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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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über den Rücken. Was war mit Misha, der Frau, die er ihm gestohlen hatte? War sie mit ihm zurückgekehrt? Befand auch sie sich nun irgendwo dort draußen? Waren die beiden ein Paar, schmiedeten sie erneut Pläne gegen ihn, so wie bereits einmal in seinem früheren Leben?
    Er kannte die Antwort auf all diese Fragen. Sie lautete: Ja! Und er wusste auch, was zu tun war.
    Zu Hause in der Saugspitze hatte Nestor Canker Canisohn aufgesucht und um Rat gefragt. Auf einem nach Norden zu gelegenen Balkon der Räudenstatt hatte er ihn angetroffen, wie er den bleichen Mond besang, und der hellseherisch begabte Hunde-Lord hatte sich angehört, was Nestor so träumte, und für ihn in die Zukunft geblickt, allerdings nicht ohne ihn vorher zu warnen, dass dies eine zwiespältige Angelegenheit sei.
    »Die Gefahr liegt nicht so sehr darin, das zukünftige Geschehen zu erblicken«, hatte Canker ihm gesagt, »sondern in dem Versuch, es zu ändern. Die Zukunft steht genauso unveränderlich fest wie die Vergangenheit. Was geschehen ist, kann niemand ungeschehen machen. Und was sein wird ... wird sein!«
    Dennoch beharrte Nestor darauf. »Und was hält die Zukunft für mich bereit?«
    Anstelle einer Antwort sank Canker auf alle viere nieder, warf den Kopf in den Nacken und heulte seinen Jammer hinaus! Dann sprang er auf, drückte Nestor an sich, und im nächsten Augenblick sagte er mit einem tiefen, bedrohlichen Knurren: »Vielleicht wäre es besser, du nimmst mich mit, mein Freund.«
    »Dich mitnehmen?«
    »Auf die Sonnseite, und zwar heute Abend, wenn du dein Bestes versuchen wirst, diese alte Scharte, die dich immer noch quält, auszuwetzen. Denn mir will scheinen, du wirst eine ganze Weile dort bleiben, ob du nun willst oder nicht. Und du weißt, dass ein Tag auf der Sonnseite für dich den Tod bedeutet ...« Mit einem Mal hellte sich die Miene des Hunde-Lords auf. »Ja, das ist es! Ich werde dich begleiten! Denn ebendies habe ich gesehen – dass du nicht allein sein wirst.«
    »Ich hatte auch nicht vor, allein aufzubrechen«, erwiderte Nestor, indem er den Kopf schüttelte. »Aber dich werde ich nicht in Gefahr bringen, denn dich geht das Ganze nichts an. Nein, ich werde Zahar mitnehmen. Auf diese Weise pfuschen wir der Zukunft, die du gesehen hast, auch nicht ins Handwerk. Nur ... Mir ist noch immer nicht klar, was du überhaupt gesehen hast.«
    »Große Mühsal, Feuer, Schmerz und Pein«, antwortete Canker. »Ich habe zwei Brüder gesehen – Zwillinge, und doch sehr verschieden. Einer von ihnen wird schwer verletzt und verunstaltet, vielleicht für immer, der andere wird weit, weit weggeschickt. Aber frage mich nicht, wem nun welches Schicksal blüht. Und bemühe dich gar nicht erst zu versuchen, die Zukunft zu ändern. Denn wie ich dir bereits sagte, sie ist unveränderlich. Niemand vermag seinem Schicksal zu entgehen!«
    Jaulend hatte Canker dagestanden, vielleicht sogar auf seine Art geweint, während Nestor nachdenklich in die Saugspitze zurückkehrte ...
    Allzu bald hatte die Dämmerung eingesetzt und die grauen Gipfel des Grenzgebirges waren Nestor so verlockend erschienen wie niemals zuvor. Unter dem dahinjagenden Mond und den wie Eiskristallen blinkenden Sternen schimmerten sie in einem dunklen Blau und Nestor konnte dem Reiz, der von ihnen ausging – von ihnen und auch dem Zahlenwirbel –, nicht länger widerstehen. Denn anstatt schwächer zu werden wie sonst, wuchs der Zahlenstrudel in Nestors Kopf zu einem wahren Wirbelsturm an, umtoste seine Wamphyri-Sinne wie eine Windhose, sodass sich in Nestor nun die Gewissheit verfestigte, dass sein Erzrivale zurückgekehrt war.
    Noch bevor die übrigen Bewohner des Felsenturms auf den Beinen waren, hatten Nestor und Zahar ihre Flugbestien gesattelt und waren unterwegs zur Sonnseite. Als Canker sich schließlich dazu entschloss, die Zukunft mitsamt allem, was er über ihre Unvermeidlichkeit wusste, zu vergessen, und von der Räudenstatt nach oben eilte, um Nestor zurückzuhalten, und noch ehe Wratha dreimal gegähnt hatte und stirnrunzelnd ihre Vampirsinne schweifen ließ, um festzustellen, weshalb Nestor sich nicht mehr in ihrem Bett befand, war es bereits zu spät.
    Nestor und Zahar rasteten eine Weile in den Hügeln des Grenzgebirges und blickten hinab auf die Sonnseite. Dank des Zahlenwirbels erkannte Nestor, dass sein Gegner und Erzrivale sich in ebendiesem Augenblick irgendwo dort unten aufhielt. Mehr noch, diesmal vermochte er ihn aufzustöbern, indem er einfach der

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