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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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wusste, dass er mit jemandem sprach, aber da es sich um einen Toten handelte, nützte ihr in diesem Falle ihr Talent nichts.
    »Er hält mich ... er hält mich für meinen Vater!«
    Du bist nicht Harry?, entfuhr es Gormley. Es klang erstaunt und enttäuscht. Du bist sein Sohn? Mein Gott, ist das alles schon so lange her?
    »Haben Sie es denn nicht gemerkt?« Nathan sprach nun laut, was allerdings so gut wie keinen Unterschied machte. Allein die Gegenwart eines Necroscopen reichte aus, den Kontakt herzustellen. Der Tote respektive dessen Asche »vernahm« Nathans Worte nicht minder deutlich als seine Gedanken. »Ich meine, wie die Zeit vergeht? Haben die anderen nichts davon erwähnt?«
    Keine Ahnung! Nathan spürte so etwas wie ein Achselzucken. Zeit spielt hier keine Rolle, und schon gar nicht ohne dich – ich meine, ohne Harry!
    »Sie haben einfach so dagelegen?« Nathan war bekannt, dass bei den Thyre die Toten auch im Grab nicht untätig waren. Darum erschien ihm dies als eine fürchterliche Zeitverschwendung. »Aber was ist mit den Dingen, die Sie in Ihrem Leben interessiert haben, die Sie gern getan haben?«
    Ahhh!, seufzte Gormley. Für meine Fähigkeiten gibt es hier keine Verwendung. Du musst wissen, ich war darauf spezialisiert, Talente aufzuspüren. Ich erkannte außergewöhnlich begabte Menschen, sobald sie in meine Nähe kamen. Ich war auch derjenige, der deinen Vater, Harry Keogh, für das Dezernat angeworben hat. Einigen Leuten war übel mitgespielt worden und er war der Einzige, der dies wieder in Ordnung bringen konnte.

    »Ich weiß«, sagte Nathan. »Sie – Ihre Leute vom E-Dezernat – haben mir alles erzählt. Und nun gibt es noch größere Ungerechtigkeiten in der Welt, deshalb wurde ich jetzt ebenfalls angeworben.«
    Trask und die anderen bekamen nur mit, was Nathan sagte, den Rest konnten sie lediglich erraten. Nachdem Nathan und Gormley sich einander vorgestellt und in aller Kürze ihren jeweiligen Werdegang geschildert hatten, fragte Gormley schließlich: Also, was kann ich für dich tun? Möchtest du, dass ich dir etwas über deinen Vater erzähle? Ich weiß leider sehr wenig von ihm. Ich bin überzeugt, von den neuen Leuten im E-Dezernat könntest du weit mehr erfahren als von mir.
    »Oh, Harrys Geschichte würde ich irgendwann schon ganz gern hören, und zwar von Anfang an. Aber nicht jetzt! Im Moment gibt es Wichtigeres zu tun! Auf dem Weg hierher hat mir Ben Trask einiges über Sie erzählt, und er hatte recht: Mithilfe Ihres Talentes haben Sie sofort meine Anwesenheit gespürt. Aber da ich meinem Vater so ähnlich bin, haben Sie mich mit ihm verwechselt und mich angesprochen. Aber hätten Sie das auch getan, wenn Sie mich für einen anderen gehalten hätten und nicht für Harry?«
    Gormley schwieg einen Augenblick. Ach!, erwiderte er schließlich. Möglicherweise nicht! Ich erkläre dir auch, warum!
    »Nein, lassen Sie mich raten! Es gibt Kreaturen, vor denen sogar den Toten graut, habe ich recht? Jemand, der in der Lage ist, zu der Großen Mehrheit Kontakt aufzunehmen, mit den Toten zu sprechen, nun, der könnte eine solche Kreatur sein. Sie verstehen, worauf ich hinauswill?«
    Trask hatte Nathan nicht gesagt, dass Sir Keenan Gormley von der Hand einer derartigen »Kreatur« gestorben war, eines Nekromanten namens Dragosani, der für das E-Dezernat der damaligen UdSSR gearbeitet hatte. Und Nathan war ebenfalls unbekannt, dass Harry Keogh seine Fähigkeiten als Totenhorcher dazu eingesetzt hatte, Dragosani zu töten und dem sowjetischen E-Dezernat in der Folge erheblichen Schaden zuzufügen.
    Doch Nathan bekam mit, wie Gormley, wenn auch körperlos, schauderte, und ihm war klar, dass sein Gegenüber sehr wohl verstand, wovon er sprach. Eben einem solchen Ungeheuer bin ich zum Opfer gefallen, erklärte der Tote. Einem Nekromanten, der meinen Leichnam in Stücke gerissen hat, um an meine Geheimnisse zu gelangen. Ja, du hast vollkommen recht! Heutzutage ... passen die zahllosen Toten gut auf, mit wem sie sich auf eine Unterhaltung einlassen.
    »Ebendies ist mein Problem«, entgegnete Nathan. Dabei spürte er, wie Gormley der Atem stockte, zumindest das Äquivalent davon.
    Die Toten wollen nicht mit dir reden?
    Nathans Schweigen genügte ihm als Antwort.
    Aber ... hast du es denn auch versucht?
    »Zu Hause in meiner Welt? Mehrmals, immer wieder, seit ich ein Kind war. Es war das Vermächtnis und zugleich der Fluch meines Vaters, des Necroscopen. Denn er endete als Wamphyri und niemand

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