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Totenacker

Totenacker

Titel: Totenacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Wasserfall», feixte Norbert. «Das ist sonst gar nicht deine Art.»
    «Ich hatte eine Heidenangst, dass er mir umkippt. Vielleicht sollten wir doch einen Arzt rufen. Er hat eine ganze Batterie von Tabletten bei sich, vielleicht muss er ja noch welche davon nehmen.»
    «Lass ihn erst mal eine Weile schlafen. Ich wecke ihn später und frage ihn. Normalerweise ist er vollkommen klar.»
    «Na gut.» Ulli holte eine Packung Lasagne aus dem Kühlschrank und stellte sie in die Mikrowelle. «Ich bin zu nichts gekommen heute, es war einfach zu viel los. Paul hat heute Abend auch nur Haferbrei und eine Banane gekriegt.»
    «Er wird’s überleben. Wie machen wir es morgen? Ich kann Onkel Fricka ja wohl nicht einfach früh um acht wieder bei sich zu Hause absetzen.»
    «Das habe ich schon geklärt. Ich muss kurz zur Schule, kann aber gegen zehn wieder hier sein.»
    Van Appeldorn küsste sie dafür. «Dann rufe ich Bernie an und sage ihm, dass ich später komme. Ich muss sowieso mit ihm sprechen.»
    Die Mikrowelle klingelte. «Lass uns erst essen», bat Ulli mit schwacher Stimme. «Ich komme um vor Hunger.»

    «Der Mann ist regelrecht abgeschlachtet worden», berichtete Schnittges. «Mindestens zwanzig Messerstiche, hauptsächlich in den Oberkörper. Die Tatwaffe fehlt.»
    «Mein Onkel sagt, er hat ihn in der Küche gefunden.»
    «Wenn man das Küche nennen kann. Der Raum liegt zwischen Schweine- und Kuhstall, und den Spuren nach ist man anscheinend regelmäßig mit Schubkarren hier durchgefahren, weil der Weg kürzer war als außen herum. Der Mann war wohl alleinstehend, und er hat gelebt wie ein Penner, Norbert, du kannst dir den Dreck hier nicht vorstellen.»
    «Hm, mein Onkel hat ihn als Eigenbrötler bezeichnet», sagte van Appeldorn. «Aber es gibt da wohl noch einen Schwager in Xanten.»
    «Und eine Schwester», bestätigte Schnittges. «Mit der habe ich gerade telefoniert. Sie kommt morgen, um Schraven zu identifizieren. Hör mal, Norbert, ich habe deinen Onkel vorhin kurz gesehen, aber da war er zu verstört, als dass ich mit ihm hätte sprechen können. Er könnte ein wichtiger Zeuge sein, immerhin ist er der einzige Nachbar und hat gute Sicht auf den einzigen Weg, der zu beiden Häusern führt.»
    «Das ist mir klar, und ich werde ihn auch gleich morgen früh befragen, wenn er hoffentlich wieder fit ist», versprach van Appeldorn. «Eins noch, Bernie, Schraven soll einen Suizidversuch unternommen haben und hat deshalb wohl letzte Woche im Krankenhaus gelegen.»
    «Und sich am Sonntag selbst entlassen», führte Schnittges den Satz fort. «Das hat mir seine Schwester erzählt. Von einem Selbstmordversuch hat sie allerdings nichts gesagt. Schraven war wohl mit einer Kopfverletzung eingeliefert worden und konnte sich nicht daran erinnern, wie er sie sich zugezogen hatte – retrograde Amnesie, wie die Schwester sagte.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Vierzehn
    «Wer ist der Mann?»
    Van Appeldorn schob murrend die feuchte kleine Hand weg und zog sich die Decke über den Kopf.
    Der Wecker hatte noch nicht geklingelt, aber Paul war schon putzmunter.
    «Welcher Mann?», kam Ullis Stimme aus den weichen Tiefen ihres Kopfkissens.
    Paul hüpfte aufs Bett. «In der Küche ist ein fremder Mann. Er kocht Kaffee.»
    «Meine Güte!» Ulli setzte sich auf. «Das ist dein Großonkel.»
    «Was ist ein Großonkel?»
    «Der Onkel von deinem Papa. Er heißt Onkel Fricka, und er ist bei uns zu Besuch.»
    «Cool.» Paul krabbelte vom Bett herunter.
    «Zieh dir Hausschuhe an, ja?» Sie knuffte van Appeldorn in den Rücken. «Papa und ich gehen ins Bad, und danach frühstücken wir alle zusammen.»
    «Okay.»
    Ulli tapste ins Badezimmer und drehte die Dusche an. «Es ist noch nicht einmal sechs Uhr», jammerte sie. «Wieso ist der Mann schon wach?»
    «Senile Bettflucht, nehme ich an.» Van Appeldorn putzte sich die Zähne. «Vielleicht sollte ich mit ihm zur Trauma-Ambulanz fahren.» Dann schlüpfte er zu Ulli unter die Brause.
    Als sie zwanzig Minuten später in die Küche kamen, saß dort ein hellwacher Fricka am Tisch, glatt rasiert und duftend. Auf dem Stuhl neben ihm kniete Paul, in der einen Hand eine Banane, in der anderen einen Apfel. Onkel und Großneffe hatten jeder eine Schüssel Müsli vor sich, die Milch hatte anscheinend Paul eingegossen, denn es war einiges danebengegangen.
    «Man muss immer frisches Obst reintun», erklärte Paul mit wichtiger Miene. «Ich darf aber nicht an die scharfen Messer, erst wenn ich sechs bin oder

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