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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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losgegangen!«
    »Also, Ersteres ist schlichtweg falsch!«, erwiderte Canker. »Mein ›Hund‹, wie du ihn nennst, hatte Anweisung, dir zu folgen und darauf aufzupassen, dass dir nichts passiert. Er ist lediglich misstrauisch geworden, weil du dich so heimlichtuerisch verhalten hast. Dabei hatte ich ihm gesagt, du würdest mutig auftreten! Und was den zweiten Punkt angeht, irrst du dich ebenfalls! Die großen, roten Spinnen gehören mir nämlich gar nicht. Sie leben nur hier. Ich habe keinerlei Gewalt über sie und kann ihnen keine Befehle erteilen. Sie sind einfach da und tun, was sie wollen. Aber ... du hast doch sicher auch Spinnen, nicht wahr? Oder sollte ich lieber sagen, in der Saugspitze gibt es Spinnen? Ich sehe, dass dies dich nur in Verwirrung stürzt! Du hast deine Stätte noch nicht zur Gänze erkundet und weißt darum gar nicht, wozu diese Kreaturen nütze sind. Nun, das lässt sich leicht ändern. Komm, ich zeige es dir!«
    Er ging Nestor voran in die von den Spinnen bevölkerte Höhle, doch Nestor machte keine Anstalten, ihm zu folgen. »Was ist denn?« Canker blickte sich nach ihm um. »Kommst du nicht mit? Es besteht kein Anlass zur Vorsicht, Nestor! Eigentlich eher das Gegenteil! Je mehr Lärm wir veranstalten, desto besser!« Damit bellte er los und vollführte Luftsprünge, und sein irres Lachen erfüllte die Höhle und hallte von den Wänden wider. Staub rieselte herab. Hoch über ihnen hörten die phosphoreszierenden Spinnweben auf zu schwingen und kamen schließlich zum Stillstand.
    »Sie sind blind!«, lachte Canker. »Jedenfalls so gut wie. Ah, aber dafür hören sie umso besser! Nun, du musst dich auf Zehenspitzen hier hereingeschlichen haben, Nestor, dass sie sich so täuschen und dich mit einer Fledermaus verwechseln konnten. Aber da wir lärmenden Geschöpfe ja offensichtlich keine Fledermäuse sind, haben die Spinnen sich nach oben in ihre Nischen verzogen. Komm nur her, sieh es dir an, und du wirst verstehen!«
    In weiten Sätzen durchmaß er die Höhle, deren Boden zentimeterhoch mit ausgedienten, heruntergefallenen Spinnweben bedeckt war, die sowohl ihren phosphoreszierenden Glanz als auch ihre Haftfähigkeit eingebüßt hatten. Er strebte auf eine Ecke zu, in der staubbedeckte Gespinste wie Schleier herabhingen. Und hinter diesem Vorhang ...
    »Da!«, sagte Canker und wies mit dem Finger darauf.
    Mit einem Mal wurde Nestor klar, dass die alten Szgany-Mythen der Wahrheit entsprachen. Denn dort an der Wand stand eine geometrische Konstruktion, die an den Querschnitt durch eine Bienenwabe erinnerte. Sechs sechseckige Röhren bildeten einen Sockel, auf dem fünf weitere Röhren gestapelt waren. Über diesen befanden sich vier Röhren, darüber drei, dann zwei und schließlich eine. Eine Pyramide aus Röhren, Vorratsbehälter aus Wachs, das die Spinnen abgesondert und entsprechend geformt hatten, um etwas darin aufzubewahren. Nur was?
    Die Behälter waren fast zwei Meter zwanzig lang und hatten einen Innendurchmesser von sechzig Zentimetern. Nestor ging zu der Pyramide und wischte den Staub von dem nahezu undurchsichtigen Wachs. Die Röhre, die er sich ausgesucht hatte, befand sich in der Dreiherreihe, der vierten von unten, ungefähr in Schulterhöhe. In ihr steckte eine bis auf das Gesicht völlig von Spinnweben umhüllte Gestalt. Sollte das etwa ein Mensch sein?
    Nun, beinahe jedenfalls. Es handelte sich um einen braunen, ledrigen Trog. Sie lebten in Höhlen unter dem Grenzgebirge auf der Sternseite. Offenbar war er mumifiziert und ziemlich zusammengeschrumpft. Aber er war noch am Leben. Nestor vermeinte, das schwache Flattern eines Augenlides wahrzunehmen, und ihm war, als sehe er die aufgeworfenen Lippen leise zucken. Außerdem war das Wachs der Röhre direkt über dem Gesicht beschlagen, so als würde der Trog flach atmen.
    »Bravo!«, meinte Canker. »Dein Vampirinstinkt macht Fortschritte. Du hast dich ausgerechnet für die Zelle entschieden, die momentan als Einzige in Gebrauch ist.«
    »Zelle?« Nestor sah ihn an und Canker zuckte die Achseln.
    »Nenn es meinetwegen einen Brutplatz.«
    Nestor legte die Stirn in Falten und schüttelte den Kopf. Canker seufzte. »Hör zu«, sagte er, als sie, Canker voran, wieder hinausgingen. »Ich werde es dir erklären. Die Spinnen legen diese Kammern genau so groß an, dass ihre Beute hineinpasst. Hier in der Räudenstatt, überhaupt im gesamten Felsenturm, liefern wir, die Wamphyri, ihnen die Nahrung. Deshalb sind die Röhren groß genug,

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