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Totenacker

Totenacker

Titel: Totenacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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einmal dauert es ein paar Jahre, bis das System überhaupt rentabel ist. In der Zeit hat man so gut wie keine Erträge. Außerdem sind die Früchte höchst anfällig für Schädlinge, was natürlich den Einsatz chemischer Waffen nötig macht. Und mit der Zeit wird der Boden, weil er ja nicht mehr umgebrochen wird, so verdichtet, dass Fließwege entstehen, durch die die Pestizide viel schneller direkt ins Grundwasser gelangen als bei der herkömmlichen Bodenbearbeitung. Ich halte es da eher mit der bewährten Fruchtfolge. Da baut man abwechselnd verschiedene Feldfrüchte an, damit der Boden nicht ermüdet und spezifische Schädlinge sich erst gar nicht ausbreiten können.» Er gähnte und schaute wieder auf die Uhr. «Wie sind wir denn jetzt darauf gekommen?»
    Van Appeldorn stand auf und fasste seine Hand. «Das Wetter macht einen ganz schön müde, du solltest dir ein Nickerchen gönnen.»

    Seine Truppe hatte sich heute beim Training etwas lahm angestellt, also hatte van Appeldorn sie eine Weile «Stürmer gegen Verteidiger» spielen lassen, um sie ein bisschen in Schwung zu bringen. Er selbst hatte sich so wenig wie möglich bewegt, denn die vier großen Stücke Pflaumenkuchen lagen ihm schwer im Magen. In die Vereinskneipe war er nicht mehr mitgegangen, weil er wusste, dass Ulli anrufen würde, damit Paul seinem Papa «Gute Nacht» sagen konnte, und da wollte er zu Hause sein, ohne Kneipenlärm und blöde Kommentare der Kollegen.
    Jetzt stand er in der Küche und überlegte, was er zum Abendbrot essen sollte. Nach all dem Süßen am Nachmittag stand ihm der Sinn nach etwas Herzhaftem. Im Kühlschrank fand er ein paar Pellkartoffeln, die von gestern übrig geblieben waren – Bauernpfanne war eine gute Idee. Während die Kartoffeln in der Butter brutzelten, briet er in einer zweiten Pfanne Zwiebel- und Fleischwurstwürfel, schnitt noch kleine Gewürzgurken hinein, gab alles zu den Kartoffeln und rührte zwei verquirlte Eier unter. Ulli streute immer noch Kräuter darüber. Also zog er die Pfanne von der Herdplatte, ging hinaus in den Küchengarten und schnitt ein paar Halme Schnittlauch und einen Stängel Dill ab.
    Er schaute zum Himmel, von Westen her zog es zu, Regen lag in der Luft, aber es war immer noch so warm, dass er draußen essen konnte.
    Also legte er eine Rio-Reiser-CD auf, holte seine Kartoffelpfanne und ein Glas Milch und setzte sich auf die Terrasse.
    Der Sandkasten musste abgedeckt werden, bevor es zu regnen anfing, und wenn er schon einmal dabei war, konnte er auch gleich das Wasser aus dem Planschbecken ablassen, zum Baden war es mittlerweile sicher zu kühl.
    Was sollten sie nur mit diesem Hetzel anfangen?
    Bernie hatte erzählt, dass sich die Wirtschaftsförderungsgesellschaft einen Agropark in Bedburg-Hau wünschte. Sie hatten sich das Gebiet auf der Karte angeschaut, es war ein riesiges Areal mit etlichen landwirtschaftlichen Betrieben, und mittendrin lag der Ökohof der Vermeers, bei denen Ulli so gern Gemüse kaufte.
    Die Wirtschaftsförderung wollte Landwirte «ins Boot holen», hatte in der Zeitung gestanden, also musste die holländische Firma, die ja wohl der Betreiber des Agroparks sein würde, nicht nur an Hetzel, sondern auch an andere Bauern herangetreten sein. Vermutlich konnte Britta Vermeer ihnen weiterhelfen, aber es widerstrebte ihm, sie so kurz nach dem Tod ihres Mannes zu behelligen. Es war sicherlich besser, beim Katasteramt die Besitzer der anderen Grundstücke zu erfragen und sie abzuklappern.
    Es klingelte.
    Van Appeldorn stapelte Teller, Besteck und Glas und brachte alles in die Küche, bevor er zur Haustür ging. Wer mochte das sein an einem Samstag um diese Uhrzeit? Normalerweise bekamen sie nie unangemeldeten Besuch.
    «Wenn ich stör, bin ich in null Komma nix wieder weg. Du muss’ et bloß sagen.»
    Josef Ackermann, der Kollege vom Betrugsdezernat, grinste ihn treuherzig an.
    «Jupp! Ich dachte, du bist in Spanien.» Van Appeldorn stellte verwundert fest, dass er sich tatsächlich ein bisschen freute – normalerweise ging er Ackermann, der sich in der Rolle der niederrheinischen Frohnatur gefiel, am liebsten aus dem Weg.
    «War ich auch bis heute Mittag.»
    «Komm doch rein!»
    «Ne, lass ma’, ich will euer Familienglück nich’ stören, wo du doch anscheinend tatsächlich ma’ Wochenende has’. Ich weiß doch selbst, wie dat is’.»
    «Ach was, ich bin sowieso allein. Ulli ist auf einer Fortbildung und hat Paul mitgenommen.»
    «Wenn dat so is’ –

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