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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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ist es nur vorübergehend. Jeder muss sterben, aber Sie dürfen zurückkehren. Ist das nicht großartig? Schreiben Sie das auf.“
    „Ich will nicht.“
    „Schreiben Sie! Es wird Sie erlösen.“
    Und Amelie schrieb.
     
    „Das ist phänomenal, Schätzchen! Wirklich, so anschaulich wird diese Phase zum ersten Mal beschrieben.“
    Wicca-Maria Berkel drückte Amelies Ausdrucke wie einen Schatz an ihre Brust und schüttelte gerührt den Kopf.
    „Ich muss sagen, genauso habe ich es damals auch empfunden“, brummte Bergenstroh aus dem Hintergrund. „Alle Achtung. Ich hätte das nie so in Worte fassen können. Sie haben unübertreffliche Arbeit geleistet.“
    „Aber, ich verstehe nicht“, stutzte Amelie. „Das klingt, als sei es nur darum gegangen.“
    „Nicht nur, aber das war sozusagen Ihr Meisterstück. Ihre Initiation.“
    „Und was ist mit Herrn Bergenstrohs Memoiren?“
    „Die können wir erst mal vergessen. So interessant war mein Leben nicht.“
    „Seines nicht, aber meines“, behauptete die Berkel. „Ab sofort arbeiten Sie für mich.“
    „Und als was?“
    „Als meine Begleiterin in jeder Hinsicht. Es geht vor allem darum, was ich aktuell mache und für die Zukunft plane. Meine Vita ist zwar einzigartig, aber sie soll nicht von dem ablenken, worin mein Leben gipfeln wird.“
    „Und was wird das sein?“
    „Globale Neukalibrierung. Schauen Sie das Wort im Duden nach, Schätzchen.“
    „Ich weiß, was das ist. Aber bezogen auf was?“
    „Damit Sie das verstehen, muss ich Sie erst gründlich einarbeiten. Erster Schritt aber ist Ihre eigene Selbsterkenntnis.“
    „Meine...? Wieso? Inwiefern?“
    „Sie können sich doch an Ihre Augenkrankheit erinnern, oder?“
    „Ja, sicher.“
    „Aber jetzt geht es Ihnen wieder gut. Ist doch so.“
    „Ja. Aber...“
    „Um genau dieses Aber geht es uns. Was hat Sie geheilt?“
    „Ihre Augentropfen, schätze ich. Ich erinnere mich, nachdem ich geschrieben hatte, dass ich...“
    „Ja?“
    „Dass ich es nicht mehr aushielt. Es juckte wie verrückt, direkt im Augapfel und dann im ganzen Körper. Es war, als würde mein Organismus etwas ausscheiden wollen, das sich überall eingenistet hatte, in jeder Zelle und in den Zellen wiederum in jedem Zellbestandteil. Das Jucken war die Abstoßungsreaktion.“
    Amelie staunte über ihre eigene Erkenntnis.
    „Klasse Schätzchen, präzise auf den Punkt gebracht.“
    „Ja, aber... ich weiß nicht, was da abgestoßen wurde. Ich bin froh, dass es weg ist, aber irgendwie – fehlt es mir auch.“
    „Das ist völlig normal und geht vorbei.“
    „Es fühlt sich an, als hätten Sie mir geholfen, aber ich weiß, dass Sie mir eigentlich geschadet haben.“
    „Auch das geht vorbei. Die Vorteile Ihres neuen Lebens überwiegen, glauben Sie mir.“
    „Inwiefern? Welche Vorteile?“
    „Es ist noch zu früh.“
    „Wofür?“
    „Ihnen das offen zu sagen. Finden Sie es selbst heraus.“
    „Ich weiß ja nicht mal, worum es hier überhaupt geht. Neukalibrierung wovon? Geht es ums Internet?“
    „Um Technik geht es hier überhaupt nicht, sondern um die Evolution der menschlichen Rasse. Denken Sie über eine einfache Frage nach: Wer war es, der Ihnen bisher am meisten im Weg stand?“
    „Niemand. Ich hatte nur Pech.“
    „Immer wieder? Ihr Leben war ein Fiasko, Schätzchen.“
    Amelie dachte an die Serie von Jobverlusten der letzten Jahre, ihre gescheiterten Beziehungen, das Zerwürfnis mit ihrer Familie, die Gesamtheit ihrer zertrümmerten Existenz und wiederholte:
    „Es war einfach nur Pech.“
    „Nein. Es war etwas, wovon ich Sie nun befreit habe. Wenn Sie mir nicht glauben, beweise ich es Ihnen. Kommen Sie mit.“
    Sie hielt Amelie die Tür auf, und die ging fraglos und ohne zu zögern hindurch. Bergenstroh aktivierte seinen Rollstuhl und wollte den beiden hinterherfahren, aber die Berkel schmiss ihm die Tür von außen vor der Nase zu und sperrte kurzerhand ab.
    Sie ging Amelie voran durch einen kurzen, mit Hellebarden geschmückten Flur und öffnete die Tür zu einem der zahllosen Nebenräume des Gemäuers. Amelie schlug der Geruch von Zoohandlung entgegen. Aus dem Dunkel schoss etwas hervor, bremste vor ihr ab und umschmeichelte ihre Beine. Sie erkannte den schwarzgrauen Mischling mit der Löwenmähne, der ihr zum ersten Mal im Aborterker begegnet war.
    „Das ist Harry, Schrumpelchens Hauskater. Der rollende Zellschrotthaufen liebt den Stubenschleicher, er ist sein ein und alles. Ich für meinen Teil aber hasse das

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