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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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dich? Weil sie die Erste war, die mit dir ins Bett gegangen ist? Dann denk daran: Jetzt hast du Wratha und nach mir kann nichts mehr kommen. Oder willst du mich vielleicht mit einer dieser Traveller-Ziegen vergleichen? Dann nur zu, such dir eine andere und teile mit ihr das Bett, wenn dein Tagewerk vorüber ist. Aber glaub mir, wenn du das tust, dann war es das letzte Mal, dass ich nach dir geschickt habe! Es klang wie eine Drohung, aber er spürte den Hauch von Verzweiflung, der darin lag. Was immer es war, was Wratha und ihn miteinander verband, sie klammerte sich nach wie vor daran. Dies verlieh Nestor eine gewisse Macht über sie und irgendwann würde er diese Macht erproben. Im Augenblick jedoch ...
    ... erwiderte er nichts darauf. Er war zu beschäftigt damit, Glina zuzusehen und die Sonne zu beobachten oder vielmehr deren sengende Strahlen, wie sie über die Flanke der Wrathspitze glitten und immer näher an die Frau auf dem Sims heranrückten. Nun war es zu spät, noch irgendetwas zu unternehmen. Glina war bereits so gut wie tot.
    Entsetzt hielten die umstehenden Vampire den Atem an. Es mochte einen seltsam anmuten, derartige Kreaturen entsetzt zu sehen; aber ihnen drohte dasselbe Schicksal, sollten sie jemals ungeschützt dem Licht der Sonne ausgesetzt sein.
    Wenn ein Leben sich seinem Ende naht, verfliegt die Zeit umso schneller. Ein weiteres Bruchstück aus Nestors Vergangenheit, das plötzlich und unvermittelt aufblitzte. Nestor konnte sich nicht daran erinnern, wer dies zu ihm gesagt hatte. Ein alter Mann auf der Sonnseite wahrscheinlich. Was bedeutete es?
    Die Jugend scheint ewig zu dauern, dies zumindest glaubt man, solange man jung ist. Doch je älter man wird, desto schneller vergehen die Jahre, und die letzten paar Stunden, die einem Menschen verbleiben, kommen ihm schließlich vor wie Sekunden. Und Glina blieben nur noch Sekunden, bis das Licht der Sonne über sie glitt.
    Sie spürte die todbringende Glut auf ihrem Gesicht, in ihren Augen!
    Bisher hatte sie mit hängenden Schultern dagestanden, vollkommen niedergeschlagen, doch mit einem Mal straffte sie sich. Während sich die erste dünne Rauchfahne aus ihrem Haar kräuselte, suchte sie Nestors Blick und warf ihm das Kind zu!
    Ihr Wurf war zu kurz! Ohne auch nur einen Laut von sich zu geben, verschwand der Kleine mit ausgestreckten Ärmchen im Abgrund. Es sah aus, als würde er schweben, in Wirklichkeit jedoch fiel er wie ein Stein ...
    Glina schrie auf, dann hob sie die Arme der Sonne entgegen. Innerhalb von Sekunden war ihr Gesicht schwarz verbrannt. Rauch und Qualm bauschten ihr schlichtes Kleid, ihr Haar fing Feuer und schließlich stand der Stoff in Flammen. Ein gelbes Flackern, so hell, dass man es gegen das grelle Licht der Sonne kaum wahrnahm, hüllte sie ein.
    Einen Augenblick lang stand sie so da, wie eine menschliche Fackel, eine Opfergabe für die Sonne, dann sank sie in sich zusammen und stürzte kopfüber ins Nichts ...
    »Das war’s«, sagte Wratha, nicht ohne eine gewisse Befriedigung. Bei sich dachte sie: Die alte Flamme ist endlich niedergebrannt und für immer erloschen, und mit ihr all ihre sogenannte Unschuld und Arglosigkeit!
    Sie wandte sich zu Nestor um, doch der war bereits verschwunden. Sie sah gerade noch, wie er mit Zahar zur Landebucht hinabstieg und der Saugspitze zustrebte.
    Nestor!, rief sie ihm nach.
    Später!, erwiderte er, ohne sich umzudrehen. Er wusste, dass er jetzt Gewalt über sie besaß. Aber er besaß auch Gewalt über die Toten, und da gab es seit Neuestem jemanden, mit dem er unbedingt reden musste ...
    Er ließ ihren schwarz verbrannten, zerschmetterten Körper hoch in die Saugspitze schaffen und trat in der Abgeschiedenheit des Gelasses, in das er sich zurückzuziehen pflegte, zu ihr. Er streckte die Hand nach ihr aus, doch bevor er sie überhaupt berühren konnte, sprach die Leiche ihn an. In ihrer Stimme schwang keinerlei Emotion mit. Die Qualen des Todes lagen hinter ihr, dennoch erinnerte sie sich nur zu gut daran. Ihr seid alle verflucht, jeder Einzelne von euch, und du ganz besonders!
    Er zog seine Hand zurück. »Ich habe dich aus dem Unrat und dem Geröll hierherbringen lassen, weil ich vorhatte, dich zu ... trösten.« Es mochte sich merkwürdig anhören, aber es entsprach der Wahrheit. Doch selbst Nestor erkannte, wie zynisch es klang.
    Sie lachte freudlos. Ach, Nestor, so nicht! Du wolltest mich also um Verzeihung bitten! Ausgerechnet du, ein Wamphyri, der noch nicht einmal weiß, was das

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