Totenbeschwörung
du ... machst, dass du nach Hause kommst! Zurück in deinen Pferch! Wenn ich heimkehre, bringe ich dir etwas Leckeres mit.
Nachdem das grässliche Geschöpf kehrtgemacht hatte und zurück zur Wrathhöhe flog, schwang auch Nestor sich in den Sattel. Gemeinsam mit seinen Leutnants jagte er über den sternenbesäten Himmel auf den Großen Pass und die Verlockungen der Sonnseite zu ...
... Aus den versprochenen Leckereien sollte jedoch nichts werden.
Was Nestor auf seinen früheren Jagdausflügen gespürt hatte, entpuppte sich lediglich als Köder für einen erneuten Hinterhalt, eine neue Methode, welche die Szgany bisher noch nicht angewandt hatten. Und um ein Haar wären Nestor und seine Leutnants in die Falle getappt!
Sie suchten sich einen geeigneten Platz zum Landen und näherten sich dem Ort, an dem Nestor das Versteck vermutete. Sie folgten dem Geruch eines Kochfeuers, der noch in der Luft hing, und witterten Szganyblut, spürten die Wärme menschlicher Körper in der Nähe, wussten, dass die Szgany schliefen und träumten, und hörten das Flüstern der Wachen, die sich leise miteinander unterhielten. Erst als ein Armbrustbolzen Grigs Schulter dicht am Herzen durchbohrte und den Leutnant zu Boden riss und Zahars gellender Warnruf den gesamten Wald aufschreckte, merkte Nestor, was los war. Mit einem Mal wimmelte es um sie herum nur so von Travellern.
Allem Anschein nach hatten sich diese Szgany ausgerechnet Lardis Lidesci und seine Sippe zum Vorbild genommen.
Nestor und Zahar hatten in der Tat Glück! Ein Hagel in Kneblasch getauchter Armbrustbolzen mit silbernen Spitzen verfehlte sie um Haaresbreite. Ein riesiger Baumstamm sauste krachend herab, als die Szgany die Halteseile kappten. Die abgehackten Äste waren zu Pfählen zugespitzt, die sich tief in den Waldboden bohrten. Mit Silber besetzte Netze zischten schwirrend aus den Wipfeln der Bäume, und von hoch oben regnete es Kneblaschöl, das sich in einem giftigen, dünnen Nebel herabsenkte.
Zu allem Überfluss steckte einer der Szgany, die im Hinterhalt lagen, das Unterholz in Brand. Die Flammen fraßen sich durch das ölgetränkte Strauchwerk und schossen von Ast zu Ast. Die drei Vampire waren von einem Ring aus Feuer umschlossen, der die Nacht taghell erleuchtete und ihnen noch ihren letzten Vorteil, nämlich die Fähigkeit, auch im Dunkeln zu sehen, nahm.
Nestor und Zahar zerfetzten mit ihren Handschuhen die Netze, die sie umfingen, und flohen. Grig schleiften sie hinter sich her. Er hatte Glück im Unglück, denn ein anderer Lord hätte ihn aller Wahrscheinlichkeit nach seinem Schicksal überlassen. Nestor hatte jedoch nur diese beiden Leutnants und konnte es sich nicht leisten, einen von ihnen zu verlieren. So simpel war das! Mit Loyalität hatte das Ganze wenig zu tun. Vampire, zumal noch die Lords der Wamphyri, dachten in erster Linie an sich! Etwas anderes interessierte sie nicht!
Alle drei trugen leichte Verbrennungen davon und ihnen war übel vom Kneblasch. Am schwersten wog jedoch die Tatsache, dass eine Handvoll Männer genügt hatte, sie in die Flucht zu schlagen! Nestor konnte dies kaum ertragen, er war außer sich vor Wut! Doch es kam noch schlimmer, als sie zu ihren Fliegern zurückkehrten.
Grigs Tier war am Ende. Wie eine versengte Motte lag es flach auf dem Bauch, an dem mehr als die Hälfte der Tentakel mit riesigen Messern durchtrennt worden war, schlug matt mit den Flügeln und wimmerte zum Steinerweichen. Die Szgany hatten es mit kochendem Pech geblendet, das große Löcher in die noch immer schwelenden Mantaschwingen gebrannt hatte. Mit dem brandgeschwärzten Kopf nickend wälzte es sich hilflos hin und her und schrie, ohne zu verstehen, was überhaupt mit ihm geschehen war.
Auch Nestors Bestie hatte einiges abbekommen. Ihr Angreifer hatte ihr ein paar tiefe, heftig blutende Stichwunden am Hals beigebracht, ehe es ihr gelungen war, sich auf ihn zu wälzen und ihn zu zermalmen. Ob sie noch fliegen konnte, stand in den Sternen. Falls Nestor es schaffte, sie an einem Stück in die Saugspitze zu bringen, würden die Wunden mit der Zeit heilen. Doch ob er es schaffte, war mehr als fraglich. Lediglich Zahars Flieger war zu hundert Prozent flugtauglich; denn die Bestie hatte aus dem, was ihren Artgenossen widerfahren war, gelernt und sich auf ihre beiden Angreifer gewälzt, noch ehe diese ihr ernsthaften Schaden zufügen konnten. Nun lag sie auf den Überresten der beiden. Sie hatte ihnen die Eingeweide aus dem Leib gequetscht und aus
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