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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Rettungsmission ihrer SoKo verlief. Über Funk gab sie Anweisungen, wo sie noch Verletzte ausmachen konnte, und koordinierte als allsehendes Auge. Als die Einsatzkräfte der Feuerwehr kaum zehn Minuten später anrollten, hatten sie fast alle Kids aus dem brennenden Gebäude geschafft.
    Bernanke war erleichtert, dass es glimpflich für die jungen Rebellen abgelaufen war; gleichzeitig ärgerte sie sich noch mehr: Der Täter hatte ihr bewiesen, dass er wirklich clever war. Sie nahm an, dass er sich in passender jugendlicher Aufmachung unter die Feiernden gemischt hatte, um nach dem Fälscher zu suchen.
    »Hier Auge fünf an alle«, meldete sich ein Ermittler. »Wir waren vorhin noch kurz im Atelier. Es ist komplett verwüstet worden. Mit voller Absicht. Wir haben Bilder gemacht, so gut es uns der Rauch erlaubte. Ich nehme an, dass es der Täter war.«
    »Hier Auge eins: Das nehme ich auch an. Abbruch. Ich wiederhole: Abbruch. Wir treffen uns in der Dimitroffstraße zu einer Besprechung. Ich will eine genaue Schilderung der Beobachtungen, die während der Evakuierung gemacht wurden«, befahl sie. »SEK-Team, Sie können abrücken.« Bernanke seufzte und schaltete den Laptop aus, dann fluchte sie laut und heftig.
    »Aber, aber«, sagte eine Stimme tadelnd hinter ihr. »Das gehört sich doch nicht für eine kluge Frau wie Sie.«
    Bernanke kannte die Stimme nicht. Aber sie wusste intuitiv, wer sich in ihren Rücken geschlichen hatte.
    Im Umdrehen zog sie ihre Dienstwaffe – und zielte auf die Türöffnung.
    Sie schluckte, drehte sich sichernd um die eigene Achse, ohne jemanden zu erkennen.
    Vorsichtig verließ sie das Zimmer, die P 10 im Anschlag und entsichert, den Finger auf dem Druckpunkt des Abzugs. Sie und ihr Team waren aufgeflogen, der Mörder hatte sie durch sein geschicktes Manöver enttarnt.
    Woher hatte er gewusst, wo sie sich befand?
    Bernanke wagte es nicht, an ihr Funkgerät zu greifen. Es war der winzige Moment der Unaufmerksamkeit, auf den der Täter lauerte, um sie anzugreifen.
    Sie gelangte ins Treppenhaus und zum Fahrstuhl.
    Mit dem Ellbogen betätigte sie den Knopf, die Augen und die Mündung auf den Gang sowie ins Treppenhaus gerichtet.
    Bernanke hörte das Surren, mit dem sich das Seil aufwickelte und der Lift angehoben wurde. Die Kabine näherte sich.
    Mit einem lauten mechanischen Klacken schaltete sich plötzlich das Licht aus. Die Zeitschaltuhr hatte den Glühbirnen den Saft abgedreht und sie zum Erlöschen gebracht.
    Dennoch war es nicht stockdunkel im Treppenhaus: Blaulichtlanzen stachen in unregelmäßigen Abständen durch die Scheiben, durchschnitten sie und warteten für Sekundenbruchteile, bevor sie die Finsternis erneut attackierten.
    Bernankes Puls beruhigte sich kaum. Die Gefahr war noch lange nicht vorüber.
    Aus der Etage über ihr erklang ein Rumpeln, dann hopste und rollte etwas quietschend die Treppe herunter: Ein Kinderwagen schälte sich aus dem Halbdunkel, kam Stufe für Stufe angesprungen; eine Kinderstimme heulte dazu, von den Stößen durchgeschüttelt. Das blaue Licht streifte ihn gelegentlich, betonte für ein Blinzeln Details: alberne Bärchen mit blauen Nasen auf dem Verdeck, einen Filzstiftfleck und einen Kratzer an der Seite.
    Schließlich verkantete sich das Vehikel und überschlug sich polternd. Decke, Matratze und ein kleiner, heulender Schatten flogen heraus und wirbelten umher …
    Bernanke fluchte und machte ein paar schnelle Schritte nach vorn, hielt die Waffe mit einer Hand, nahm den Finger vom Abzug und versuchte, das Kind zu fangen.
    Erst da bemerkte sie ihren Irrtum: Eine Kinderpuppe fiel vor ihr auf den Schoner aus grobem Sisal, aus dem geöffneten Plastikmund plärrte es anklagend.
    Da schwangen zwei Schuhsohlen in Höhe ihres Kopfes auf sie zu, kurz angestrahlt von einem zuckenden Blaulichtstrahl. Wieder diese Details: Profilsohlen, sauber und ohne Dreck, mehrere blitzende Schrauben.
    Sie versuchte auszuweichen und wurde an der Schulter getroffen. Bernanke stürzte und schoss gleichzeitig auf den Umriss, der humpelnd auf sie zukam. Im Schein des Mündungsfeuers der P 10 sah sie die weiße Maske mit dem großen Auge.
    Der Aufprall raubte ihr die Luft. Ihre Lungen waren wie mit Watte gefüllt, aber sie drückte den Abzug noch zweimal auf gut Glück.
    Dann ging der Kinderwagen auf sie nieder, traf sie am Oberkörper. Der Mörder hatte ihn wie ein Hammerwerfer gegen sie geschleudert. Das letzte bisschen Atem ging ihr durch den Aufprall verloren. Bunte Kringel

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