammelten Truppe von Soldaten, die nun nicht mehr so hießen, sondern Burgmannschaft, kurz BM – BM Kuckel widersprach nicht nur vor allen, er zerrte den BMF am Arm zurück.
    Bei der Wahl hatte nicht Erfahrung entschieden, sondern Beliebtheit. Der erfahrene Soldat und studierte Feldarzt Leutnant Kuckel, ein Urgestein der Kloster-Kaserne, war verhasst wie sonstwas und kam gerade mal auf zehn Stimmen. Das waren die wenigen, die wussten, dass er Doktor der Medizin war und damit ziemlich wichtig in einer Welt wie dieser.
    Der bis vor drei Wochen völlig unbekannte Oberst, von dem nicht mal der Name bekannt war, weil er sich nie vorgestellt hatte und kein Namensschild trug, dieser Oberst hatte traumwandlerisch sicher allen immer das erzählt, was sie hören wollten, und nur von ihnen verlangt, was sie sowieso tun wollten. Er war respektvoll gewesen und außerdem immerhin von höchster Stelle in Berlin abkommandiert - angeblich; dieser noch immer eigentlich ziemlich unbekannte, aber hochbeliebte Oberst schöpfte 77 Stimmen ab und bekam damit die absolute Mehrheit.
    Damit war die eigentliche Überraschung das miese Abschneiden des Hauptgefreiten Niedermüller, jetzt BM Niedermüller, der 17 Stimmen bekam, was insofern verwunderte, weil er unter seinesgleichen, den Mannschaften, höchst beliebt und immerhin Mannschaftssprecher gewesen war. Amelie bekam zwei Stimmen.
    Übrigens ergaben die Stimmen zusammengezählt 106, was nur heißen konnte, dass entweder schon wieder 12 Leute getürmt waren (117 bei der letzten Zählung plus eine Amelie minus 106 macht 12) oder sich in der Burg herumtrieben und ihr eigenes Süppchen kochten. Das war eines der drängenden Probleme, aber Kuckel ging es erst mal nur um sich.
    Der BMF riss seinen Arm los und fauchte:
    „Was wollen Sie?“
    „Haben Sie nicht eine Kleinigkeit vergessen?“
    „Ich wüsste nicht, was.“
    „Männer, einen Moment noch!“, brüllte Kuckel vom Torturm über den Burghof. Die in den hintersten Reihen hatten, nachdem die Wahl gelaufen war, bereits das Interesse verloren und angefangen zu schwatzen und sich abzuwenden.
    „Das hier war eine demokratische Wahl. Die Gewinner bilden die Regierung, die Verlierer gehen in die Opposition.“
    Der BMF schluckte seinen Ärger runter und überlegte. Ein Kuckel als Oppositionsführer und damit immer vor seiner Nase war ihm immer noch lieber als einer, der in die Gruppe abtauchte und gegen ihn intrigierte. Er räusperte seine Stimme neutral und sagte:
    „Nichts dagegen, aber dann haben wir ein Patt.“
    „Warum denn? Ich habe Herrn Niedermüller und Frau Korski, Sie haben Mertel, Wachsenberg und das Recht, noch zwei Mannschaften zu berufen. Das hatten Sie selbst so angekündigt und wurden mit diesem Programm gewählt.“
    Der kurze Dialog hatte zuletzt in Sprechlautstärke stattgefunden, da ohnehin kaum noch jemand zuhörte. Jetzt rief der BMF laut:
    „Männer, noch mal aufgepasst, bitte. Herr Kuckel hat angeboten, als Wahlverlierer Verantwortung zu übernehmen und mit den anderen beiden Verlierern in die Opposition zu gehen. Für meine Regierungsmannschaft kann ich noch zwei Abgeordnete berufen. Wer meldet sich freiwillig?“
    Sofort ging aus einem der Grüppchen heraus ein Arm in die Höhe, während alle anderen eher gelangweilt zum Torturm hochstarrten.
    „Helge Steghalter, ist das richtig? Kommen Sie zu uns hoch. Wer noch? Niemand? Dann belassen wir es einstweilen dabei, wobei ich mir das Recht vorbehalte, nach Prüfung diverser geeigneter Personen noch jemanden zu berufen. Und damit meine ich einen letzten, sehr wichtigen Punkt, den wir noch auf der Tagesordnung haben. He, Leute, bitte noch mal herhören!“
    Das Gemurmel ging zurück, die Gesichter wandten sich geschlossen zur Front.
    „Um einen Generalplan zu erarbeiten, wie es nun mit uns als Überlebendengruppe weitergehen soll,

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