Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
Vom Netzwerk:
hatte, ganz oben.
    „Mir stieß am gestrigen Tag ein Unheil zu.“
    Er blieb auf ihrer Schwelle hocken und versperrte ihr den Weg in ihr kleines Haus.
    „Und doch wirkst du unversehrt und voller Streitkraft.“
    „Was ich wohl dir verdanke. Welcher Art war dieses Mittel, das du mir eingeflößt hast?“
    „Mit dem ich dich von der Ruhr geheilt habe? Der gleichen Art wie das, mit dem ich deiner Frau aus schweren Wehen half.“
    „Die sie ansonsten nicht überlebt hätte.“
    „Ein Grund für Dankbarkeit. Aber du wirkst voll Grimm.“
    „Gestern geriet ich unter den Mühlstein.“
    Sie setzte sich, da er nicht wich, mit gekreuzten Beinen vor ihm auf den Boden. Ihr Gewand zog sich dabei bis über die Knie und ließ ihn von den nackten Füßen bis zu den Schenkeln alles sehen. Er schnaufte auf und fauchte:
    „Bedecke dich, Hexe!“
    „Du bist auf meinem Grund in meinem Dorf in meinem Wald. Schau woanders hin, wenn du meinem Anblick nicht standhalten kannst.“
    „Sieh auf meine Hand!“
    Er zog den Ärmel hoch und präsentierte ihr seinen rechten Arm von allen Seiten.
    „Sieht so eine Hand aus, die durch den Mühlstein gedreht wurde?“
    Sie grinste ihn ungläubig an, rückte näher und zog dabei ihr Gewand noch etwas höher.
    „Wirfst du mir etwa vor, nicht verletzt worden zu sein? Ich war nicht dabei.“
    „Ich war verletzt, und ob. Hand und Unterarm waren zerquetscht bis auf die Knochen und eigentlich für immer verkrüppelt.“
    Er drehte das Handgelenk und ließ die Finger fliegen.
    „Ein Wunder?“
    „Oder verdammtes Teufelswerk!“
    „Aber noch mal: Ich war nicht dabei.“
    „Was immer du geheilt hast, wird nie mehr krank. Man flüstert das schon lange, aber ich habe es nicht glauben wollen. Bis heute Früh.“
    „Und ist das etwa schlecht?“
    „Es ist wider die Natur. Und wider Gott, den Allmächtigen.“
    Sie verdrehte die Augen, ging vom Schneidersitz hoch auf die Knie und griff nach seiner Hand. Sofort zog er sie weg.
    „Bist du ein Mann oder eine Maus? Ich will doch nur schauen.“
    Widerwillig ließ er es zu.
    „Schmerzen?“
    „Wie in der Hölle.“
    „Immer noch?“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Ist doch gut, oder nicht?“
    „Aber was sag ich den Leuten? Da!“
    Er griff hinter sich und warf ihr ein Bündel blutverkrusteter Lumpen hin.
    „Wenn mein Weib den Verband wechseln und die Wunden reinigen will. Was dann?“
    „Selber wechseln.“
    Er sprang auf, zeigte mit dem Finger auf sie und brüllte:
    „Ich geh nicht allein ins Feuer, wenn sie mich bezichtigen. Wenn, dann nehme ich dich mit, verdammtes Hexenweib.“
    „Niemand geht ins Feuer. Versteck die Hand ein paar Wochen. Danach weiß keiner mehr, wie schlimm es war. Sonst noch was?“
    „Nimm dich in Acht!“
    Er umrundete sie so großräumig als verbreite ihr bloßer Anblick die Pocken.
    „Ich weiß die Leut, alle, die du behandelt hast. Wenn einem so was passiert wie mir oder schlimmer und es heilt genauso weg wie gezaubert...“
    „Was? Müller, du musst weiterdenken. Wenn du unverletzbar bist, was bin dann wohl ich? Kann uns der Scheiterhaufen also schrecken? Oder irgendwas sonst, das sie uns antun möchten?“
    „Du bist des Teufels!“
    Er drehte sich um, stürzte wie gehetzt aus ihrem verwilderten Garten und rannte durch die Ruinen des Dorfes davon.
    Sie las die Binden auf, die er vergessen hatte, besah sich das verkrustete Blut, rieb und schnüffelte daran und steckte den befleckten Stoff schließlich in eine der zahlreichen Taschen ihres Gewandes.
     
    „Was hast du mir mitgebracht, meine Schöne?“
    Maria zierte sich zum Schein, weil sie wusste, dass er das mochte, und gab dann seiner leidenschaftlichen Umarmung nach.
    „Erst du.“
    „Erst ein Kuss.“
    Sie ließ es geschehen und ließ sich fallen.
    „Du bist das Beste in meinem Leben, weißt du das? Wenn ich wählen müsste zwischen meinen Studien und dir...“
    „Dann tu es. Endlich. Bis die da drüben wach werden, sind wir in Sicherheit.“
    „Hast du die Frühmesse vergessen? In nicht mal drei Stunden, wie weit kommt man da?“
    „Was kann dir schon passieren? Und mir ehedem nichts.“
    „Es kann uns eine Menge passieren. Noch ist der Zeitpunkt nicht recht. Aber er wird kommen, ich verspreche es.“
    „Hier.“
    Sie stieß ihn sanft von sich, schüttelte die Gänsehaut ab und zog die blutbefleckten Verbände des Müllers aus ihrer Tasche.
    „Vielleicht könnten sie uns gar nichts antun, selbst wenn es dazu käme.“
    „Was bedeutet das? Ist

Weitere Kostenlose Bücher