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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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anderes bedeutete als bloße Lust und Begierde. Oder ... vielleicht erinnerte es ihn auch an eine andere Frau, vielleicht versuchte er mit Glina die Erinnerung an sie heraufzubeschwören!
    Kaum war Wratha dieser Gedanke gekommen, wusste sie, dass sie sich auf der richtigen Fährte befand. Mit einem Mal ergab alles einen Sinn! Nun war ihr klar, weshalb Nestor eine Schwäche für diese eher schlichte Frau zu entwickeln vermochte, obwohl er doch von Mädchen umgeben war, die allesamt von Vasagi dem Sauger ausgesucht worden waren. Die meisten der Frauen, die in der Saugspitze lebten, hatte noch Vasagi persönlich dorthin gebracht. Er mochte ein Ungeheuer gewesen sein, aber er hatte Geschmack gehabt, so viel musste man ihm lassen!
    Es lag wohl daran, dass Glina Nestor einst tatsächlich geliebt hatte. Und obwohl es auch für sie das erste Mal gewesen war, hatte sie ihm alles beigebracht, was er wusste. Seitdem hatte er ... anderes erlebt, doch noch immer dachte er daran, wie es mit Glina gewesen war. In seinem Hirn mochte die Vergangenheit zum größten Teil ausgelöscht sein, doch sein Körper erinnerte sich – nicht nur an Glina, sondern auch an jene andere Frau, die er vor ihr gekannt hatte!
    Oh, Wratha wusste recht gut Bescheid über alles, was Nestor und Glina miteinander erlebt hatten. Schließlich hatte sie es direkt in ihren Gedanken gelesen! Ihr war bekannt, dass Glina auf der Sonnseite einst Nestors Geliebte gewesen war; immerhin hatte sie ihr Bild mehr als ein Dutzend Mal in Nestors Geist gesehen. Und sie wusste ebenfalls, dass Nestor jedes Mal voller Zorn war, wenn er Glina liebte, weil er viel lieber jene unbekannte Andere gehabt hätte. Eine enttäuschte Liebe aus dem Teil seiner Vergangenheit, an den er sich nicht mehr erinnern konnte? Es schien die einzig mögliche Erklärung ...
    Wer auch immer diese Andere sein mochte – Wratha würde sich eingehend mit ihr beschäftigen müssen. Denn wenn Nestor Leichenscheu in seine jüngste Vergangenheit eintauchen und Glina auf der Sonnseite ausfindig machen konnte, dann erinnerte er sich eines Tages vielleicht auch an weiter Zurückliegendes. Womöglich spürte er dann auch jene Unbekannte auf, um sie zu sich zu holen. Was dann? Sollten sich all ihre Pläne in nichts auflösen? Nein, gewiss nicht; denn wenn es so weit war, würde er, Nestor, ihr, Wratha, gehören!
    Und diese Glina – was war sie schon? Die Antwort war einfach: ein Nichts! Ein plumper Bauerntrampel, an dem Nestor schon bald keinerlei Interesse mehr haben würde, gerade gut genug, sie zu benutzen und bei der erstbesten Gelegenheit fallen zu lassen. Ah, aber sollte ihr, Wratha, diese Andere jemals unter die Augen kommen ... dann würde sie sich schon um sie zu kümmern wissen! Und wie! Das schwor sie sich.
    Während dieser sechs Monate respektive sechsundzwanzig Sonnaufs verbreitete sich Nestors Ruf als Nekromant in der gesamten Feste. Die Gerüchteküche brodelte, und in jeder Stätte, vom Gorvisumpf am Fuß des Felsenturms bis hoch zur Wrathspitze, war Nestors Talent das Gesprächsthema Nummer eins. Die Leutnants und Knechte zerrissen sich die Mäuler darüber, und die Vampirlords verloren sich in den wildesten Spekulationen.
    Der Schuldige hieß Canker Canisohn. Voller Stolz auf seinen neuen Freund, der erst seit Kurzem hier war, wollte er, dass dieser in der Achtung der übrigen Wamphyri stieg. Darum hatte er geredet. Der Hunde-Lord verfügte über die zweifelhafte Gabe, in die Zukunft zu blicken, und hatte vorhergesehen, dass Nestor mit seinem Talent zu großer Macht gelangen würde. Eines Tages würde man in der letzten Felsenburg mit ihm zu rechnen haben.
    Eines Sonnunters – es war schon spät und die Lords und die Lady, die sich eine ganze Nacht lang auf der Sonnseite gütlich getan hatten, waren wieder wohlbehalten in ihre diversen Stätten zurückgekehrt – meldete sich der Leutnant Grig Leichenscheu in dem ruhigen Gemach, in dem Nestor sich von seinem blutigen Handwerk erholte, zum Rapport. Der Herr der Saugspitze hatte es sich in einem gewaltigen Korbsessel bequem gemacht, nippte an einem herben Szgany-Wein und sah zu, wie der graue Schimmer der Morgendämmerung über die fernen Felsspitzen kroch. Nestor zögerte das Zu-Bett-Gehen hinaus, denn seit Monaten plagten ihn schlimme Träume, erotische Visionen, die sich zumeist um ... Wratha die Auferstandene drehten. Wieder und wieder landete er auf dem Dach der Wrathspitze, um nachzuerleben, wie Wratha ihm in die Arme sank, doch nur um

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