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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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zur Selbstentleibung in den Schlund gerammt hatte, lag am Boden. Er hatte ihn all die Jahre im Mund stecken gehabt, aber nie benutzt. Wohl hätte es auch nichts genützt, sich damit aufzuspießen. Aber jetzt mochte das mörderische Ding noch einmal zu was nutze sein.
    Neuminingen hob den Pflock auf, setzte sich die Spitze an den Bauch, verkantete das Ende gegen einen Felsbrocken im Boden und rammte sich den Pflock in den Körper. Die Wunde, die entstand, war nicht tief, aber es war eine sichtbare Verletzung. Das Mittel aus dem letzten Fläschchen, nachdem er es sich in die Hand geschüttet und in die Wunde gerieben hatte, drang ganz anders ein.
    Die Wirkung war unvergleichlich. Sie bewirkte einen Rausch. Er deutete diesen Rausch als letzten Schub der Wiedermenschwerdung. Tatsächlich begann sein Körper, sich rasch zu verändern. Der Rausch dauerte an und betäubte jeden Schrecken, als er bereits begriff, dass die Gewebeumwandlung ihn nicht Mensch, sondern Monster werden ließ.
    Er sah, zusammengekrümmt am Boden liegend, seine Extremitäten in die Länge schießen zu weißlichen Insektenbeinen. Sein Maul füllte sich mit Zähnen, seine Schnauze wuchs ihm in Sichtweite. Ein ganz neues Organ bildete sich in und an seinem ganz neuen Körper, eine Art Schlauch. Er begann zu begreifen, wozu das Teil zu gebrauchen sein konnte, noch bevor es richtig ausgebildet und funktionsfähig war und die Schmerzen einsetzten.
    Schmerzen hatte er gemeint, für immer hinter sich zu haben. Nun wusste er: Sie würden sein neues Leben bestimmen. Schmerzen würden der Normalzustand sein – und nur vorübergehend unterbrochen, während er sein schlauchartiges Organ nutzte und mehr von seiner Gattung machte. Er wusste, er würde nicht aufhören, mehr von sich zu machen, um den Schmerz so oft und lange wie möglich zu unterbrechen. Und er begriff, dass er dieses neuerliche, wohl diesmal unendliche Martyrium wiederum und immer noch einer Person zu verdanken hatte.
    Er dachte an Maria Berkel, als er sich auf seine neuen Beine erhob und den ersten Schrei aus seinem neuen Maul tat. Er wusste, sie war in der Nähe. Sie war seinen Schergen entwischt, da unten in der Stadt. Ihm, als das, was er nun war, würde sie nicht entwischen. Aber erst galt es, den Schmerz zu dämmen. Am erstbesten Zombie, der ihm entgegen wankte, erprobte er sein neues Organ.
     
    „Warum zapfen wir den Sprit nicht einfach aus den herumstehenden Autos oder dem Laster? Müsste doch gehen, oder?“
    Panzerschütze Brehm zeigte durch den Sehschlitz auf den umgekippten Lkw und strahlte neue Begeisterung ab. Auch Panzerkommandant Hitzab begann sich zu regen.
    Die beiden waren in sich zusammengesunken gewesen angesichts ihrer aussichtslosen Lage, ihrer Erschöpfung durch Hunger und Durst, den Schlafmangel und den Frust darüber, dass die Funkverbindung zum Hauptquartier auf der Burg abgebrochen war. Eigene Entscheidungen zu treffen lag weder dem Schützen noch dem Kommandanten, der weiß Gott keine Führungspersönlichkeit war, sondern eben nur der Befehlshaber im Panzer. Er hatte noch nie ein Gefecht mitgemacht, aber wusste theoretisch, wo man hinzuballern hatte und wie man seine Besatzung anschiss, damit sie die Ärsche hoch kriegte. Was er nicht wusste, war, wie man eine Zombie-Apokalypse überlebte, allein und ohne Panzer und Leute, die Rat wussten.
    „Haben Sie so was schon mal gemacht? Die Tankdeckel sind doch versperrt.“
    „Probieren geht über studieren.“
    „Was, wenn es hier unten doch noch Zombies gibt?“
    „Wozu haben wir Gewehre?“
    „Und was, wenn die da oben derweil wieder zu uns durchkommen? Ich glaube nicht, dass der Funk hin ist. Da sitzt nur keiner am Gerät im Moment.“
    „Wenn sie was wollen, müssen sie eben warten. Wir haben den Befehl, uns zum Steinbruch durchzuschlagen. Den führen wir aus.“
    Hitzab passte es nicht, dass die Rollen bei diesem Dialog falsch verteilt waren. Er selbst hätte Initiativen entwickeln und motivierend wirken müssen, nicht sein Schütze, der im Alltagsleben zudem ein ziemlicher Blödmann war. Aber vom Herumsitzen und Abwarten wurde es auch nicht besser. Sie mussten raus.
    Scheiße noch mal, er wollte keinesfalls da raus!
    Er war den Schutz von diversen Tonnen Stahl um sich herum gewohnt. Er gehörte in seinen Panzer wie eine Schildkröte in den ihren.
    „Es hilft ja nichts“, sagte Brehm, stopfte sich die Taschen voll Munition, schnappte sich ein Gewehr und begann damit, die Luke zu öffnen.
    Hitzab ließ es sich

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