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Totenacker

Totenacker

Titel: Totenacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Kollegen und allen Kindern auf eine Fortbildung. Na ja, so heißt das offiziell, aber ich glaube, die lassen es sich einfach nur gutgehen.» Er schaute auf seine Uhr. «Sie sind jetzt schon unterwegs und kommen erst am Sonntagabend wieder.»
    «Wie schade, aber da kann man wohl nichts machen.» Onkel Fricka wurde leise.
    «Nein, nein, warte. Das ist nur aufgeschoben, wir finden einen anderen Termin, bestimmt. Ulli möchte dich nämlich auch kennenlernen, und für Paul wäre es sicher schön. Übrigens, ich liebe Pflaumenkuchen.»
    Er hörte den Onkel lachen. «Ich weiß, du warst schon als Junge ganz verrückt danach. Dann komm doch wenigstens du.»
    «Das mache ich. Ich habe allerdings nur bis vier Zeit.»
    «Dann komm doch um halb zwei. Ich lasse mein Mittagessen ausfallen, und wir machen gemeinsam den Kuchen nieder.»

    Bernie Schnittges hatte sich mit seiner Schwester in der Wolle gehabt.
    Genau wie erwartet hatte Monika im Laufe des Mittwochs alle Möbel in seiner Wohnung aufgebaut, die Küche eingeräumt, sogar schon seine Bücher und CDs einsortiert – nach ihrem System – und war, als er vom Dienst kam, gerade dabei, Bilder aufzuhängen. Das ging ihm zu weit, und das wusste sie auch. Sie hatten sich ein paar wüste Beschimpfungen um die Ohren gehauen, dann hatte er seinen Trainingsanzug angezogen und war türenknallend zum Laufen abgerauscht. Als er nach Hause gekommen war, hatten alle Bilder, Bücher und CDs im Wohnzimmer auf dem Boden gelegen, und Monika war verschwunden.
    Gestern hatte er sich keine großen Gedanken über ihren Krach gemacht. Monika und er stritten sich gern, heftig und oft und lagen sich im nächsten Augenblick schon wieder in den Armen. Statt sie anzurufen und um schön Wetter zu bitten, hatte er seine Wohnung weiter eingerichtet und eine Liste der Dinge gemacht, die er noch besorgen wollte, Topfpflanzen vor allem.
    Als er heute nach Hause kam und feststellte, dass keine Nachricht auf seinem Anrufbeantworter war, meldete sich sein Gewissen. Er wusste, dass es Monika im Moment nicht besonders gutging. Als einziges der Schnittgeskinder hatte sie keinen Beruf erlernt, sondern gleich nach dem Abitur einen aufstrebenden Rechtsanwalt geheiratet, in rascher Folge drei Kinder bekommen, die mittlerweile ihrer eigenen Wege gingen. Sie war siebenunddreißig und frustriert. Ihr Mann hatte ihr angeboten, bei ihm in der Kanzlei zu arbeiten, und sich eine böse Abfuhr eingehandelt: «Sehe ich aus wie eine Tippse?» Auch sein Vorschlag, doch vielleicht einen kleinen Blumenladen zu eröffnen, war mit ein paar spitzen Bemerkungen abgetan worden.
    Bernie griff zum Telefon und seufzte. Gut, Monika war frustriert, aber sie war ihm auch in den letzten Monaten mächtig auf die Nerven gegangen. Ständig hatte sie «Freundinnen» angeschleppt. «Das ist Laura, Bernie, sie macht auch Kampfsport. Ihr könntet doch mal zusammen trainieren.»
    Monika meldete sich nach dem zweiten Klingeln.
    «Die verwöhnte Oberschichttussi nehme ich zurück.»
    Sie lachte. «Und ich den präpotenten Schnösel mit Bindungsangst.»
    «Fein, dann sind wir ja quitt. Sag, weißt du, ob die alten Herrschaften am Sonntag schon was vorhaben?»
    «Ich glaube nicht.»
    «Dann lade ich die ganze Blase zur Einweihung ein.»
    «Ist das nicht zu früh? Du kannst doch unmöglich schon fertig sein mit allem.»
    «Fertig genug, ist ja nur Familie zu Kaffee und Kuchen.»
    «Soll ich irgendwas backen?»
    «Schwesterherz, deine Kochkünste in allen Ehren, aber im Backen bin ich besser. Und du hast mich doch verstanden, oder? Ich sagte: nur Familie. Also bitte keine Lauras.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Elf
    Onkel Fricka trug einen weißen Leinenanzug und einen Strohhut mit breiter Krempe. Er saß da in seinem Schaukelstuhl im Schatten der alten Linde, paffte eine Zigarre und war sichtlich mit der Welt im Reinen.
    Van Appeldorn fühlte sich in eine andere Zeit versetzt.
    «Du hättest einen erstklassigen Kolonialherren abgegeben», sagte er.
    «Hm.» Der Onkel strich sich die Weste über dem Bauch glatt. «Ein etwas zweifelhaftes Kompliment, würde ich sagen.»
    «Ich meinte doch nur deinen Anzug, den Hut und die Art, wie du deinen Blick schweifen lassen kannst über unendliche Ländereien.»
    Tatsächlich sah man ringsum nur Wald, Felder und Wiesen mit kleinen Baumgruppen.
    «Wie hast du hier nur eine Baugenehmigung bekommen? Das war doch damals sicher kein Bauland.»
    «Ist es heute noch nicht.» Fricka schob den Hut in den Nacken. «Vitamin B, wie

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