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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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deiner Macht, selbst die Toten zu foltern, um an ihre Geheimnisse zu gelangen. Darum bin ich hier heraus auf die Findlingsebene gekommen, noch dazu bei Sonnauf, obwohl sich alles in mir dagegen sträubt, um mit dir zu reden. Ich möchte, dass du dich mit ihm unterhältst und ihm die Geheimnisse der Szgany Lidesci entreißt!«
    Nestor hatte sich wieder gefangen. »Um was für Geheimnisse geht es dir denn im Einzelnen?«
    »Nun, ist das nicht offensichtlich?« Gorvi hob die Augenbrauen. »Dann hör zu! Der Grund, warum dieser Lardis und seine Leute uns solch Schwierigkeiten bereiten, liegt auf der Hand! Bei Tag durchstreifen sie die Umgebung von Siedeldorf und stellen überall ihre Fallen auf, und nachts verschwinden sie in irgendwelchen Verstecken, die wir noch nicht ausfindig machen konnten. Was ich wissen will – oder vielmehr, was wir beide, du und ich, wissen müssen –, ist, wo sie sich verbergen und wann und wo sie am verwundbarsten sind. Sobald wir das herausgefunden haben, fallen wir mit unserer gesamten Streitmacht über sie her, und dann gehören sie uns! Denn wenn wir sie erst einmal einzeln erwischen, haben sie uns nichts mehr entgegenzusetzen. Dann können wir sie ganz nach Belieben einsammeln.«
    »Es könnte hinhauen.« Nestor nickte. »Doch sage mir eines: Wo soll ich mich deiner Meinung nach mit diesem Jason Lidesci unterhalten? « Die Erinnerung an sein früheres Leben in Siedeldorf war bereits wieder aus seinem kranken Geist entschwunden. Dennoch blieb ihm eine Ahnung, dass der Ort womöglich etwas mit seinem alten, namenlosen Erzfeind zu tun hatte. Mit diesem und mit jemand anderem, den Nestor einmal sehr geliebt hatte. Doch sie hatte ihn verraten und ihre Gunst ebendiesem Namenlosen geschenkt.
    Aber ausgerechnet Siedeldorf? War dies wirklich der Ort, an dem sie ihn so schändlich hintergangen hatten und sein Geist solchen Schaden gelitten hatte, dass er sich an nichts mehr erinnern konnte?
    Bisher hatte Nestor bei seinen Raubzügen auf die Sonnseite immer einen Bogen um Siedeldorf geschlagen. Aus Respekt, sagte er sich, vor jenen kampfeswütigen Travellern, von denen Gorvi gesprochen hatte, den Lidescis. Und in der Tat schien ihm ihr Name viel zu vertraut. Er brauchte ihn nur zu hören ... und schon blitzten Erinnerungen in ihm auf. Eigentlich keine Erinnerungen, eher Szenen, dunkle Schattenrisse vor einem grellen Hintergrund, Bilder von gewaltigen Palisaden und Wachtürmen, hinter denen sich drohend die letzten Ausläufer des Gebirges erhoben, während sich auf der anderen Seite düster der Wald abzeichnete. Doch mit diesen Visionen kam der Schmerz in seinem Gehirn, mitten in seinem Bewusstsein, und die Szenen zerbrachen wie eine Schieferplatte, die an einem Felsblock zerschellt, in Tausende von Bruchstücken.
    Diese quälenden Gedanken schossen Nestor innerhalb einer Sekunde durch den Kopf und schon hörte er Gorvi antworten: »Wo du dich mit ihm unterhalten sollst? Nun, in Gorvisumpf natürlich, wo sonst! Dort befindet sich Jasons Leichnam. Ich stelle die Leiche und du das Talent!«
    Nestor bedachte ihn mit einem abschätzigen Blick. »Du erwartest von mir, dass ich deine Stätte aus freien Stücken betrete? Oh nein. Ein neutraler Ort ist mir lieber!«
    Gorvis Gesicht verfinsterte sich. »Wo?«
    Nestor überlegte einen Augenblick.
    »Im Gleißen des Tores zu den Höllenlanden, gleich in der ersten Stunde nach Sonnunter ...« Er hielt inne und verbesserte sich: »Nein, ich habe eine bessere Idee! Wir warten ab, bis die anderen alle zur Sonnseite aufgebrochen sind. Dann fliegst du mit dem Toten zum Tor – allein – und ich folge dir nach. Und dann sehen wir weiter!«
    Gorvi schüttelte den Kopf. Er wirkte irritiert, doch schließlich stimmte er zu: »So sei es!«
    Sie hatten einander gesagt, was zu sagen war. Wenig später sah man am Himmel über der Sternseite zwei rochenförmige Gestalten mit den Wolken auf die Wrathhöhe zujagen ...
    Der folgende Sonnunter währte bereits drei Stunden, als die letzten Bewohner des Felsenturms die Wrathhöhe verließen, um auf der Sonnseite zu jagen. Doch Gorvi hatte Geduld und Nestor alle Zeit der Welt. Denn wenn er ehrlich sein sollte, wollte er vielleicht gar nicht erfahren, was Jason Lidesci so alles wusste.
    Gorvi flog wie vereinbart voraus und Nestor folgte ihm. Am Rande des hellen Leuchtens, das von dem Tor ausging, glitten ihre Bestien zur Erde. Gorvi hob ein langes, in Decken gewickeltes Bündel vom Rücken seines Tieres. Er schlug die Decken

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