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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Findlingsebene doch gar nicht. Außerdem treffen wir uns ja, wie ich schon sagte, im Schatten des Turmes.«
    »Ich habe es vernommen und auch verstanden«, antwortete Turgis. »Aber ich weiß ebenfalls, dass Gorvi es hasst, sich im Freien aufzuhalten, wenn die Sonne sich über der Sonnseite erhebt. Es ist nun einmal seine Natur.«
    Nestor wandte sich ab. »Die Sonne zu fürchten, entspricht der Natur eines jeden von uns. Desgleichen, ständig zu streiten, um seinen Willen durchzusetzen. Gorvi will mir einen Handel unterbreiten – wohlan, ich habe die Zeit und den Ort genannt. Nur wir beide, er und ich. Keine Handschuhe, keine Leutnants, keine Krieger. Wenn er damit einverstanden ist, soll er kommen. Falls nicht ...«
    Er machte Anstalten, wieder ins Innere der Feste zu gehen.
    »Ich vermag ihm lediglich auszurichten, was du mir gesagt hast«, nickte Turgis und begann eine zur Landebucht führende Leiter hinabzuklettern. »Wer weiß, vielleicht stimmt er ja sogar zu.«
    Nestor blieb stehen, drehte sich noch einmal um und sah Turgis tief in die Augen, ehe dieser seinem Blick entschwand.
    »Dies sind meine Bedingungen«, sagte Nestor. »Sollten sie Gorvi nicht gefallen, dann muss er eben sechs Monate warten, bis ich wieder Zeit für ihn finde. Ich habe viel zu tun und kann mir etwas Besseres vorstellen, als mit Gorvi dem Gerissenen über einen Treffpunkt zu streiten.«
    »So sei es!«, erklang von unten die Antwort. Damit schwang Turgis Gorviknecht sich in die Lüfte und ließ sich rasch abwärts gleiten ...
    Gorvi erschien zu dem vereinbarten Treffen. Nestor beobachtete ihn von einem der nordwärts gelegenen Fenster aus und sah zu, wie der Gerissene auf seinem Flieger in die Ebene hinausjagte. Es war unverkennbar Gorvi! Wie eine große, gehässige Vogelscheuche saß er zusammengesunken im Sattel; hinter ihm wehte sein Umhang im Wind wie die Schwingen einer riesigen schwarzen Fledermaus. Die anderen Lords waren schon düstere Erscheinungen, gewiss, doch Gorvi der Gerissene war wirklich sinister.
    Trotz seiner Bedenken jagte Nestor ihm hinterher.
    Immerhin war es Gorvi gewesen, der ihm damals, als er gerade frisch von der Sonnseite kam, Steine in den Weg zu legen gedachte. Gorvi war derjenige, der sich für eine Probephase ausgesprochen hatte. Danach wollten sie Nestor entweder aufnehmen oder aber ihn ... fallen lassen. Und dies wahrscheinlich aus sehr großer Höhe!
    Nun, so weit war es zwar nicht gekommen, aber Nestor hatte es ihm nicht vergessen. Und jetzt wollte der Gerissene also etwas von ihm! Schön und gut, doch alles hatte seinen Preis! Darauf konnte Gorvi Gift nehmen!
    Nestor landete mit seinem Flieger auf einem kleinen Schieferhügel, gut siebzig Meter von der Stelle entfernt, an der Gorvi neben seinem Tier stand. Nestor stieg ab und ließ seinen Blick ringsumher schweifen, um ihn dann auf die Wrathhöhe zu richten, von der er nun eine Meile weit entfernt war. Wahrscheinlich hatte jeder mitbekommen, dass sie weggeflogen waren, und womöglich versuchte gerade jetzt, in ebendiesem Augenblick, jemand, sie auszuspähen. Nestor spürte, wie Gorvi seinen Geist abschirmte, und tat es ihm nach. Nun vermochte niemand mehr in ihren Gedanken zu lesen.
    Die langen Schatten, die beide warfen, kamen einander immer näher, während sie aufeinander zugingen, bis sie schließlich mit dem Schatten des Turms verschmolzen. Für lange Augenblicke sahen sie einander an – Gorvi hoch gewachsen, schlank, den Schädel kahl rasiert bis auf eine Locke in der Mitte, die ihm zu einem Zopf geflochten auf den Rücken herabhing. Wie stets war er ganz in Schwarz gekleidet, sodass er mit seiner bleichen Haut aussah wie eine Leiche. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, zwei blutrote Funken, die unstet hin und her huschten. Nestor war etwas kleiner als er, dafür muskulös und gut aussehend, und er strahlte eine Offenheit aus, wie man sie unter den Wamphyri nicht kannte.
    »Nun?«, fragte Nestor. »Was für einen Handel möchtest du mir vorschlagen? Oder hast du vielleicht entschieden, dass ich doch nicht so ganz zu euch passe, und willst mich jetzt rauswerfen, damit ich sehen kann, wo ich bleibe? Ich könnte ja im Stumpf eines zerstörten Felsenturms hausen und mich zwischen dem Schutt und Geröll der Sternseite allein durchschlagen!?« Er lachte ein leises, freudloses Lachen. »Ah, Gorvi, ich möchte zu gern erleben, wie du das anstellst!«
    »Das ist doch alles vorbei und vergessen!« In einer Geste, die versöhnlich wirken sollte, hob

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