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Totenacker

Totenacker

Titel: Totenacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Zehenspitzen wieder zu verlassen.
    Van Appeldorn hielt sie, während er weitersprach, mit einer schnellen Geste zurück.
    Sie nahm die Mappe wieder herunter und strich sich das blonde Lockengewirr aus dem Gesicht. Die dunklen Augen blitzten neugierig.
    Sobald van Appeldorn den Hörer aufgelegt hatte, trat sie näher. «Ich bin Marie Beauchamp, aber das haben Sie sich bestimmt schon gedacht.» Sie lächelte in die Runde. «Und ich bringe die Rekonstruktionen.» Sie legte die Mappe auf Bernies Schreibtisch ab und öffnete sie. «Die Magnettafel da vorn, darf ich sie dort aufhängen?»
    Jetzt endlich hatte van Appeldorn sich berappelt und stand auf. «Norbert van Appeldorn, schön, Sie endlich kennenzulernen.»
    Marie schüttelte ihm die Hand und schaute dann die anderen an. «Dass Sie Penny sein müssen, ist wohl klar. Aber wer von Ihnen beiden ist nun Peter und wer Bernie?»
    Cox und Schnittges sprachen gleichzeitig.
    Sie nickte. «Ich darf also an die Tafel dort?» Und fing an, die Rekonstruktionen aufzuhängen.
    «Die beiden Downkinder sind natürlich ein kleines Problem», erklärte sie. «Deren Physiognomie ist, wie Sie sich denken können, ähnlich.»
    Sie hängte das nächste Bild auf. «Die Kleine mit dem Hydrozephalus», sagte sie leise.
    Cox wurde die Kehle eng. Hatte Bernie nicht gesagt, Kinder in dem Alter sähen sich alle ähnlich? Das Kind dort war eindeutig das kleine Mädchen von dem verblassten Foto, das Bernhard Claassen ihm gezeigt hatte.
    Und Marie bestätigte es. «Das ist Rosel Claassen. Arends DNA-Abgleich ist eindeutig.»
    Dann hängte sie die letzten Aufnahmen an die Tafel.
    «Lis und Lisken», murmelte Cox.
    Marie nickte wieder. «Ich habe den Artikel heute früh in der Zeitung gelesen. Und Sie haben wahrscheinlich recht: Von der Physiognomie und vom Alter her könnten diese Frauen hier tatsächlich Mutter und Tochter sein.»
    Sie klappte die Mappe zu und runzelte die Brauen. «Wo …? Ach, da ist sie ja!»
    Damit zog sie eine CD aus ihrer Jackentasche. «Hier sind alle Aufnahmen drauf. So können Sie die beliebig vervielfältigen.»
    Sie drückte sie Schnittges in die Hand und stand bereits an der Tür. «Viel Glück! Es täte einem wirklich gut, wenn diese Menschen wieder eine Identität bekämen.»
    Und damit war sie weg.
    Bernie starrte die CD an.
    «Und ich wollte sie gerade fragen, ob sie zur Pressekonferenz kommen will», meinte van Appeldorn benommen.
    «Tja …»

    Penny wusste inzwischen einiges über den Oberarzt Reiter.
    Dass er 1912 in Goch geboren worden war, zum Beispiel, und später in Düsseldorf Humanmedizin studiert hatte. Sie kannte die Namen und Geburtsdaten seiner Eltern und Geschwister, wusste, an welcher Schule er gewesen war, wo in Düsseldorf er während seines Studiums gewohnt hatte und dass er im Alter von fünfundzwanzig Jahren seine erste Stelle angetreten hatte, als Assistenzarzt in der chirurgischen Abteilung des St.-Antonius-Hospitals in Kleve. Gewohnt hatte er dann in der Wasserstraße – bis zum 7. Oktober 1944.
    Danach gab es keine Spur mehr von ihm.
    Penny wusste, dass er nicht beim Bombenangriff umgekommen war, denn er wurde nicht in der Opferliste aufgeführt. Und sie wusste, dass er nach 1944 nicht mehr im Kreis Kleve gelebt hatte, weil er in keinem Melderegister auftauchte.
    Sie hatte sogar herausgefunden, dass er, anders als Dr. Zirkel, nicht entnazifiziert worden war. Das konnte natürlich bedeuten, dass Reiter nie Mitglied der NSDAP gewesen war, aber das hielt sie für unwahrscheinlich.
    Schließlich hatte sie sich an die Ärztekammern gewandt und erfahren, dass ein Dr. Dietrich Reiter nach 1944 in keinem Ärzteverzeichnis mehr auftauchte. Also hatte er wohl nicht mehr als Arzt praktiziert. Oder seinen Namen geändert. Oder er war ins Ausland gegangen. Nach Südamerika, wie so viele Nazis?
    Sie stöhnte leise.
    Cox, der gerade dabei war, Kopien der Rekonstruktionen für die Presse auszudrucken, schaute auf. «Was hast du?»
    Sie verdrehte die Augen. «Ich werde noch verrückt wegen dem Kerl.» Dann blitzte ein Gedanke auf. «Heilpraktiker! So etwas gibt es doch in Deutschland.»
    Cox nickte. «Den Beruf haben die Nazis erfunden. Es ging ihnen wohl darum, der ‹Durchjudung› der Ärzteschaft möglichst schnell etwas entgegenzusetzen, durch ‹arische› Heiler.»
    «Und man hat den Beruf nach dem Dritten Reich nicht wieder abgeschafft? Unglaublich!»
    «In Österreich schon, auch in der DDR. Nur bei uns nicht.»
    Penny überlegte. «Sind

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