Toten-Welt (German Edition)
das ein besonderes Blut?“
„Mag wohl sein. Angeblich wurde dem Müller gestern die Hand zu Matsch zerdrückt, und heute war sie wieder heil und flink beweglich. Keine Wunden, nicht mal Narben.“
„Du treibst deine Scherze mit mir!“
„Nur, wenn er es mit mir getan hat.“
„Welches Mittel hattest du ihm gegeben?“
„Das gegen die Ruhr.“
„Ach ja?“
Ein leichtes Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus. Sie sah es im Mondlicht, ohne seine Augen zu sehen, die unter dem Schatten der Kapuze seiner Kutte lagen. Sie wusste, sie waren kalt wie Eis in Momenten wie diesen, da es um seine Kunst ging.
„Wie nimmt er es hin?“
„Als hätte die Inquisition ihn schon auf die Streckbank geschnallt. Er ist gefährlich. Einer, der sich selbst ausliefert, um seine und andere Seelen vom Teufel zu reinigen.“
„Du hast ihm doch nicht gesagt, dass du auch...“
„Ich habe ihn getäuscht. Oder damit vielleicht sogar die Wahrheit gesprochen. Was könnte Feuer an ihm oder mir ausrichten, wenn ein Mühlstein nichts bewirkt.“
„Sei vorsichtig! Noch wissen wir gar nichts. Es gibt nichts, was Feuer nicht zerstören kann.“
„Außer Steine.“
„Und selbst die zerplatzen und können schmelzen. Was, wenn er eine Meute herbeiredet und zu dir befiehlt?“
„Nicht, so lange der Fürstbischof die Hand über mich hält. Ich rede ihm ein, er könnte sich selbst helfen. Wenn er es versucht und die Schmerzen trotzdem kommen, was sie tun werden, braucht er mich um so mehr.“
„Ich könnte auch was für dich tun. Es gibt einen geheimen Raum unter dem Kloster....“
„Sei dir nicht Bang um mich. Die brauchen mich alle. Und werden sich hüten, mich anzuzeigen.“
Sie lächelte tapfer. Er aber schüttelte den Kopf und blieb ernst.
„Maria, die Art, wie du lebst, zeigt dich an. Und die Art, wie du dir Feinde machst. Jeden Tag einen mehr. Ich will dich nicht verlieren.“
„Das wirst du nicht. Und jetzt komm.“
Sie zog ihn zum Strohlager der kleinen Waldhütte, die ihr allnächtlicher Treffpunkt war. Mit einer fließenden Bewegung zog sie ihr Gewand über den Kopf und nestelte dann am Knoten des Strickes seiner Mönchskutte.
„Lass dich kurz ansehen.“
Er legte beide Arme auf ihre nackten Schultern, schob sie von sich und betrachtete ihren nackten Körper. Die ungeheure Fülle ihrer geöffneten Haare, die sie sonst zum Zopf gebunden trug, ergoss sich über ihren Busen bis fast zum Nabel. Er schob die Haare beiseite, betrachtete ihre Brust, zog sie an sich, küsste sie und ließ es dann zu, dass sie ihn auszog. Er bedauerte die Eile, mit der sie das bisschen der Nacht nutzen mussten, das er sich nehmen konnte.
Aber für ihn war es so die beste aller Welten. Er hatte sie, und er hatte seine Aufgabe. Vielleicht, wenn sie nun endlich gelöst war, konnte er alles hinter sich lassen. Bruder Hermann könnte sein Gelübde brechen und Hermann der Gaukler sein, mit seiner Frau Maria durch die Lande ziehen und sein Wundermittel verkaufen. Jeder würde an Betrug glauben, dennoch auf Erfolg hoffen und kaufen und von der Wirkung mehr als überrascht sein.
„Wir sind bald so weit, ich verspreche es“, flüsterte er.
„Ja, das sind wir. Jetzt und in Zukunft.“
Maria spürte den Schreck wie einen Blitzeinschlag, als sie Franz von Neuminingen auf ihrer Schwelle stehen sah. Sein Pferd hatte er an ihrem klapprigen Zaun angebunden, es zerrte daran und würde ihn bald zerstört haben. Bei aller Furcht ärgerte sie das so sehr, dass sie zur Fassung kam.
Es war nicht mehr Nacht und noch nicht richtig Morgengrauen. Ihr Herz raste, aber sie zwang sich, ein künstliches Lächeln aufzusetzen.
„Burgvogt, Ihr seid ein Frühaufsteher. So wie ich.“
„Wo kommst du jetzt her? Was verbirgst du hinter deinem Rücken?“
Seine Worte waren gepanzert wie sein Äußeres. Er sah aus, als wolle er in eine Schlacht ziehen. Und sich vorher noch an ihr vergreifen.
„Das da.“
Sie zog ihre Hand hervor und präsentierte ihm ein Bündel Kräuter.
„Man muss sie vor Sonnenaufgang brechen, dann wirken sie intensiver.“
„Hexenregeln.“
„Ich bin eine Heilerin, wie Ihr wisst. Fragt den Fürstbischof.“
„Der Fürstbischof war niemals hier. Er hat nicht gesehen, was ich hier sehe. Deshalb verklärt er dein Treiben.“
„Da gibt es nichts zu verklären. Ich tue seinem Rücken wohl, und das nur mit meinen Händen. Und ich koche anregende Säfte. Ich habe nichts zu verbergen.“
Sie drängte sich an ihm vorbei in
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