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Totenacker

Totenacker

Titel: Totenacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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gucke nach ihm. Jetzt bist du ja hier.»
    Van Appeldorn drückte ihm die Hand. «Danke, dass du dich um ihn gekümmert hast.»
    Die Haustür stand sperrangelweit offen, man konnte bis ins Wohnzimmer schauen. Onkel Fricka saß nicht in seinem Sessel, sondern vornübergebeugt auf der Kante des Sofas mit dem Rücken zur Tür.
    «Onkel Fricka?», rief Norbert leise.
    Der Onkel hob den Kopf, schaute sich um und schloss kurz die Augen. «Gott sei Dank! Danke, dass du gekommen bist.»
    Van Appeldorn erschrak. Fricka war ordentlich gekleidet, graue Hosen, blaues Hemd, dunkelblaue Strickjacke, teure Lederschuhe, aber dennoch erinnerte nichts mehr an den Kolonialherrn mit keckem Strohhut. Er wirkte geschrumpft, eingefallen, zitterte am ganzen Körper, seine Lippen waren bläulich verfärbt.
    Van Appeldorn setzte sich neben ihn und nahm ihn in den Arm. «Bist du sicher, dass du keinen Arzt brauchst? Deine Lippen sind ganz blau.»
    Fricka straffte die Schultern. «Ich habe meine Notfallmedizin schon genommen. In ein paar Minuten geht es wieder.» Dann ballte er die Hände und presste sie gegen die Augen. «Ich werde das Bild einfach nicht los …»
    Van Appeldorn nahm das Wasserglas, das auf dem Couchtisch stand. «Hier, trink einen Schluck. Was ist denn nun genau passiert? Erzähl es mir.»
    Onkel Fricka schob das Glas weg. «Ein Bier wäre mir lieber, aber ich glaube, das verträgt sich nicht mit dem Nitro.»
    Er wurde spürbar ruhiger. Van Appeldorn rückte ein Stückchen zur Seite.
    «Was passiert ist? Ich bin wie immer rübergegangen, um Milch zu holen. Ich mache die Küchentür auf, und da liegt Rainer auf dem Boden. Überall Blut, überall, die Hände, der Hals. Und der Gestank … Urin, Kot, Blut …»
    «Was hast du dann gemacht?»
    «Ich bin nach Hause gelaufen und habe die ganze Zeit überlegt, wen ich anrufen muss. Den Notarzt? Aber seine Augen waren ja tot. Dann habe ich 110 gewählt, mich hingesetzt und gewartet. Dich wollte ich anrufen, aber mir ist deine Nummer nicht eingefallen. Ich war so durcheinander, wusste nicht mehr, wo ich mein Handy hingetan hatte und den Zettel mit den Telefonnummern. Aber jetzt weiß ich es wieder.»
    Er stemmte sich hoch und schwankte.
    «Schwach wie ein neugeborenes Kätzchen», meinte er bekümmert.
    Van Appeldorn sprang auf und stützte ihn.
    «Wir packen jetzt ein paar Sachen zusammen», erklärte er, «und dann nehme ich dich mit zu uns.»
    Onkel Frickas Gesicht spiegelte Abwehr, Trotz, Müdigkeit, Erleichterung und schließlich Freude. «Danke, Junge. Aber nur für heute Nacht.»
    Entschieden befreite er sich aus van Appeldorns Griff. «Es geht schon wieder. Wenn du mir nur eben den kleinen Koffer vom Kleiderschrank holst.»
    Van Appeldorn ging hinaus, um Ulli anzurufen. Als er zurückkam, legte der Onkel gerade einen Kulturbeutel und eine Medikamentendose in den Koffer. «Ich muss meiner Zugehfrau noch eine Nachricht schreiben, sonst macht sie sich Sorgen.»

    Kurz nachdem van Appeldorn losgefahren war, schlief Onkel Fricka ein, wachte erst wieder auf, als sie in Nütterden angekommen waren, und war erst einmal völlig verwirrt. Norbert erklärte ihm langsam, was passiert war, und wollte ihm aus dem Auto helfen, wurde aber wieder ungeduldig abgewiesen. «So klapprig bin ich nun doch noch nicht!»
    Ulli stand schon in der Haustür und lächelte ihnen entgegen. «Onkel Fricka, wie ich mich freue!» Dann umarmte sie ihn und küsste ihn auf die Wange. «Komm herein, du siehst ein wenig mitgenommen aus. Am besten legst du dich erst einmal ein bisschen hin. Schau, hier ist das Gästezimmer, das Bad ist gleich nebenan.»
    Fricka folgte ihr mit einem versonnenen Lächeln.
    «Dann setz dich mal hier aufs Bett. Soll ich dir mit den Schuhen helfen?»
    «Ja, danke, das ist lieb.»
    Van Appeldorn meinte, sich verhört zu haben. Er stellte den Koffer ab und verließ das Zimmer schnell wieder.
    Onkel Fricka murmelte etwas, und Ulli lachte. «Darüber mach dir mal keine Gedanken. Anscheinend lerne ich alle van Appeldorns unter etwas dramatischen Umständen kennen. Bei Norbert und mir war es nicht anders.»
    Van Appeldorn ging in die Küche, sein Mund war staubtrocken. Er nahm eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank und trank sie auf einen Zug halb leer.
    Paul schlief anscheinend schon. Van Appeldorn hatte gar nicht gemerkt, dass es schon so spät war.
    Ulli kam herein, nahm ihm die Wasserflasche aus der Hand und drückte sie gegen die heißen Wangen.
    «Du hast geredet wie ein

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