Totenacker
uns der Meute, versprochen.»
«Klar», nickte Cox, «eine unserer leichtesten Übungen.»
Aber Penny raufte sich die Haare, als sie auf ihren Notizblock schaute. «Acht Interviews soll ich geben, alle hintereinander! Ich kann doch nichts anderes erzählen als gestern.»
«Musst du doch auch nicht», beruhigte Bernie sie. «Sieh einfach nur so professionell und klasse aus wie auf dem Foto hier.»
Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick.
Cox tätschelte ihr die Hand. «Du wirst das ganz wunderbar hinkriegen, Sweetie.»
«Selbstverständlich kriege ich das wunderbar hin!» Sie funkelte ihn an. «Aber findet ihr, dass ausgerechnet ich die Richtige bin, die der Welt etwas über ein NS-Verbrechen erzählen sollte?»
«Gerade jemand wie du», befand van Appeldorn. «Außerdem kann Peter dir ja ein paar Interviews abnehmen.»
«Das werden die nicht wollen, da fehlen die optischen Kilometer.» Bernie schlüpfte schnell zur Tür hinaus.
Britta Vermeer hatte ihnen einen Prospekt des niederländischen Agrarkonzerns mitgegeben, der seine Finger Richtung Niederrhein ausstreckte. Es handelte sich um die Greenparc B.V . in Nimwegen, die eine Zweigstelle in Kleve an der Hoffmannallee hatte.
Schnittges und van Appeldorn, die Glas, Edelholz und raffinierte Beleuchtungssysteme erwartet hatten, mit denen heute jeder noch so popelige Laden seine Empfangsräume ausstattete, waren überrascht. Ein kleiner Vorraum mit schlichten weißen Wänden, an denen großformatige Farbfotografien von Weizen-, Raps- und Maisfeldern hingen, eine Glastür an der Stirnseite führte in ein Büro.
Jörg Lange schien der einzige Mitarbeiter zu sein. Er war Mitte dreißig, wirkte frisch in seinem grauen Anzug mit kariertem Hemd und hatte ein sympathisches Lächeln.
Ja, seine Firma plane in Bedburg-Hau eine Greenparc -Genossenschaft. Wenn man sich der modernen Zeit nicht anpasse, würde man von der Globalisierung überrollt. Gartenbau- und Landwirtschaftsbetriebe am Niederrhein seien heutzutage mit einem hohen unternehmerischen Risiko behaftet und eigentlich nur durch den Einsatz von Humanressourcen aus dem Ostblock überlebensfähig. Gerade die Landwirtschaft stelle ein wichtiges Glied in der Wertschöpfungskette dar, und wenn Bauern und Gärtner den ökonomischen und technologischen Anforderungen der globalisierten Welt gerecht werden wollten, sei es unabdingbar, sich zu größeren Einheiten zusammenzuschließen. Nur dann könne man schlagkräftig und finanzstark auf neue Entwicklungen reagieren.
«Das klingt zunächst einmal einleuchtend», sagte Schnittges. «Aber es gibt offenbar einige Bauern in Bedburg-Hau, die kein Interesse daran haben, Teil einer größeren Einheit zu werden.»
Lange lächelte sein nettes Lächeln. «Nun ja, Landwirte sind per se erst einmal konservativ, das wissen Sie auch. Da bedarf es einfach noch weiterer Überzeugungsarbeit.»
«Weitere Überzeugungsarbeit …», sagte van Appeldorn gedehnt. «Wie sieht die denn konkret aus?»
«Ich verstehe nicht …»
«Wir ermitteln in einem Fall von schwerer Nötigung», erklärte Schnittges und schilderte Hetzels Geschichte.
Langes Augen wurden immer größer. «Männer mit schwarzen Hüten in einem Porsche? Was ist das denn für eine Räuberpistole? Eins kann ich Ihnen versichern: Wenn jemand diesen Bauern tatsächlich bedroht hat, kam er auf keinen Fall von Greenparc .»
«Nicht?», fragte van Appeldorn. «Wie kommt es dann, dass ein zweiter Bauer, der Ihr Angebot ebenfalls abgelehnt hatte, auch Besuch von zwei Greenparc -Mitarbeitern bekam?»
«Das liegt doch auf der Hand», antwortete Lange nachsichtig. « Greenparc hat die Bauern, die noch zögern, unser Angebot anzunehmen, selbstverständlich erneut aufgesucht, um den finanziellen Vorteil noch einmal deutlich herauszustreichen. Falls Sie verstehen, was ich meine …»
«Haben Sie selbst die Bauern besucht?»
«Um Gottes willen, nein! Ich fungiere als erster Ansprechpartner für deutsche Interessenten und habe ansonsten lediglich administrative Aufgaben. Aber ich versichere Ihnen noch einmal, dass es nicht zu den Gepflogenheiten von Greenparc gehört, die ‹Blues Brothers› loszuschicken, die unsere zukünftigen Mitglieder in Angst und Schrecken versetzen. Da hat Ihnen jemand einen ganz schönen Bären aufgebunden.»
Van Appeldorn ließ sich noch ein Faltblatt geben, in dem die Firmenstruktur erläutert wurde und die Namen der Vorstandsmitglieder in Nimwegen aufgelistet waren, dann gingen sie.
«Der
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