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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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lächelte, und Nestor ertappte sich dabei, dass er vor Aufregung zitterte, als sei es das erste Mal.
    Dieses Gefühl sollte ihn nicht verlassen. Mit feuchten Händen wartete er auf den nächsten Sonnauf, und diesmal tat Wratha nichts, um ihn zu beeinflussen. Sie wusste, dass es nicht mehr notwendig war – und er auch!
    Als Canker Canisohn von der Sonnseite zurückkehrte, stieg Nestor hinab in die Räudenstatt, um sich bei ihm nach Wratha zu erkundigen. Nestor hatte bereits einiges über Wratha zu Gehör bekommen, doch nun wollte er mehr erfahren, und zwar von jemandem, dem er Vertrauen schenkte. Der Hunde-Lord erzählte ihm, was er wusste; doch ehe er seine Geschichte beendet hatte, hielt er inne. »Ah, du willst zu ihr gehen! Da läuft etwas zwischen euch! Mir kannst du doch nichts vormachen – so, wie du deine Fragen stellst! Mann, du hast vielleicht ein Glück! Ich wette, Wratha kann dir noch einiges beibringen! Doch sag mir eines: Wann wirst du sie sehen?«
    »Es bleibt aber unter uns, ganz sicher!?«
    »Natürlich!«, bellte Canker. »Glaubst du etwa, ich würde dich hintergehen? Ich bin nur ein bisschen aufgeregt, das ist alles; aber im Geiste werde ich dich begleiten. Ah, ich wünschte, ich wäre an deiner Stelle! Diese Wratha ...«
    Nestor strich sich mit der Hand übers Kinn, um ein Lächeln zu unterdrücken. Cankers Freude war nicht nur echt, sondern auch ansteckend. »In der Stunde vor Sonnenaufgang«, erwiderte Nestor, »mache ich mich auf in die Wrathspitze.«
    Canker klappte der Unterkiefer in seiner gesamten Länge nach unten. Von einem Augenblick auf den anderen wurde er ernst. »In der Stunde vor Sonnenaufgang?«
    Nestor nickte. »Wieso? Ist irgendetwas nicht in Ordnung damit?«
    »Nein, nein ...« Canker schüttelte den Kopf, aber er wirkte besorgt. Doch dann überlegte er es sich anders und nickte. »Ja, doch! Es kann durchaus sein, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist. Weißt du, wie Wratha zu ihrer Macht gelangte?«
    »Nun sag schon!«
    »Sie ermordete Karl von Zackenspitze ...« Canker verstummte erneut.
    »Muss ich dir denn jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen?«
    »Hör zu«, knurrte Canker. Seiner Kehle entrang sich ein tiefes Grollen. »Bei Sonnauf scheint die Sonne in ein paar Fenster der Wrathhöhe – zumindest würde sie dies, wären nicht stets schwere Vorhänge zugezogen!«
    »Und weiter?«
    »Die Sache gefällt mir nicht! Du musst wissen, in Karls Zackenspitze damals in Turgosheim verhielt es sich ebenso. Karl könnte heute noch leben, wäre Wratha nicht auf der Bildfläche erschienen!«
    »Wie hat sie ihn umgebracht?« Mühsam versuchte Nestor, seine Ungeduld zu bezähmen.
    »Es handelt sich natürlich bloß um Hörensagen!«
    Mit Nestors Geduld war es vorüber. »Erzählst du es mir jetzt oder nicht!?«
    »Sie hat ihn betrunken gemacht!«, bellte Canker. »Danach ist sie mit ihm ins Bett gegangen, und als er erschöpft einschlief, fesselte sie ihn und zog die Vorhänge auf, damit die Sonne ihn ungehindert erreichen konnte! Die Wände behängte sie mit blank polierten Bronzeschilden, die das Licht spiegelten und zurück auf den völlig benommenen Karl warfen, während sie sich im sicheren Schatten hielt. Es währte nicht lange! Karl verbrannte bei lebendigem Leib und sein Parasit floh seinen Körper. Doch das gleißende Licht bedeutete auch für ihn das Ende. Noch während die Sonne Karls Egel versengte und er in Rauch aufging, schloss Wratha die Vorhänge wieder. In einem letzten verzweifelten Versuch, sein Überleben zu sichern, brachte der Egel sein Ei hervor – und Wratha empfing es! Sie war eine Vampirsklavin gewesen, Karls Geliebte, doch damit wurde sie zur Herrin der Zackenspitze, die von da an Wrathspitze hieß. So gelangte sie zu ihrer Macht!«
    »So hat sie es also gemacht«, sagte Nestor nachdenklich. »Doch falls sie das Gleiche mit mir vorhaben sollte, was hätte sie dann davon? Damals in Turgosheim ging es ihr darum, die Macht zu erringen. Aber die hat sie hier ja bereits! Außerdem – eine Gefahr, die man kennt, ist keine wirkliche Gefahr mehr. So leicht wird sie mich jedenfalls nicht betrunken machen, glaub mir! Außerdem werde ich zusehen, dass ich mich von jeglichen südwärts gelegenen Fenstern fern halte.«
    »Du willst trotzdem gehen?«, fragte Canker überrascht. »Nach allem, was ich dir erzählt habe!?«
    Nestor sah ihn an, wandte den Blick wieder ab und zuckte die Achseln. »Seit nahezu zwei Jahren bin ich nunmehr Wamphyri! Davor gehörte ich zu

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