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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Vampiraugen sahen genauso gut wie am helllichten Tag. Da sie vorausging und ihr kurzes Kleid kaum etwas verbarg, sah er, dass sie nichts darunter trug. Die Treppe endete in einem Absatz. In der danebenliegenden Nische hingen Ketten an der Wand. Sie waren leer. Unter normalen Umständen wäre hier ein Wächter postiert gewesen.
    Sie führte Nestor durch einen engen Gang. An der engsten Stelle presste sie sich flach gegen die Wand und sagte mit einem irritierenden Lächeln: »Du darfst passieren. Gehe weiter bis zum Ende. Dort gelangst du an einen Kreuzweg, von dem mehrere Gänge abzweigen. Einer davon trägt das Wappen meiner Herrin.«
    Er machte Anstalten, sich an ihr vorbeizuzwängen. Dabei strich ihre Hand wie zufällig über sein Glied und verharrte dort. Nestor verharrte ebenfalls. Überrascht sah er zu, wie sie mit der anderen Hand ihr Kleid so weit aufknöpfte, dass ihre Brüste heraussprangen.
    »Hältst du das für klug?«, flüsterte er heiser, während er sich an ihr vorüberschob. »Ich weiß nicht, was deine Gebieterin dazu sagen würde.« In seinen Worten lag eine Drohung, dennoch war die Versuchung groß. Sein Blut geriet in Wallung und noch immer ruhte ihre Hand auf seiner empfindlichsten Stelle. Ihre Brüste zogen seinen Blick magisch an. Sie boten einen herrlichen Anblick, und er musste sich schon sehr zusammennehmen, sie nicht zu berühren.
    Doch ehe er auf Tuchfühlung gehen konnte, nahm das Mädchen die Hand weg. Lachend sagte sie: »Es ist nicht ratsam, ihre Befehle zu missachten! Sie legt Wert darauf, dass du von Liebe entflammt zu ihr kommst. Aber der Weg hierher ist dunkel und voller Gefahren! Was, wenn dir ein Ungeheuer aufgelauert hätte? Schon angesichts der Aussicht, schutzlos und ohne Waffen eine fremde Feste zu betreten, hätte so manchen der Mut verlassen – vielleicht gar die Leidenschaft! In diesem Fall hätte ich dich bitten müssen, umzukehren und womöglich ein anderes Mal wiederzukommen. Doch wie ich sehe, ist der Lord Nestor kein solcher Schwächling! Im Gegenteil, du bist ... soll ich sagen: bereit? Das Gleiche gilt für die Lady Wratha.«
    Damit barg sie ihre Brüste wieder in ihrem Kleid, kehrte ihm den Rücken und lief eilends den Weg zurück, den sie gekommen waren. Nestor war allein. Was hat das nun zu bedeuten?, fragte er sich. War dies der Zuckerguss für die bittere Pille, die sie womöglich für ihn bereithielt?
    Wie dem auch sein mochte, nun war es zu spät! Ihm blieb nichts anderes übrig, als weiterzugehen und zu sehen, worauf er sich da einließ ...
    Als Nestor Wrathas Privatgemächer betrat, war ihm sofort klar, dass er sich in der Wohnung einer Lady befand. Alles ringsum verriet den Geschmack einer Frau ...
    Zunächst einmal gab es hier Spiegel, auf Hochglanz polierte Platten aus gehämmertem Gold, die seinen Zügen jene Wärme verliehen, die einen normalen Menschen auszeichnet. Dies allein hätte schon genügt, ihm zu zeigen, dass er sich in der Stätte einer Lady befand; denn ein Lord müsste schon über eine extreme Eitelkeit verfügen, um seine Wände derart auszuschmücken. Doch mochte man auch noch so eitel sein, konnten diese Spiegel doch niemals den Mangel an Seelenhaftigkeit ausgleichen, den sie reflektierten. Ebendarin bestand Wrathas eigentliches Ziel, nämlich dies zu zeigen. Spiegel waren so ungefähr das Abscheulichste, was man sich vorstellen konnte. Spiegel wurden seit undenklichen Zeiten von den Szgany dazu missbraucht, die todbringenden Strahlen der Sonne einzufangen und auf ihre Feinde von der Sternseite zu lenken. Doch Wratha stand allem Anschein nach über diesen Dingen. Sie gefiel sich darin, ihr Aussehen zu bewundern – worin auch immer es gerade bestehen mochte.
    Nun, im Moment erblickte auch Nestor zum ersten Mal seit Langem wieder sein Gesicht ... zum ersten Mal, seit er zum Wamphyri geworden war. Er sah einen hoch gewachsenen, gut aussehenden Lord vor sich, der sich über die Unverfrorenheit wunderte, mit der er hierhergekommen war, an einen Ort, den zu betreten andere fürchteten, und dies auch noch ohne jeden Zwang und aus freien Stücken.
    Doch wie er sich so betrachtete, war ihm, als falle ihm noch etwas anderes auf. Er war sich der Tatsache, dass in seinem Körper ein Vampiregel hauste, zwar bewusst. Dennoch gefielen ihm die Furchen, die seine Haut wie die Schuppen eines Reptils wirken ließen, ganz und gar nicht, ebenso wenig der breite Hautkamm, der wie der Kragen einer Kobra seine Stirn beschirmte. Ihm war klar, dass es sich um

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