Totenbeschwörung
breites Grinsen. Endlich setzte Robinson zu einer Antwort an. »Eine gute oder eine schlechte? Ach, Sie meinen die Überraschung! Hm, es ist etwas Gutes, nehme ich an. Eigentlich sogar etwas überaus Großartiges!«
»Das werden wir ja sehen«, knurrte Trask. Damit war die Unterhaltung beendet ...
Nachdem die in der Aufzugwand versteckten Scanner nicht ansprachen und sie schließlich nach oben in die Zentrale fuhren, fragte Trask: »Um was für eine Überraschung handelt es sich denn?«
Robinson grinste. »Ich glaube, das möchte sie Ihnen gern selber sagen!«
Sie? Trask war nicht zu Spielchen aufgelegt und stand kurz davor, dies auch kundzutun, als die Fahrstuhltüren sich mit einem Zischen öffneten. Sie traten in die vertraute Umgebung hinaus. Die Tür zu seinem Büro am Ende des Korridors war nur angelehnt. Dahinter hörte Trask Stimmen. Die eine klang sanft, doch obwohl ihr Besitzer unverkennbar ein Londoner war, betonte er die Zischlaute zu sehr – es handelte sich um David Chung, der während Trasks Abwesenheit das Dezernat leitete. Die andere gehörte einer Frau und kam Trask irgendwie bekannt vor.
»Sie sind da!«, ließ Chung sich laut und deutlich vernehmen. Trask und Goodly war klar, dass er von ihnen sprach. Aber mit wem? Goodly glaubte es zu wissen, sagte jedoch noch nichts. Sie wurden nicht lange auf die Folter gespannt. Als die Frau auf den Flur trat, sah Goodly, dass er recht gehabt hatte. Mitunter lohnte sich ein Blick in die Zukunft eben doch!
Auch Trask erblickte sie, und ihm klappte der Kiefer nach unten: Zek Föener!
Nur wenige Meter trennten sie. Ben Trask und Zek Föener sahen einander an. Beide hatten sich verändert, die Jahre waren nicht spurlos an ihnen vorübergegangen.
Doch als sie zögernd aufeinander zugingen, schien es, als würde die Zeit zurückgedreht.
Zek war noch immer eine sehr schöne Frau. »Nein«, korrigierte Trask sich in Gedanken, »streichen wir das ›noch‹.« Zekintha Föener war schlicht und einfach schön, und das würde sie wohl immer bleiben. Mit ihren einsfünfundsiebzig war sie nur wenige Zentimeter kleiner als Trask. Sie hatte lange Beine und war schlank, blond und hatte blaue Augen. Ihre Mutter, eine Griechin, hatte sie nach Zante oder vielmehr Zakinthos benannt, der Mittelmeerinsel, auf der sie geboren worden war. Trask würde nie vergessen, welchen Anblick sie damals draußen in der Ägäis geboten hatte, als der Albtraum mit Janos Ferenczy ein Ende fand. Mit dem Boot von Manolis Papastamos hatten sie sich auf die Suche nach Ferenczys weißem Schiff, der Lazarus, gemacht, um es samt seiner Vampir-Crew zu versenken.
Zek hatte einen gelben Bikini angehabt, ein winziges Etwas, das der Fantasie nicht mehr viel Raum ließ. Ihr geschmeidiger Körper war von der Sonne gebräunt gewesen, und sie hatte einfach umwerfend ausgesehen. Ihre Augen waren so blau gewesen wie das Mittelmeer. Mit ihrem blonden, goldschimmernden Haar und dem betörenden Lächeln zog sie die Aufmerksamkeit eines jeden Mannes auf sich. Ebendarin hatte ihre Absicht bestanden. Es war etwas, was ihr Lady Karen auf Starside beigebracht hatte. Selbst wenn ein Mann auf der Hut war und nach ganz anderen Dingen Ausschau hielt, fiel es einer schönen Frau vergleichsweise leicht, ihn abzulenken. Und dies galt nicht allein für Männer, sondern mitunter auch für Monster ...
Eines durfte man bei all dem nicht vergessen: Abgesehen davon, dass ihr als Telepathin niemand das Wasser reichen konnte (ihr Vater war ein ostdeutscher Parapsychologe gewesen), war Zek Föener wahrscheinlich auch der einzige noch lebende Mensch, der genau über die Ursprungswelt der Wamphyri Bescheid wusste. Zek war dort gewesen, hatte dort endlose Wochen und Monate verbracht, sowohl bei den Travellern als auch bei den Wamphyri, und hatte, auf sich allein gestellt, überlebt, bis Jazz Simmons sie fand. Seitdem hatte nichts mehr die beiden zu trennen vermocht.
Trask kehrte wieder in die Gegenwart zurück. Zek musste jetzt ... über fünfzig sein? Doch man sah es ihr nicht an! Obwohl sie nichts, rein gar nichts mit Siggi Dam gemeinsam hatte, fiel es Trask schwer, die beiden Frauen nicht miteinander zu vergleichen. Vielleicht lag es daran, dass Siggi, ihr blondes Haar und ihre schlanke Gestalt, noch deutlich vor seinem geistigen Auge stand. Doch damit erschöpften sich die Gemeinsamkeiten. Es war wie der Unterschied zwischen einem dänischen Fjord und der Côte d’Azur.
Anders ausgedrückt: Siggi Dam war eine makellos
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