Toten-Welt (German Edition)
brauchen wir Spezialisten und vor allem Ideen. Ich bitte alle, die mit Vorschlägen welcher Art auch immer aufwarten können, sich in zwei Stunden im Gang am Rittersaal zu versammeln. Wir gehen jetzt dort in unsere erste Sitzung als gewähltes Parlament und rufen Sie dann einen nach dem anderen auf, um Ihre Anregungen zu hören. Ich danke Ihnen.“
„Überraschung, Überraschung“, raunte Wicca, als sie um die letzte Serpentine zur Burg kamen, und hielt Frieda an der Jacke fest und damit in Deckung. Von ihrem Standort aus war das Fangtor der Vorburg zu erkennen, ein Teil der äußeren Ringmauer, die Mauer zum Graben und ein Eck des Parkplatzes für touristische Burgbesucher, auf dem dick und fett ein Panzer parkte.
„Was ist?“, fragte die Bomhan, während der Hase beim Anblick des Panzers ein erfreutes „Hey!“ von sich gab.
„Scheint, ich habe Besuch. Kommen Sie ruhig alle zu mir ran, wir beobachten das mal. Eine Wache über dem Fangtor, aber schwer bewaffnet. Was ist das, eine MG?“
„Flammenwerfer“, antwortete der Hase begeistert, obwohl er selbst noch immer Entstellungen des Angriffs mit dieser Waffe zur Schau trug.
„Ach, jawoll, sehr effektiv. Nicht für jedes meiner Geschöpfe tödlich, aber wohl für die meisten. Da wird sich Neuminingen die Zähne ausbeißen.“
„Und was ist mit uns? Wir kommen dann ja wohl erst recht nicht rein!“
„Liebe Frau Bomhan, wir haben es nicht nötig, die Burg auf diesem Weg zu nehmen. Ich wollte mir nur mal die Verteidigungsstrategien unserer wackeren Soldaten anschauen, bevor wir eindringen.“
„Der Neuminingen kommt übrigens. Ich höre ihn. Irgendwie.“
„Denken Sie, ich nicht? Mit hören hat das übrigens nichts zu tun.“
„Ich will denen nicht begegnen. So viele, die könnten uns alle in der Luft zerreißen.“
„Das könnten sie, da haben Sie recht. Dann verlassen wir den Weg lieber mal.“
„Und wohin?“
Wicca war schon dabei, über den Straßengraben zu steigen und im Wald zu verschwinden. Frieda folgte ihr blindlings, der Hase hing noch gespannt am Anblick von Panzer und Flammenwerfer.
„Erst mal am Graben entlang. Ich will mir die Gesamtsituation vor Augen führen.“
„Warten Sie. Und was ist mit denen da?“
Die Bomhan hatte den Rangen erreicht, auf dem der Wald begann, und zeigte auf den zunehmenden Strom von Leichen, der die Straße herauf zog und sich um die Burg herum verteilte, während der Soldat mit Flammenwerfer auf seinem Aussichtsposten über dem Fangtor nichts tat als zu beobachten. Es war, als würde ein riesiges Heer aufmarschieren und zur Belagerung antreten, während die Belagerten einstweilen nur zuschauten, weil sie nicht provozieren und keinen vorzeitigen Angriff auslösen wollten.
„Was meinen Sie?“, fragte Wicca aus dem Wald heraus.
„Na, die sehen uns doch alle und können uns folgen. Wenn Neuminingen erst hier ist...“
„Keine Sorge, ich weiß was, das die nicht wissen.“
„Und das wäre?“
„Mir nach, dann erfahren Sie es.“
„Die wären sicher froh, den Panzer jetzt in der Burg zu haben“, brabbelte der Hase vor sich hin, während er in den Wald eintauchte. „Nur blöd, dass die Tore zu klein sind.“
„Keine Sorge, der Panzer ist der soldatische Außenposten“, rief Wicca über die Schulter zurück und zwinkerte ihm zu.
„Sie meinen...“
„Klar.“
„Woher wissen Sie das?“, fragte Irene Bomhan.
„Ich weiß es eben. Und ich weiß noch was. Etwas, das Ihnen egal ist, aber mir alles bedeutet.“
„Und das wäre?“
Die Bomhan und schloss zu Wicca auf. Sie war sichtlich auf der Flucht vor den Zombie-Horden, die nun nicht nur von der Straße her ins Unterholz einbrachen und ihnen folgten, sondern sich auch von unten durch den Wald heraufwälzten und nun von allen Seiten zwischen den Bäumen auftauchten.
„Es ist jemand auf der Burg. Glauben Sie es oder glauben Sie es nicht, aber den suche ich seit 500 Jahren. Jetzt sitzt er da oben und kann mir nicht entkommen. Die Zeit für unser Wiedersehen ist ganz nah.“
„Na dann, rufen wir den ersten herein.“
Regierung und Opposition saßen sich am ovalen Tisch des Rittersaals gegenüber und taxierten sich. Amelie war klar, dass Helge sich nur wegen ihr gemeldet hatte. Verstohlen warf er ihr immer mal verliebte Blicke zu und hielt sich ansonsten zurück. Letztlich war er nur Stimmvieh für den BMF, das Zünglein an der Waage gegenüber der Opposition.
„Einwände? Herr Steghalter, würden Sie bitte...?“
Helge
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