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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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überhaupt ist. Ich werde dir niemals verzeihen, das kann ich nicht! Willst du mich nun dazu zwingen? Oh, ich weiß, dass du das kannst. Aber falls ich ein Lippenbekenntnis ablege, solltest du doch wissen, dass es gelogen ist. Ich werde es noch in demselben Moment widerrufen, in dem ich es ausspreche. Außerdem, was für einen Unterschied macht es schon? Du bist verflucht, fertig! Nicht ich verfluche dich, sondern all die zahllosen Toten!
    Das war zu viel für den Vampir in ihm. »So sei es! Glaubst du etwa, ich habe Angst vor den Toten? Im Gegenteil, sie zittern vor mir! Ha! «
    Sie schwieg ein paar Sekunden, doch dann erwiderte sie: Im Augenblick vielleicht! Aber auf lange Sicht? Du solltest niemals vergessen, Nestor, dass alles einen Anfang und ein Ende hat. Und was die zahllosen Toten angeht: Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass du dich vor ihnen hüten solltest ...
    Er fürchtete, sie werde nichts weiter sagen, und fühlte so etwas wie Panik in sich aufsteigen. Darum fragte er: »Was meinst du damit?«
    Doch sie blieb stumm.
    Er rief Zahar zu sich. »Begrabe sie, wenn der Morgen graut, in den Hügeln über dem Tor zu den Höllenlanden. Suche dir einen Spalt zwischen den Felsen und mauere sie dort ein. Aber sage mir bloß nicht, wo, denn von nun an gehört sie der Vergangenheit an, und das soll auch so bleiben.« Bei sich dachte er: Ganz recht, sie gehört der Vergangenheit an – sie und all ihre Flüche.
    Es war nicht weiter schwer, eine Frau zu töten, auch nicht eine Vampirin oder gar eine Wamphyri. Doch wie verhielt es sich mit einem Fluch?
    Irgendwie zweifelte Nestor daran, dass einem Fluch so leicht zu entkommen war ...

FÜNFUNDZWANZIGSTES KAPITEL
    Allmählich kam Nestor wieder zu sich. Doch er erwachte nicht in der Wärme seines Bettes und schon gar nicht in den Armen eines hübschen Vampirmädchens. Dennoch war sein erster Gedanke, das Leben als Lord habe ihn verweichlicht, was ein Widerspruch in sich war, denn als Lord der Wamphyri bewies Nestor sowohl physisch als auch psychisch eine Härte wie niemals zuvor. Menschliche Gefühle waren ihm fremd und die Schwachheit des menschlichen Körpers erst recht.
    Doch selbst das metamorphe Fleisch eines Vampirs war gewissen Gefahren ausgesetzt, wie zum Beispiel dem Licht der Sonne, Kneblasch oder der scharfen, leicht splitternden Spitze eines Pfahles aus Eichenholz. Zu allem Überfluss gab es da noch eine Seuche, Lepra genannt, die einem das Fleisch von den Knochen fraß, bis es in leblosen Fetzen zu Boden fiel – für einen Vampir mindestens genauso schlimm wie das Sonnenlicht! Immerhin machte Letzteres einem vergleichsweise schnell den Garaus, während die Lepra quälend langsam und unerbittlich über einen Zeitraum von Jahrhunderten voranschritt ...
    Als Nestor endlich völlig wach war, stellte er überrascht fest, wie unbequem seine Lage war. Es schmerzte beinahe. Und mit einem Mal fiel ihm wieder ein, wo er sich befand! Die feuchten Steinchen in seinem Mundwinkel und die kleinen Kiesel, die in seinem Gesicht ihre Abdrücke hinterließen, der erdige Geruch in der Höhle am Fluss bestätigten ihm, was er vermutete. Er befand sich in der Nähe des Ufers.
    Es bereitete ihm Mühe, die verschorften Augen zu öffnen. Er war vorbereitet auf das tödliche Gleißen, das ihn selbst jetzt noch erwarten mochte. Doch nichts dergleichen geschah. Vor lauter Erschöpfung hatte er lange geschlafen, um wieder zu Kräften zu kommen, und nun ging die Sonne gerade unter und das Wesen in seinem Innern hatte ihn geweckt.
    Draußen, jenseits des drohenden Ausgangs der Höhle, die ihm Zuflucht bot, hatte der gurgelnde, glucksende Fluss die Farbe geschmolzenen Bleis angenommen. Nicht ein heller Funke brach sich mehr im Wasser und in wenigen Stunden würde dem Zwielicht die Nacht folgen ...
    Er setzte sich auf, allerdings zu rasch und zu plötzlich, was seine Schmerzen nur vergrößerte. Wie es schien, hatte er an diesem Morgen zahlreiche Verletzungen davongetragen, die er noch überhaupt nicht gespürt hatte. Nun machten sie sich umso schlimmer bemerkbar. Sein linkes Schultergelenk war geschwollen, weil er sich beim Absturz das Schlüsselbein gebrochen hatte. Die vorderen Rippen waren ganz blau und schmerzten. Wahrscheinlich waren sie ebenfalls gebrochen. Seine linke Körperhälfte einschließlich der Hüfte war bis zum Schenkel hinab eine einzige Prellung. Wenn Nestor stürzte, dann eben richtig.
    Sein Gesicht und die Augen heilten bereits, und zwar erstaunlich schnell. Nestor

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