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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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schlagen lassen. Ich bin hier, um Euch die Ehre zu erweisen, zum Bau einer Wallfahrts-Basilika, die ich in Auftrag geben werde, Euer Scherflein beizutragen.“
    Der Bürgermeister schüttelte freundlich-ablehnend den Kopf.
    „Ihr seid heute hier, um die Mitteilung zu empfangen, dass der Kaiser unsere Stadt zur freien Reichsstadt erheben wird. Unser Stadtsäckel wird Euch daher in Zukunft verschlossen bleiben müssen. Was die Rechtshoheit betrifft...“
    „Niemals würde der Kaiser einer Stadt wie dieser ein solches Privileg zuteil werden lassen!“
    „Mit den üblichen Privilegien lässt es der Kaiser nicht getan sein. Unsere Waffenschmieden sind längst unentbehrlich für das Reich, wie Ihr wissen solltet, aber auf dem jetzigen Stand kann der Bedarf nicht gedeckt werden. Wie Ihr vielleicht gehört habt, werden reiche Metallvorkommen auf dem Areal des Klosters vermutet. Und die Wälder rings ums alte Dorf werden zur Verhüttung benötigt. Ihr werdet daher beide Ländereien abtreten müssen.“
    „Müssen?! Ihr wagt es, mir Befehle zu erteilen? Ich werde Euch mit Krieg überziehen, ich werde...“
    „Selbstverständlich verlangt niemand die Preisgabe solcher Schätze umsonst“, redete der Bürgermeister gegen die Drohungen an, und der Fürstbischof wurde hellhörig.
    „Wir wissen, dass Ihr lange schon damit liebäugelt, die ferne, zugige Burg zu verlassen und Euch ein repräsentatives Haus innerhalb unserer Mauern zuzulegen. Dieser Wunsch wird Euch erfüllt werden. Jeder Wunsch in diesem Zusammenhang.“
    „Aber das Dorf...“
    „Welches Dorf? Meint Ihr den wüst und leer gewordenen Ort, den einst die Pest für immer unbewohnbar machte?“
    Der Fürstbischof selbst gab keinen Heller auf das Dorf, aber Maria würde ihm gram sein. Sie würde mit in die Stadt kommen müssen, endlich. Er würde den Burgvogt los sein!
    „Das Kloster wird fürs Erste weiterbestehen, aber...“
    Der Fürstbischof winkte ab. Er hatte seine Empörung überwunden und neuen Mut gewonnen. Die wollten was von ihm. So leichthin nehmen konnten sie es sich nicht, mochten auch 20 Kaiser hinter ihnen versammelt stehen.
    „Ich will das Rathaus.“
    „Ihr wollt was?!“
    „Ihr könnt euch ein neues bauen. Das hier wird mein Schloss. Und ich will eine Stimme in Eurem Rat. Und natürlich will ich Land von Euch, das an meines grenzt, als Ausgleich für den Gebietsverlust. Wie wäre es mit den Hügeln um die Mühle? Wenn Ihr auf all das eingeht, dann seien Dorf und Wald und Kloster Euer.“
    Der Bürgermeister betrachtete skeptisch, aber nicht ablehnend die Gesichter seiner Räte.
    „Und noch was: Ich will, dass auf der Stelle aufgetafelt wird. Aber die Sitte des Rachenkitzelns und Übergebens wird abgeschafft mit diesem Tag. Raus mit den ekelhaften Eimern und Federn. Was wir bisher für den Dung gefressen haben, bekommen künftig die Armen der Stadt.“
    „Ihr seid zu edel“, bemerkte der Bürgermeister und erlaubte sich ein Grinsen.
    „Ich bin dafür“, meldete sich der erste Ratsherr zu Wort.
    „Ich auch.“
    „Meine Stimme habt ihr.“
    Als letzter hob der Bürgermeister die Hand. Er winkte einen Burschen heran, ließ sich den Ratskelch voll schenken, stemmte ihn und verkündete:
    „Mit diesem Bündnis, das wir heute schmiedeten, und dem Fürstbischof an unserer Seite werden wir bald die reichste und mächtigste Stadt im Heiligen Römischen Reich.“
     
    „Maria, was in des Herrgottes Namen machst du hier?!“
    „Es ist etwas geschehen.“
    „Wir sehen uns doch heute Nacht.“
    „Zu spät.“
    „Dann komme mit mir.“
    Sie hatte sich auf den Klosterhof geschlichen – heimlich, aber offen sichtbar, falls sie gesehen wurde. Das Kloster war kein verschlossener Ort. Hilfesuchenden wurde geholfen vom erstbesten Bruder, dem sie über den Weg liefen. Dass es in ihrem Fall Bruder Hermann gewesen war, hatte sich von ihr steuern lassen, da sie wusste, wo er sich meist aufhielt, im Kräutergarten, aber wäre allen anderen als Zufall erschienen.
    Er führte sie aus der heißen Sonne in seinen Arbeitsraum, ein kühles Gewölbe, das nach getrocknetem Salbei duftete. Den Salbei so auftragen zu lassen, war Absicht, um den Geruch manch anderer Substanz zu überlagern. Bei all seinen Freiheiten, die er als Heilkundiger des Klosters genoss, hätte er sich für den Verdacht, Alchemie zu betreiben, durchaus verantworten müssen.
    „Dein Mittel erweckt Tote“, platzte sie heraus, noch bevor er sie zu seinem Beratungstisch geführt hatte. Meist

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