Totenblick: Thriller (German Edition)
nicht, aber es war marginal. Zwar konnte er immer noch nicht richtig begreifen, dass Rhode tot sein sollte, doch er fasste bereits einen Plan: Wenn die Bullen unfähig waren … »Kann ich die Bilder sehen, Herr Lackmann?«
»Nee. Dazu sind Sie hier falsch. Ich bin nicht mehr in der SoKo Bildermorde, genauso wenig wie Rhode.« Er stieß ein knappes frustriertes Lachen aus; es ging in ein Geräusch über, das man als unterdrückten Schrei deuten konnte. »Was wollen Sie mit den Bildern?«
»Sie mir ansehen.«
»Und dann?«
»Schauen. Mich erinnern. Suchen. Den Killer finden«, zählte er monoton auf. »Die Bullen können das anscheinend nicht.« Er nahm den Zettel, ohne ihn aufzuklappen, und wandte sich zum Ausgang. »Nicht persönlich gemeint.«
»Sie?« Lackmann lachte ihn aus, schwankte dabei leicht. »Der Personal Trainer. Ich weiß, dass Sie mal studiert haben, aber dass Sie schlauer als eine komplette SoKo und die Profiler des LKA und BKA SIND …«
»Ich bin nicht schlauer. Ich arbeite anders.«
»Träumen Sie weiter, Herr Löwenstein. Ich versuche es auf meine Weise«, murmelte er und raufte sich durch die Haare.
Ares blieb stehen. »Ich dachte, Sie gehören nicht dazu?«
»Stimmt. Aber da geht gerade gar nichts, nachdem es Bernanke erwischt hat. Ich sehe es nicht ein, mich der Untätigkeit anzuschließen.« Lackmann langte nach der Wodkaflasche, die er in einer Schublade verstaut hatte, und trank daraus. »Schönen Tag, Herr Löwenstein. Und viel Erfolg mit Ihren Methoden.«
Ares trat dicht an seinen Schreibtisch heran. »Arbeiten wir zusammen, Kommissar.«
»Wir?« Erstaunt sah der dünne Mann auf.
»Wir kombinieren unsere Vorgehensweise. Ich brauche Infos, an die nur Sie kommen. Ich nutze dafür die Wege, für die Sie Ihren Pensionsanspruch verlieren«, schlug er vor.
Lackmann wurde aufmerksam, er blinzelte. In seinen wässrigbraunen Augen sah man Zustimmung. »Kann ja sein, dass Sie ein paar einflussreiche Tiere durch Ihren Personal-Trainer-Job kennen, aber ob uns das was hilft?«
»Ich habe Sterz aufgestöbert, ich habe ihn auf dem Parkplatz zusammengeschlagen und dafür gesorgt, dass er gefunden wird«, stieß Ares hervor. »Mein Kontaktmann hat mir verraten, dass sich Sterz nach neuen Papieren umhörte. Ich folgte ihm …«
»Das denken Sie sich aus!« Er starrte ihn an.
Ares tippte sich gegen den rechten Unterarm. »Gebrochen von einem Schlag mit einem Klickstock, auf dem anderen Oberarm müsste er eine ordentliche Prellung haben sowie einen Nasenbeinbruch im Gesicht, weil ich ihn mit Wucht auf den Boden neben seinem blauen Golf geknallt habe. Die Pistole war geleert, das Ersatzmagazin lag daneben. Schauen Sie im Polizeibericht nach. Es gibt noch mehr Details, wenn Sie darauf bestehen.«
Lackmann lehnte sich zurück. »Warum?«
»Ich … wollte Pitt einen Gefallen tun.«
Jetzt schien ihm der Kommissar zu glauben. »Wie haben Sie das angestellt?«
»Arbeiten wir zusammen, Lackmann? Finden wir den Mörder meines Freundes?« Er hielt ihm die breite Hand hin. »Sie stellen keine Fragen, und es wird Ihnen später niemand etwas anhängen können.«
Der dürre Mann schlug ein. »Erledigen wir das Schwein!«
Ares ließ ebenso wie der Kommissar offen, ob er den Bildermörder fangen oder umbringen wollte, also nickte er nur vieldeutig. »Legen wir los.«
Lackmann stand auf und schaltete die Kaffeemaschine ein. »Ohne das Zeug wird es nicht gehen«, erklärte er. »Ich muss … ein bisschen klarer im Kopf werden. Wird nicht lange dauern.«
Ares fand es eine schöne Umschreibung dafür, dass er betrunken war und seinen Pegel senken musste. Er setzte sich und spürte, wie seine schweißnassen Klamotten an ihm klebten. Auch das war ihm egal. Schnell schrieb er wenigstens eine SMS an Nancy, nach Elisa zu schauen, bevor sie das Matheheft mit Fischen und Pinguinen zumalte.
Währenddessen erzählte ihm Lackmann langsam und mit schwerer Zunge, was sich nach dem Rauswurf aus der SoKo alles ereignet hatte, inklusive der Nacht des Brandes, in der die LKA-Beamtin getötet worden war.
Bernankes Obduktion hatte Kampfspuren nachgewiesen. Der Mörder hatte ihren Tod noch als Unfall getarnt, bei Rhode verzichtete er ebenso darauf wie bei dem unglücklichen SEK-Mann und dem Polizisten. Die Presse hatte man absichtlich außen vor gelassen. Es war alles bereits schlimm genug. Zwischendurch trank Lackmann unentwegt Kaffee, seine Betonung wurde besser.
»Dann fanden wir sein neuestes Werk. Heute
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