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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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gleiche.«
    Trask nickte. »Das habe ich vom ersten Augenblick an gespürt, Nathan. Für mich bestand nie der geringste Zweifel daran, dass du Harrys Sohn bist. Du bist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten, und nicht nur das! Als du mich telepathisch angesprochen hast ... nun, du bist zwar äußerst lebendig, aber da war mir klar, was es heißen muss, mit einem Toten zu reden!«
    Goodly sagte nichts; aber ihm lief ein Schauer über den Rücken. Der Hellseher saß, Ellenbogen an Ellenbogen, neben Trask. Dieser spürte, wie Goodly zitterte. Er warf ihm einen Blick zu. »Was ist?«
    »Es geht los«, erwiderte Goodly. Er wirkte bleicher denn je. »Mein Gott! Jetzt, in ebendiesem Augenblick, braut es sich zusammen, Ben!«
    »Was denn?«
    »Alles! Die Zukunft ist dabei, sich zu verändern. Nicht wir sind es, die das bewirken, denn was sein wird, wird sein. Aber sie weiß ...«
    »Die Zukunft?«, unterbrach ihn Chung. »Willst du damit sagen, die Zukunft hat so etwas wie ein ... Bewusstsein?«
    »Wenn es darum geht, sich selbst zu schützen, schon«, entgegnete Goodly. »Das sollte man jedenfalls annehmen.«
    Nathan schüttelte den Kopf. »Man sollte niemals versuchen, einen Blick in die Zukunft zu werfen.«
    »Denn es ist eine fragwürdige Angelegenheit«, pflichtete Zek ihm bei.
    Einen Augenblick herrschte Schweigen. Schließlich räusperte Trask sich und sagte: »Ich kenne da jemanden – einen Toten, der bereit wäre, mit dir zu reden, Nathan. Zumindest gehe ich davon aus. Und danach ... wer weiß, vielleicht werden die anderen es ihm dann gleichtun.«
    Trask verlor keine Zeit. Er bestellte zwei Wagen des E-Dezernats und sie fuhren zu einem inmitten einer Parkanlage, einer einzigen großen Ruhestätte, gelegenen Krematorium in Kensington. Es war ein kühler Abend und als sie dort ankamen, war es bereits dunkel. Doch die Tore standen weit offen; Trauernde hatten hier jederzeit Zutritt. Trask führte seine Gefährten an Sir Keenan Gormleys winzige Grabstätte, eine etwa sechzig mal sechzig Zentimeter messende, ungefähr zwanzig Zentimeter hohe Granitplatte mit einer Tafel aus rostfreiem Stahl, auf der Gormleys Lebensdaten verzeichnet waren und die Inschrift:
Viel geliebt und von allen vermisst,
doch nun ruht er in einer besseren Welt!
Requiescat in Pace!
    »Das ist von seiner Familie«, erklärte Trask. »Hätte das Dezernat freie Hand gehabt ... Nun, durchaus möglich, dass wir etwas vollkommen anderes gemacht hätten. Etwas eher Esoterisches, das besser zu ihm gepasst hätte. Aber vielleicht ist es am besten so. Zumindest fällt es niemandem auf und er kann wirklich in Frieden ruhen. Seine Asche haben wir hier verstreut und dies hier ist seine Ruhestätte. Er ist hier, hier hat Harry Keogh damals mit ihm gesprochen.«
    Nachdem sie ihm die Inschrift vorgelesen und auch den letzten Satz übersetzt hatten, schüttelte Nathan den Kopf. »Sie ruhen nicht in Frieden, bestimmt nicht. Die meisten von ihnen finden keine Ruhe, müsst ihr wissen. Sie hängen ihren Gedanken nach, quälen sich mit Erinnerungen und reden viel miteinander. Aber es ist einsam dort in der Dunkelheit und es ist mit Sicherheit keine bessere Welt. Mehr noch, als wir sie vermissen, sehnen sie sich nach der Welt der Lebenden.«
    Noch während er diese Worte aussprach, geriet er ins Wanken und Trask musste ihn stützen, bis er das Gleichgewicht wiedererlangte.
    »Nathan?«
    Im ersten Moment gab Nathan keine Antwort, weil er dem Widerhall eines Rufes lauschte, der in seinem Kopf erscholl: HARRY!!!
    Es klang so klar und so voller Leben, dass er sich umwandte, um festzustellen, wer da gerufen hatte. Die ESPer ringsum schwiegen. Sie blickten erstaunt, denn ihnen war nicht entgangen, wie ihm der Kiefer nach unten klappte, und sie sahen den entsetzten Ausdruck auf seinem Gesicht. Doch mit einem Mal erkannte Nathan, was los war. Er schüttelte Trasks Hand ab, ging in dem Kies neben der Granitplatte auf ein Knie nieder und streckte eine bebende Hand nach der Gedenktafel aus. Er konzentrierte sich und sagte : Nein, ich bin nicht Harry, sondern Nathan. Ich heiße Nath...
    – Natürlich bist du Harry!, unterbrach ihn der andere. Glaubst du, ich würde dich nicht wiedererkennen? Deine Wärme, deine ›Stimme‹, deine ganze ... Präsenz! Treib keine Scherze mit einem alten Freund, Harry! Sag, wie ist es dir ergangen? Wo hast du so lange gesteckt?
    »Was sagt er?«, erklang Zeks Stimme in Nathans Ohr. Er zuckte zusammen, als sie ihm die Hand auf die Schulter legte. Sie

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