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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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gleichermaßen provozierend widerwillig wie gespielt unterwürfig zog er sich zurück. Der Fürstbischof hörte seine gewollt langsamen, betont lauten Stiefelschritte über den Gang verhallen und versank tief im eigenen Leid.
    „Darf ich eintreten?“
    Die Stimme kam von unmittelbar neben ihm.
    Er hatte den Kopf sinken lassen ob der neuen Schmerzen der sich lösenden, aber noch stark hakenden Verstopfung. Vor ihm stand die dringend Gesuchte.
    „Wie kommst du hier herein?!“
    Ebenso erleichtert über ihren Anblick wie empört über ihr Eindringen raffte er das Nachthemd über Bauch und Beinen zusammen so gut es ging.
    Sie begaffte ihn ungeniert und lächelte freundlich.
    „Ich hörte, man hätte nach mir geschickt.“
    „Aber du kommst hier ohne Begleiter an und ohne Ankündigung. Dreh dich gefälligst um!“
    „Wie befohlen.“
    „Und halte dir die Ohren zu. Dreh dich um, habe ich gesagt!“
    „Wenn ich helfen soll, muss ich alles hören und sehen und wissen. Und im Moment höre ich gar nichts.“
    „Darum geht es nicht.“
    „Es wirkt alles zusammen, Majestät.“
    „Wirst du wohl!“, schrak er auf. „Du weißt, diese Anrede ist höheren Herren als mir vorbehalten.“
    „Sie sind der höchste Herr den ich kenne. Und einen höheren mag ich mir nicht vorstellen.“
    Ihr Lächeln erstickte jede weitere Diskussion.
    Da sie nicht vom Platz wich und ihn ungeniert anstarrte, resignierte er, erhob sich stöhnend und streckte die Hand nach Hilfe aus. Sofort bot sie sich als Stütze an und schleppte ihn zurück zum Bett.
    „Wie steht es um die empfohlene Veränderung Eurer Ess- und Trinkgewohnheiten?“
    Er seufzte und ließ allen Groll fahren. Ihre Berührung tat ihm sofort gut. Allein ihre Anwesenheit hatte ihn schon halb geheilt. Es war, als würde ihre Kraft in ihn eindringen und ihn aufrichten, auch ganz ohne Medizin.
    „Ich weiß, du meinst es gut, aber das ist, als würde ich dir den Wald verbieten. Oder dein verwüstetes Dorf als Heimat.“
    „Mein Dorf ist nicht verwüstet, nur verlassen. Nein, auf den Bauch...“
    Er hatte sich auf die Bettkante setzen wollen und wurde von ihr gehindert. Einmal mehr staunte er über ihre Stärke.
    „Aber, wie soll ich...“
    „Auf den Boden.“
    „Ausgeschlossen!“
    Er hing an ihr und wollte aufs Bett. Sein Gewicht zerrte sie schief, aber sie hielt ihn auf den Beinen und dirigierte ihn zu dem Bärenfell vor dem Kamin.
    „Wenn jemand kommt! Schließe sofort die Tür!“
    „Kommt hier jemals jemand ohne Euren Befehl? Ja, lasst Euch nieder, ich halte Euch.“
    Sie half ihm, sich langsam auf das Fell sinken zu lassen, und drehte ihn, halb mit seiner Hilfe, halb gegen seinen Willen, auf den Bauch.
    „Mach schnell. Es geht nicht nur um meinen Ruf, es geht um deinen Kopf.“
    Sie tastete über seine Wirbelsäule, fand die Stelle, die sie suchte, bohrte ihr Knie dorthin und riss, während sie ihr volles Gewicht einsetzte, seinen rechten Arm nach hinten. Er schrie auf und verstummte abrupt.
    Staunend verharrte er in der schmachvollen Position, während sie schon wieder aufstand und ihr Gewand richtete.
    „Es ist weg!“
    „Und es könnte für immer weg bleiben.“
    Sie drehte ihn auf den Rücken, nahm ihn bei den Händen und zog. Noch verdutzt vom völligen Verschwinden seines Leidens, half er weniger mit als das bisschen, das ihm möglich gewesen wäre. Erst als er aufrecht stand, besann er sich und balancierte sich zurecht, streckte den Rücken durch, so weit sein Bauch es zuließ, und spürte Tränen der Erlösung, Dankbarkeit und Freude.
    Als er ihren Blick auf sich ruhen sah, erschrak er und wischte sich über die Augen. Sie lächelte freundlich, aber die Art, wie sie ihn musterte, ließ jegliche Achtung seiner Person vermissen.
    „Senke den Blick, Weib! Ich bin kein Kätzchen, das du zum Schnurren gebracht hast.“
    „Natürlich nicht, hoher Herr. Ich habe Euch nur die Schmerzen erlassen.“
    „Was soll das heißen!?“
    „Mit Eurer Erlaubnis darf ich mich zurückziehen. Ich habe getan, was ich konnte. Nun ist es an Euch selbst.“
    „Warte!“
    Seine Wut war sofort verraucht, als er ihre Gegenwart zu verlieren drohte.
    „Hoher Herr?“
    „So sollst du mich auch nicht nennen!“
    „Wie dann?“
    Er zögerte, fragte dann leise.
    „Hast du ein wenig von... deinem Wundermittel bei dir?“
    „Ihr braucht es nicht.“
    „Dir steht es nicht zu, Entscheidungen für mich zu treffen. Ich könnte dich einsperren lassen. Oder foltern.“
    „Damit droht Ihr

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