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Totenacker

Totenacker

Titel: Totenacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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aber bloß auf’n Sprung.»
    Ackermann folgte van Appeldorn durchs Wohnzimmer auf die Terrasse und redete dabei weiter: «Ich dreh grad ’ne Runde mit de Fiets. Tagelang bloß in miefige Büros un’ dann im Flieger, da brauch ich ’n bisken Wind um die Nase. Un’ mein Guusje wollt mich sowieso unter de Füße weghaben, weil se grad wat besonders Leckeres für mich am Kochen is’, wo ich doch so lang weg war.»
    «Ja, klar, setz dich doch, Jupp. Ein Bier?»
    «Nee danke, am liebsten Wasser. Ich bin sowieso schon müd’.»
    Van Appeldorn stutzte, dachte dann an das Glas Milch, das er eben getrunken hatte, und seufzte. «Ich glaube, wir werden langsam alt.»
    «Wem sagste dat! Aber eigentlich muss ich gar nix trinken. Ich wollt nur fragen, ob du mich noch brauchen kanns’ inne Mannschaft. Ich mein, ich weiß, ich hab Trainingsrückstand, aber meinen Torriecher hab ich noch. So wat kann man nich’ lernen, so wat hat man, un’ dat bleibt auch.»
    Van Appeldorn grinste breit. «Dich schickt der Himmel!»
    «Klasse!», freute Ackermann sich, blickte dann aber sofort misstrauisch. «Soll dat heißen, dat wir die totale Gurkentruppe sind? Komm, setz dich un’ erzähl ma’.»
    Das tat van Appeldorn.
    «Wie oft is’ denn noch Training?»
    «Montag, Donnerstag und notfalls auch noch am Samstag.»
    «Da bin ich dabei. Un’ wenn ich ab jetzt noch jeden Tag ’n paar Kilometer auffe Fiets runterreiß, dann können sich die Tulpenzwiebeln aber warm anziehen.»
    «Dein Wort in Gottes Ohr.» Van Appeldorn lachte und stand auf. «Jetzt hole ich uns doch mal ein Wasser.»
    «Jau, aber mit Kribbel, bitte. Die ganze neue Mode mit medium un’ hastenichgesehen is’ nix für mich. Schmeckt alles wie eingeschlafene Füße.»
    Er streckte die Beine aus und atmete tief durch. «Jetzt kann man den Herbst schon riechen. Un’ et könnt’ Regen geben. Der Sandkasten müsste abgedeckt werden.»
    «Wollte ich gerade machen.»
    «Haste Folie oder ’n Brett?»
    «Ein Brett, steht da vorn an der Garagenwand.»
    «Dann mach ich dat ebkes, wenn du die Drinks hols’.»
    «Nobel, nobel», meinte er, als van Appeldorn mit den Gläsern zurückkam, «Eisklümpkes un’ Zitronenscheibe.» Er trank einen Schluck, schloss die Augen und sah mit einem Mal sehr müde aus.
    «Was hast du eigentlich in Spanien gemacht?», fragte van Appeldorn.
    «Subventionsbetrug», antwortete Ackermann, ohne die Augen zu öffnen.
    «Und wie kommst du da ins Spiel?»
    «Ich kenn mich aus mit Molkereien.»
    Ackermann schob seine Brille auf die Stirn und blinzelte van Appeldorn kurzsichtig an.
    «Interessiert dich dat echt?»
    «Klar, sonst hätte ich nicht gefragt.»
    «Et gibt da so ’ne spanische Enklave in Afrika, haste vielleicht schon ma’ von gehört: Ceuta. Dat liegt auffem Gebiet von Marokko, is’ aber spanisch.»
    Van Appeldorn schüttelte den Kopf. «Da habe ich offenbar eine Bildungslücke.»
    «Quatsch», winkte Ackermann ab, «dat kennt keine Sau. Jedenfalls gibt et ’ne holländische Firma, die in Ceuta EU-Milch zu Milchpulver verarbeitet un’ dann nach Afrika exportiert. Damit machen die natürlich den Milchmarkt in Afrika kaputt. Die haben nämlich selber Milch in Afrika, die aber natürlich nich’ so billig is’ wie dat Pulver vonne Holländer. Aber dat nur am Rande, so wat wird ja leider nich’ als kriminell angesehen.» Er rubbelte sich die Wangen und schob die Brille wieder auf die Nase. «Die Milch, die da in Ceuta zu Pulver verarbeitet wird, is’ mit EU-Mitteln subventioniert un’ muss deshalb auch in Europa bleiben. Alles andere is’ eben Betrug. Die Spanier haben eine Soko zusammengestellt un’ mich reingeholt, weil ich mich ’n bisken auskenn mit holländische Firmen un’ Molkereien.»
    «Das habe ich gar nicht gewusst», gab van Appeldorn zu und schämte sich ein wenig.
    «Wieso auch? Is’ ja nich’ dein Ressort», sagte Ackermann. «Diese B. V. in Ceuta betreibt auch ’n paar Molkereien in Nordrhein-Westfalen, weißt du.»
    «Und? Ist was rumgekommen bei eurem Einsatz?»
    Ackermann nickte. «Den Laden in Ceuta haben wir dichtgemacht, aber dat is’ doch alles nur ’n Tropfen auffem heißen Stein. In Afrika verrecken die Menschen, un’ ein paar Superkonzerne verdienen sich damit einen goldenen Arsch. Scheiß Globalisierung! Diese verfluchte neoliberale Kacke reißt die ganze Welt in ’t Verderben. Ich kann gar nich’ so viel kotzen, wie mir schlecht is’.» Er leerte sein Glas in einem Zug und klopfte auf den Tisch.

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